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SEGNITZ: Ausgekocht – das Schiff in Segnitz schließt

SEGNITZ

Ausgekocht – das Schiff in Segnitz schließt

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    Tradition geht zu Ende: Lange haben Anneliese und Willi Zink ihre Gäste bewirtet. Am 26. Dezember geben sie den Restaurantbetrieb auf.
    Tradition geht zu Ende: Lange haben Anneliese und Willi Zink ihre Gäste bewirtet. Am 26. Dezember geben sie den Restaurantbetrieb auf.

    Weihnachten hat in diesem Jahr für die Gastwirtsfamilie Zink in Segnitz eine besondere Bedeutung. Zum letzten Mal bewirten Willi und Anneliese Zink am zweiten Feiertag im Gasthof Zum Schiff die Gäste, dann schließt das gemütliche Restaurant seine Tür, und beide freuen sich auf mehr Freizeit.

    Willi Zink sieht diesem Tag mit einem lachenden und weinenden Auge entgegen, aber „dieser wird nicht zu tränenreich“. Auch seine Frau Anneliese ist entspannt wie nie. Beide wissen schon lange, dass dies der letzte Tag sein wird. Schließlich war der Zeitpunkt des Aufhörens so gewählt, wenn Willi Zink 65 Jahre alt ist. Schon nach seinem 60. Geburtstag hatte er die Metzgerei aufgegeben.

    „Sicher“, sagt Anneliese Zink, die seit 38 Jahren dabei ist, „es wird gelegentlich auch so sein, dass wir sagen, heute wären die oder die da“. „Wir werden aber in kein Loch fallen, wie es uns prognostiziert worden ist“, lacht Willi Zink. „Wir haben genügend Bretter, die Löcher abzudecken.“

    Anneliese Zinks Aufgabenbereich lag in der Küche („Wir haben Soßen, Suppen, Spätzle und Klöße alle selbst gemacht“) und bei den mittlerweile 13 modernen Gästezimmern, ihr Mann kümmerte sich um den Service und natürlich als gelernter Metzger um das Fleisch. Und das schon lange Jahre.

    1958 kauften Willi Zinks Eltern Johann und Marie Zink den Gasthof, nachdem sie zuvor eine Pachtwirtschaft in Thüngen hatten. Wie lange das Gasthaus zuvor schon Bestand hatte, weiß Willi Zink nicht. Nach seinen Unterlagen ist es etwa um 1840 abgebrannt und als Steinhaus wieder aufgebaut worden. Eine Urkunde von 1855 belegt die Tanzmusikerlaubnis. Einen Tanzsaal hat es auch bis 1958 gegeben.

    „Ich kam nie aus diesem Haus heraus”, erzählt Zink, der mit 14 Jahren eine Metzgerlehre begann und damit von früh bis spät im Betrieb war, war doch jedes Familienmitglied fest eingeplant und für Aufenthalte in anderen Betreiben oder gar im Ausland keine Zeit. Vor 50 Jahren stieg Willi Zink also in die Gastwirtschaft voll ein, 1981 übernahm er den Betrieb. „Vom Lehrling zum Betriebsinhaber“, schmunzelt Willi Zink.

    „Mein Traumjob war das nicht“, bekennt Zink heute. Denn er hätte gerne studiert. „Doch ich habe die Arbeit gerne gemacht“ und: „Ich war mit Leib und Seele dabei“, betont er. Das gleiche gilt für seine Frau. „Sie hat ja vorher gewusst, was auf sie zukommt“, sagt er und beide lachen, weil ihnen die Arbeit immer Spaß gemacht hat.

    Doch nun ist Schluss. Seine Tochter und sein Sohn haben sich für andere Berufe entschieden. „Sie sollten sich auch frei entscheiden“, sagt Zink. Ein solcher Betrieb sei nämlich „Stress pur“, bekennt er und freut sich nun mit seiner Frau auf ein druckfreieres Leben.

    Verpachten will er den Gasthof nicht. Falls sich aber ein Käufer findet, sei er nicht abgeneigt. Die nächsten zwei Monate wollen er und seine Frau erst einmal gar nichts machen. Dann soll der Betrieb in Form eines Hotel Garni laufen, das Restaurant bleibt aber geschlossen, der Stammtisch mit der Eckbank damit verwaist. Auf dieser sind sogar zwei Namensschilder angebracht: „Wilhelm“ und „Champers“ haben hier immer gesessen.

    Nachdem sie sich so lange den Gästen gewidmet hatten, haben Willi und Anneliese Zink nun mehr Zeit für eigene Unternehmungen oder für die Enkelkinder. Und sie haben Zeit für die Vereine. Er möchte wieder als Tenor beim Gesangverein mitsingen, sie zieht es zur Gymnastikgruppe des TV. „Unsere passiven Mitgliedschaften werden wieder aktive sein“, freuen sich beide und wünschen sich, vom nun ruhigeren Leben profitieren zu können.

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