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Kitzingen: Paukenschlag: Unerwartete Hoffnung für die Steigerwaldbahn

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Paukenschlag: Unerwartete Hoffnung für die Steigerwaldbahn

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    Es bleibt spannend: Eine mögliche Reaktivierung der Steigerwaldbahn ist wieder im Bereich des Möglichen. Die politischen Gegebenheiten haben sich geändert – weshalb der Kitzinger Kreistag die "Beerdigung" der Bahn kurz entschlossen von der Tagesordnung nahm. 
    Es bleibt spannend: Eine mögliche Reaktivierung der Steigerwaldbahn ist wieder im Bereich des Möglichen. Die politischen Gegebenheiten haben sich geändert – weshalb der Kitzinger Kreistag die "Beerdigung" der Bahn kurz entschlossen von der Tagesordnung nahm.  Foto: Barbara Herrmann

    Es war eine Art Trauermarsch. Oder besser: ein Trauerspalier. Vor dem Eingang der Steigerwaldhalle stand ein Dutzend "Trauergäste". Schwarz gekleideter Protest, durch den die Kreisräte durchlaufen mussten und der wohl anklagen sollte: Wir sind dagegen, dass ihr heute der Steigerwaldbahn den Garaus macht. Ein stummer Protest, vielleicht als schweigender Vorwurf gedacht. Dazu Nelken als Trauerblumen.

    Landrätin Tamara Bischof war bereits in der Halle, erschien kurz vor der Tür, um dem kleinen Protest-Trüppchen zu signalisieren: Wir haben euch wahrgenommen! Da schien es indes noch so, als würde in der Halle gleich alles seinen Gang gehen. Dass sich der Kreistag in seiner Jahresschlusssitzung unter dem Tagesordnungspunkt zwei gegen eine mögliche Reaktivierung der umkämpften Bahn aussprechen würde, schien reine Formsache. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich ein paar Tage zuvor der Verkehrs- und ÖPNV-Ausschuss des Kreises mehrheitlich gegen eine Reaktivierung ausgesprochen hatte. Das endgültige Aus für die über 40 Kilometer lange Strecke – es war spür- und greifbar, mögliche Alternativen wurden diskutiert.

    Das Fell des Bären

    Und dann passierte etwas, dass ziemlich stark an ein Sprichwort erinnerte, in dem es um das Fell des Bären geht. Es kam nämlich alles ganz anders, als erwartet. Es kam – wumm – ein Paukenschlag. Der hatte sich in Form einer ausgedruckten Mail sowie eines Briefes in die Tischvorlagen geschmuggelt. Absender der Mail, die einen Tag vor der Sitzung am Montag verschickt worden war: Gisela Krämer-Grünwald, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Der Brief stammte von der Kreis-SPD.

    Protest für den Erhalt der Steigerwaldbahn vor der Steigerwaldhalle in Wiesentheid vor der Sitzung des Kitzinger Kreistages.
    Protest für den Erhalt der Steigerwaldbahn vor der Steigerwaldhalle in Wiesentheid vor der Sitzung des Kitzinger Kreistages. Foto: Frank Weichhan

    Beide Parteien beantragten unisono "die Vertagung des Tagesordnungspunktes zwei".  Was sich Antrag zur Geschäftsordnung nennt. Und was bedeutet: Es wird sofort darüber abgestimmt, also ohne Diskussion, wie Landrätin Tamara Bischof erklärte. Das Abstimmungsergebnis: 48:10, damit die klare Mehrheit, damit von der Tagesordnung gestrichen. 

    Was für die Überraschung – weil völliges Umdenken – gesorgt hatte, wird in den beiden Anträgen so erklärt: In der Politik bewegt sich gerade einiges. So hat die bayerische Staatsregierung am 6. Dezember eine entscheidende Änderung bei der Reaktivierung von Bahnstrecken vorgenommen. Künftig können auch Strecken finanziell gefördert werden, denen eine eher schlechte Auslastung prognostiziert wird.   

    Fahrgastzahlen im Mittelpunkt

    Genau das war bei der Steigerwaldbahn der Fall: Eine entsprechende Analyse kam zu einem eher verheerenden Ergebnis. Vereinfacht gesagt wird einer reaktivierten Bahn gerade einmal die Hälfte der Nutzer vorausgesagt, die nötig werden, um in den Genuss einer Förderung zu kommen. Diese Bedingung, die den Kreis zum Nein-Sagen fast schon gezwungen hätte, fällt nunmehr überraschend weg – und damit können die Karten durchaus neu gemischt werden.

     Das eigentlich schon reklamierte Ende des Reaktivierungsversuch ist somit hinfällig, ein Öffentlicher Schienen-Personennahverkehr somit zumindest wieder denkbar. Es kann also durchaus eine Renaissance der Bahnstrecke geben. Zumal ein weiterer Interessent für die Bahnstrecke vom Markt scheint: Beim bayerischen Verkehrsministerium hatte zuletzt die Thüringer Eisenbahn GmbH mit Sitz in Erfurt angeklopft, ob sie die Strecke für Güterzug- oder Touristenfahrten – rein privatwirtschaftlich finanziert – nutzen dürfe. Der Antrag war ohne Angaben von Gründen abgelehnt worden.

    Alles auf Anfang?

    Und nun? Wie geht es weiter? Alles auf Anfang? In dem Antrag von SPD und Grünen heißt es, es gehe um eine Verschiebung "um einige Monate". In dieser Zeit wolle man "die neue Situation evaluieren".  Die SPD warnt zudem davor, die Aufsplittung der Strecke weiter ins Auge zu fassen: "Mit einer Zerschlagung der Strecke wären viele Zukunftschancen für Industrie, Handel, Gewerbe und Mobilität der Bevölkerung im ländlichen Raum vertan und unsere Infrastruktur würde geschwächt." 

    Statt "Klappe zu, Steigerwaldbahn tot" dürfte es in nächster Zeit eher so heißen: "Die Steigerwaldbahn ist tot, es lebe die Steigerwaldbahn!"

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