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KITZINGEN: "Mir tut es leid um die Angestellten"

KITZINGEN

"Mir tut es leid um die Angestellten"

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    "Bereits zu Weihnachten bis 22 Uhr einkaufen", dies soll, geht es nach dem erklärten Willen der Mehrheit der Staatssekretäre aus den Wirtschaftsministerien der Länder bald Wirklichkeit werden (wir berichteten). Wie stehen Verbraucher und Geschäftsleute in Kitzingen zu diesem Thema?

    "Das Verbraucherverhalten wird durch geänderte Ladenöffnungszeiten weder in seinen Grundfesten erschüttert werden, noch sich grundlegend ändern", so Hermann Amendt vom Möbelhaus.


    Als "Schwachsinn" bezeichnet Angelika Haas vom Foto-Fachgeschäft die Pläne. "Die bisherigen Öffnungszeiten reichen vollkommen. Bei dem Vorhaben denkt keiner an das Personal", sagt sie.


    "Nicht so dafür" ist auch Richard Hirsch. Auch er denkt dabei an das Personal, das ein Recht auf einen Feierabend haben sollte. "Es darf nicht alles nur noch ums Geld gehen, aber wir können die Entwicklung eh nicht mehr zurückdrehen", sagt Hirsch.


    Man muss beide Seiten sehen", sagt Georg Birnstein aus Rödelsee. Einerseits seien verlängerte Öffnungszeiten für diejenigen die tagsüber arbeiten müssten nicht schlecht, andererseits müsse man aber diejenigen sehen, die dann länger arbeiten müssen: "Auch die brauchen Freizeit".

    "Die spinnen"! Kurz und bündig bringt Werner Urlaub aus Mainbernheim seine Meinung auf den Punkt. Es gebe ohnehin immer mehr Rentner, die genug Zeit zum einkaufen hätten. Auch er denkt dabei an das belastete Personal.

    Die gleichen Sorgen hat Franz Ludwig aus Iphofen. "Denkt man da eigentlich an das Personal", fragt der pensionierte Polizeibeamte. Es gebe jetzt schon Leute, die um fünf vor 20 Uhr "schnell" noch einkaufen wollten, wenn um 20 Uhr geschlossen werde und es werde die gleichen Leute geben, die dann um fünf vor 22 Uhr "noch schnell" einkaufen "müssten".

    "Mich kümmerts nicht mehr" sagt Ehefrau Hilde. Sie sei früher als Verkäuferin tätig gewesen. Für Frauen seien aber Familie und längere Öffnungszeiten schwer miteinander zu vereinbaren, sagt sie.


    "Am Samstag ja, vielleicht bis 18 Uhr", denn so wie bisher bis 16 Uhr sei zu kurz, da müsse man zum Frühstück so bald aufstehen, meint Brigitte Scherer. So ein langer Samstag reiche auch alle vier Wochen. Auch sie wirbt um Verständnis für das Verkaufspersonal und gibt zu bedenken, dass längere Öffnungszeiten, vor allem im Winter, höhere Kosten für Licht und Heizung verursachen würden.


    "Kein Problem" sähe Willi-Michael Winter von Abele Optik. Probleme sähe er für Geschäfte, mit nur drei Leuten an Personal. Bei Abele sei man mit neun Mitarbeitern bereits heute sehr flexibel. Wer drei Tage bis 22 Uhr arbeite, habe dafür entsprechend frei. Diese Regelung, bei einer 38-Stunden-Woche gelte bereits heute und funktioniere. Da das Mehr an Arbeitszeit mit dem gleichen Personal erbracht werden müsse, könne es allerdings ab und an zu Wartezeiten kommen, sagt Winter. "Ich bin kein Verfechter der längeren Öffnungszeiten, aber wenn der Verbraucher es will dann machen wir das", betont der Optiker-Meister. Der Kunde sei zwar König, aber an zweiter Stelle komme das Personal und das sei das höchste Kapital eines Betriebes, unterstreicht er ausdrücklich.

    "Ich bin nicht dafür bis 22 Uhr offen zu lassen" erklärt der Uhrmachermeister und Juwelier Alfred Schenkel. Wer sein Geld früh um neun Uhr ausgegeben habe, werde es am Abend nicht mehr ausgeben können, sagt Schenkel. Man müsse auch an die denken, die im Handel arbeiten und von denen gebe es ohnehin immer weniger. "Wer soll dann verkaufen", fragt Schenkel und ist der Ansicht, dass die geplanten Öffnungszeiten den "Zug zur grünen Wiese" verstärken.

    "Mir tut es leid um die Angestellten" sagt Manfred Pfnausch aus Kitzingen. Es sei nicht gerechtfertigt, diesen, wegen ein paar Leuten, die unbedingt meinten, nach 20 Uhr einkaufen zu müssen, die "Freizeit zu versauen. Bis 20 Uhr kann jeder seinen Einkauf erledigen".


    "Das sollte jeder halten wie er will und wie er mit einem Personal zurecht kommt", meint Dieter Breivogel aus Kulmbach, der derzeit in Sommerach zum Camping-Urlaub weilt. Eine Umsatzsteigerung werde es nicht geben, eher eine Umverteilung. Ob sich das Ganze lohne sei fraglich. Profitieren würden einige wenige und nur in Großstädten. Die Geschäfte machten die Supermärkte auf Kosten des Personals.

    Ähnlich denkt Gerd Elsner, ebenfalls aus Kulmbach. "Für gut frequentierte Urlaubs-Orte mag sich das Ganze rentieren", sagt er. Wolle einer sein Geschäft offen halten müssten die anderen in der Straße mitziehen, sonst lohne es sich nicht. Wer viele Angestellte habe, könne es vielleicht schaffen.


    "Ladenschlusszeiten? Sofort abschaffen", lautet die Forderung von Petra Pfeiffer. Jeder Geschäftsmann solle selbst entscheiden, wie lange er aufmachen wolle. "Es geht um den Service", sagt sie. Sie gehe jetzt schon bis 20 Uhr einkaufen, weil sie es vorher nicht schaffe, sagt die junge Frau.

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