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Volkach: Familien-Alltag in Uniform: Warum die Bundeswehr entscheidet, wie die Laackmans Weihnachten feiern

Volkach

Familien-Alltag in Uniform: Warum die Bundeswehr entscheidet, wie die Laackmans Weihnachten feiern

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    Oberstabsfeldwebel Jörg Laackman (rechts) ist in der Mainfranken-Kaserne in Volkach stationiert. Seine Frau Alexandra ist Spätberufene (links), hat mit fünf Kindern die Fallschirmjäger-Ausbildung durchgezogen. Tochter Paula studiert, die Söhne Jonas (hinten links) und Johann sind ebenfalls bei der Bundeswehr. 
    Oberstabsfeldwebel Jörg Laackman (rechts) ist in der Mainfranken-Kaserne in Volkach stationiert. Seine Frau Alexandra ist Spätberufene (links), hat mit fünf Kindern die Fallschirmjäger-Ausbildung durchgezogen. Tochter Paula studiert, die Söhne Jonas (hinten links) und Johann sind ebenfalls bei der Bundeswehr.  Foto: Thomas Obermeier

    Familie Laackman ist anders. Eine Patchwork-Familie, aber davon gibt es mittlerweile viele. Auch Fernbeziehungen, wie sie Alexandra und Jörg Laackman führen, sind nicht außergewöhnlich. Was die Laackmans besonders macht, sind ihre Berufe. Oder sollte man Berufung sagen? Fünf von sieben Familienmitgliedern arbeiten bei der Bundeswehr.

    Da ist Jörg Laackman, 53 Jahre, Oberstabsfeldwebel in der Mainfranken-Kaserne Volkach im Landkreis Kitzingen.

    Da ist Sohn Jonas Laackman, 23 Jahre, der an der Logistikschule der Bundeswehr im niedersächsischen Garlstedt ist und gerade ein Praktikum in Volkach macht.

    Da ist Alexandra Laackman, 51 Jahre, Oberstabsgefreite beim zur Deutsch-Französischen Brigade gehörenden Jägerbataillon 291 in Illkirchen-Graffenstaden.

    In Frankreich also, wo gerade auch Sohn Johann Klemm, 18 Jahre, seinen freiwilligen Wehrdienst leistet.

    Die älteste Tochter Jennifer Laackman, 29 Jahre, absolviert aktuell einen Fähnrich-Lehrgang.

    Bleiben zwei Familienmitglieder: Paula Klemm, 21 Jahre, studiert Internationale Politikwissenschaft in Amsterdam und möchte Diplomatin werden. Anni Klemm, 16 Jahre, geht in Straßburg zur Schule.

    Familientreffen werden generalstabsmäßig geplant

    Fernbeziehung? Eltern und Kinder hier und da zwischen Elsass und Unterfranken verteilt? Für andere sind Familientreffen lästige Pflicht. Bei Familie Laackman-Klemm werden sie, nun ja, generalstabsmäßig geplant. In diesem Frühjahr war es mal wieder so weit: Bei der Kommando-Übergabe in Volkach Ende März trafen sich immerhin fünf aus der siebenköpfigen Familie.

    Auch an Weihnachten daheim in Frankreich waren sie nicht komplett gewesen. "Einer fehlt eigentlich immer", meint Paula und überlegt, wann sich zuletzt alle gesehen haben. Es müsste der 50. Geburtstag der Mutter gewesen sein. "Wenn fünf sich sehen, ist das ein guter Schnitt", sagt Alexandra Laackman. "Das ist überdurchschnittlich", meint Johann. Alle lachen.

    "Einer fehlt eigentlich immer."

    Paula Klemm über Familientreffen in einer Bundeswehrfamilie

    Nicht nur die strategisch angegangenen Treffen sind anders bei der deutsch-französischen Familie.  Auch der Werdegang von Mutter Alexandra führte nicht geradeaus zur Bundeswehr.

    Als sie ihren Mann Jörg kennenlernte, war er schon bei der Bundeswehr. Alexandra Laackmans Mutter lebte da schon im Elsass und wie es der Zufall wollte, konnte sich Jörg Laackman zum Eurocorps in Straßburg versetzen lassen. Damit stand der Lebensmittelpunkt der zwei Familien aus dem Münsterland, die "vor 13 Jahren gepatchworked haben" fest: Frankreich. Klassisch kümmerte sich Alexandra Laackman, die eine kaufmännische Ausbildung hat, erstmal um die Familie. Denn: "Wir haben ja im Grunde die Kinder aus ihrem Kontext gerissen."

    Aus Langeweile informierte sich Alexandra Laackman über Jobs bei der Bundeswehr

    Als der Nachwuchs größer war, wollte Alexandra Laackman wieder arbeiten. Die Tätigkeit in einer Schule für Kinder mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen habe ihr zwar viel gegeben, sagt die 51-Jährige. Aber: "Als Ehrenamt ja, nicht als Beruf."

    Ihr Mann schlug vor, sie solle sich doch bei der Bundeswehr bewerben. Da gäbe es auch spannende Stellen und die Altersgrenze von 30 Jahren sei ja gefallen. Doch Soldatin wollte Alexandra Laackman eigentlich nicht werden. Ihrem Mann zuliebe und weil ihr zu Hause langweilig wurde, ging sie irgendwann doch zu einem Infogespräch mit einem zivilen Berater. "Das war wirklich nicht gut", erinnert sie sich heute lachend.

    Das konnte und wollte ihr Mann nicht auf sich sitzen lassen. Der Soldat organisierte ein Treffen mit einem Berufsberater der Bundeswehr. Erfolgreich.

    Jetzt sitzt Alexandra Laackman wie ihr Mann und die beiden Söhne in Flecktarn beim Treffen im Casino der Volkacher Kaserne. Der relativ kurzen Strecke wegen entschied sich Alexandra Laackman für eine Ausbildung bei den Fallschirmjägern in Merzig im Saarland. "Ich sag's Ihnen ehrlich, ich wusste auch nicht, was Jäger heißt", meint sie nur. "Und Fallschirmjäger sind schon sehr speziell."

    Verteidigungsstark: Jörg Laackman (von links), Alexandra Laackman, Paula Klemm, Jonas Laackman und Johann Klemm stellen sich in der Volkacher Mainfranken-Kaserne zum Gruppenfoto auf. 
    Verteidigungsstark: Jörg Laackman (von links), Alexandra Laackman, Paula Klemm, Jonas Laackman und Johann Klemm stellen sich in der Volkacher Mainfranken-Kaserne zum Gruppenfoto auf.  Foto: Thomas Obermeier

    Aber sie habe sich damals schnell entscheiden müssen, ein Gespräch mit ihrem Mann war nicht mehr möglich. 

    Die 51-Jährige erinnert sich noch, wie ihr Mann damals am Telefon scharf die Luft einzog. Ein Freund von der Bundeswehr habe ebenso reagiert. "Da dachte ich nur: Oh!"

    Mit gemischten Gefühlen habe sie im Dezember 2019 ihre Grundausbildung angetreten - und schnell ihren Spitzennamen weggehabt. Mutti. "Ich hätte auch wirklich von allen die Mutter sein können", sagt sie. War die Ausbildung schlimm? "Schlimmer. Ich habe jeden einzelnen Tag meine Entscheidung bereut."

    Jörg Laackman schmierte Pausenbrote, seine Frau marschierte mit Bettzeug durchs Dorf

    Aufgeben sei aber keine Option gewesen. "Die Grundausbildung wollte ich auf jeden Fall durchziehen." Und ihre Familie half. Jonas ging mit der Mutter trainingshalber zum Marschieren: "Wir haben unsere Rucksäcke mit ganz viel Bettzeug gepackt und sind wie die Verrückten durch unser Dorf gelaufen."

    Der Vater schmierte die Pausenbrote, während die Mutter beim dreitägigen Überlebenstraining in der Natur zeigte, was sie gelernt hatte. Seit vier Jahren arbeitet Berufssoldatin Alexandra Laackman nun beim Stab in Illkirchen-Graffenstaden. "Im Büro." Aus einem Flugzeug sei sie nie gesprungen. "Das ist dann doch nochmal eine andere Nummer."

    Mittlerweile ist auch Sohn Johann bei der Deutsch-Französischen Brigade stationiert. Nach dem freiwilligen Wehrdienst will er Karriere bei der Bundeswehr machen. Bei der Bundespolizei sei er nicht genommen worden, sagt der 18-Jährige, also habe er sich für die Armee entschieden. Wie sein Stiefbruder Jonas will er an der Universität der Bundeswehr in München Wirtschaftswissenschaften studieren.

    Beförderung zum Oberleutnant: Schulterklappen-Wechsel in der Volkacher Kaserne

    "Johann bei der Bundeswehr? Da hatte ich echt meine Zweifel", meint Stiefvater Jörg Laackmann, der Oberstabsfeldwebel. Aber, der "Chaos-Typ" habe sich toll entwickelt.

    Wie man bei der Bundeswehr Karriere macht, zeigt Jonas Laackman gerade an der Logistikschule in Niedersachsen. Dass sein Praktikum in Unterfranken ist? Reiner Zufall. Und es ist das erste Mal, dass Vater und Sohn am gleichen Ort stationiert sind. So ist nicht nur die Kommando-Übergabe in der Volkacher Kaserne Anlass für das Familientreffen in Volkach. Der 23-Jährige wird zum Oberleutnant befördert und Oberstabsfeldwebel Jörg Laackman selbst darf seinem Sohn eine Schulterklappe wechseln.

    Bei der Kommandoübergabe des Logistikbataillons 467 in der Mainfranken-Kaserne in Volkach wird Jonas Laackman zum Oberleutnant ernannt. Vater Jörg Laackman (links) und Oberstleutnant Holm Schreiter befestigen die neuen Schulterklappen.
    Bei der Kommandoübergabe des Logistikbataillons 467 in der Mainfranken-Kaserne in Volkach wird Jonas Laackman zum Oberleutnant ernannt. Vater Jörg Laackman (links) und Oberstleutnant Holm Schreiter befestigen die neuen Schulterklappen. Foto: Thomas Obermeier

    Nur die Älteste und die Jüngste können nicht dabei sein: Jennifer Klemm steckt mitten in ihrer Offiziersausbildung und bekam nicht frei. Schwester Anni musste daheim in die Schule. 

    Abkürzungen und Fachbegriffe: Tochter Paula versteht bei Familientreffen wenig

    Seit Oktober 2022 ist Oberstaabsfeldwebel Jörg Laackman in Volkach. Als Truppenversorgungsbearbeiter ist er für die logistischen Abläufe der Versorgungsdienste zuständig, das heißt für Material, Transport, Munition, Verpflegung und die Marketenderwarenversorgung, also für die Waren und Dienstleistungen des täglichen, privaten Bedarfs der Soldatinnen und Soldaten.

    30 Monate wird Laackman noch in Volkach bleiben, dann geht es in den Ruhestand und zurück nach Frankreich. Die Bundeswehr wird das beherrschende Thema am Esstisch bleiben. "Ich verstehe nicht immer, wovon sie sprechen", meint Studentin Paula Klemm nur. "Besonders, wenn Johann und Jonas miteinander reden." Zu viele Abkürzungen, zu viele Fachbegriffe. Zur Bundeswehr habe es sie nicht gezogen, meint die 21-Jährige. Sie will in den diplomatischen Dienst - sozusagen zivil in der weiten Welt im Dienst für Deutschland.

    Kriegseinsatz? Die Angst ist da, wird aber verdrängt

    Hat die Politikstudentin Angst um ihre Familie? Jörg Laackman war beim Auslandseinsatz der Bundeswehr in Somalia dabei. Und seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist Krieg auch in Deutschland kein fernes, abstraktes Thema mehr.

    "Ich denke nicht wirklich darüber nach, weil es aktuell nicht die Realität von uns ist", sagt Paula. "Aber wenn es so weit ist, wird es sicherlich schwierig." Mutter Alexandra Laackman hat weniger Angst um sich, aber um ihre Kinder. Doch ihnen allen seien die möglichen Konsequenzen bewusst gewesen, als sich verpflichtet haben, meinen die Laackmans. Deutschland verteidigen – dafür wurden sie ausgebildet und sie wären bereit, auch wenn sie den Ernstfall nie erleben wollen.

    Das nächste Treffen ist übrigens für Weihnachten in Frankreich geplant – mit so vielen wie möglich. So lange bleiben der Familie Video-Anrufe zwischen Volkach, Amsterdam, Elsass und irgendwo. Und Whatsapp-Gruppen. Das ist dann wie bei vielen anderen Familien auch.

    Die Bundeswehr als ArbeitgeberBei der Bundeswehr arbeiten etwa 260.000 Menschen, davon sind rund 181.800 Männer und Frauen in Uniform und 80.800 zivil angestellt. Seit 2001 dürfen Frauen in allen Bereichen der Bundeswehr arbeiten. Bis dahin war seit 1975 nur der Einsatz im Sanitäts- und Militärmusikdiensten möglich. Aktuell leisten 24.390 Frauen ihren Dienst bei der Bundeswehr.In der Mainfranken-Kaserne Volkach sind das Logistikregiment 4 und das Logistikbataillon 467 stationiert. Der Auftrag des LogBtl 467 ist es, die Erst- und Folgeversorgung mit Munition, Betriebsstoff, Verpflegung sowie Austausch- und Ersatzteilen in bis zu zwei Einsatzgebieten zeitgleich sicherzustellen. Die Logistiksoldaten der Mainfranken-Kaserne waren und sind bei nahezu allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt.Die Kaserne in Volkach, errichtet 1986, ist einer von knapp 1500 Bundeswehrstandorten im In- und Ausland. Aktuell sind dort 975 Soldaten und 106 Soldatinnen stationiert. Dazu kommen noch 67 zivile Beschäftigte.Quelle: Bundeswehr

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