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Landkreis Kitzingen: Zu wenig Bedarf: Keine Zukunft mehr für die Steigerwaldbahn

Landkreis Kitzingen

Zu wenig Bedarf: Keine Zukunft mehr für die Steigerwaldbahn

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    Die Trasse der Steigerwaldbahn bei Lülsfeld in Richtung Süden. Im Hintergrund ist der Schwanberg zu sehen.
    Die Trasse der Steigerwaldbahn bei Lülsfeld in Richtung Süden. Im Hintergrund ist der Schwanberg zu sehen. Foto: Matthias Wiener

    Eine mögliche Reaktivierung der Steigerwaldbahn für den Öffentlichen Schienen-Personennahverkehr ist vom Tisch. Wie zuletzt der Landkreis Schweinfurt, beerdigte jetzt auch der Landkreis Kitzingen das Projekt. Der Verkehrs- und ÖPNV-Ausschuss des Kreises erklärte in seiner Sitzung am Montagnachmittag bei drei Gegenstimmen das Thema für beendet. Der Grund: Der Bedarf ist aktuell nicht da. Laut eines BEG-Gutachtens wird nur gut die Hälfte der nötigen Fahrgastzahlen erreicht, um die Wiederinbetriebnahme angehen zu können. Richtwert verfehlt – damit konnte der Kreis kaum anders, als Nein zu sagen.

    Ob ein Fahrgastzahlen-Richtwert in einem ländlichen Gebiet Sinn macht, darüber war zuvor noch einmal eine größere Diskussion entbrannt. Dies sei "nicht unbedingt das Kriterium" befand beispielsweise SPD-Kreis-Chef Robert Finster, zumal ja oft auch "der Appetit beim Essen kommt". Sollte heißen: Ist die Bahn erst einmal da, wird sie vielleicht auch besser genutzt, als es jetzt vorausberechnet wurde. Ähnlich sagen es die Grünen um Andrea Drexelius, die auf die Langfristigkeit einer Bahnstrecke ebenso hinwies wie auf mögliche steigende Schülerzahlen.

    Die Trasse der Steigerwaldbahn in Wiesentheid samt dem Bahnübergang über die Nikolaus-Fey-Straße. 
    Die Trasse der Steigerwaldbahn in Wiesentheid samt dem Bahnübergang über die Nikolaus-Fey-Straße.  Foto: Dominik Berthel

    Letztlich half all das aber nichts mehr: Dass die Fahrgastzahlen - als politische Vorgabe des Freistaates - erreicht werden, war eines von mehreren Bedingung, unter denen der Landkreis das Vorhaben "Reaktivierung" angegangen war. Durch die fehlende Bedingung soll nunmehr der frühere Reaktivierungsbeschluss des Kreistages aufgehoben werden. Dafür sprach sich der Ausschuss mit 10:3 Stimmen aus, der Kreistag muss dann noch einmal am 13. Dezember darüber abstimmen, was aber eher eine Formalie sein dürfte.  

    Landrätin: "Widerstände und Anfeindungen"

    Dass die Steigerwaldbahn-Diskussion zwischenzeitlich eine gewisse Brisanz bekommen hatte, machte Landrätin Tamara Bischof noch einmal klar. Sie sprach von "erheblichen Widerständen und sogar Anfeindungen". Letztlich habe sich der Landkreis "sehr bemüht, prüfen zu lassen, ob es eine Chance für die Steigerwaldbahn gibt". Dass es nun keine Renaissance der Bahnstrecke gebe, sei "bedauerlich für den Landkreis Kitzingen".

    Die Bahnstrecke von Gerolzhofen nach Kitzingen bei Kleinlangheim. 
    Die Bahnstrecke von Gerolzhofen nach Kitzingen bei Kleinlangheim.  Foto: Hartmut Hess

    Abgeräumt ist das Thema noch  nicht. Derzeit gibt es noch einen beim bayerischen Verkehrsministerium anhängigen Antrag des Unternehmens Thüringer Eisenbahn GmbH mit Sitz in Erfurt, das die Infrastruktur der Strecke soweit erneuern möchte, dass Güterzug- oder Touristenfahrten – rein privatwirtschaftlich finanziert – wieder möglich sind. Sollte der Antrag in München genehmigt werden, kann die Strecke auch nicht entwidmet werden.

    Eigene Pläne der Gemeinden 

    Wird das Ansinnen aus Thüringen abgelehnt, dürfte die Strecke Stück für Stück zerschlagen werden. In Kitzingen ist das bereits passiert, aktuell endet die Strecke in Großlangheim.  Die Anrainergemeinden hatten zuletzt kaum Interesse an der Steigerwaldbahn gezeigt – eher im Gegenteil. Vielerorts laufen bereits Planungen für eine anderweitige Nutzung, wie während der Diskussion aus den Reihen der Kreisräte – wie etwa vom ehemaligen Iphöfer Bürgermeister und Kreis-Chef der Freien Wähler Josef Mend – zu hören war.

    Neues Mobilitätskonzept

    Im Raum stand zudem noch ein Antrag der CSU. Darin geht es um die Frage, ob nicht wenigstens die Trasse erhalten werden kann, die dann in ein neues Mobilitätskonzept münden könnte. Der CSU schwebt dabei ein elektrisch betriebener Kleinbus vor.  Dieser autonom fahrenden Bus-Shuttle könnte dann auf der ehemaligen Bahn-Strecke unterwegs sein und eine neue Art von Mobilität einläuten. Man müsse "die Strecke sichern", betonte etwa der frühere Landtagsabgeordnete Otto Hünnerkopf. Schon deshalb, weil doch "in zehn bis 15 Jahren alles ganz anders aussehen" könne.

    Dass der Antrag ins Leere laufen würde, lag aber an der Kleinbus-Idee und einer geforderten Machbarkeits-Studie. Dies war nicht mehrheitsfähig. Robert Finster fühlte sich hier gar "an Stoibers Transrapid-Rede" erinnert. Und: Die aktuelle Bahnstrecke befindet sich nicht im Besitz des Kreises. Die Immobilien-Abteilung der Deutschen Bahn (DB) hat die Strecke an die Firma Gleisrückbau Meißner aus dem baden-württembergischen Dörzbach verkauft. Der Familienbetrieb hat sich seit 2005 unter anderem auf den Gleisrückbau spezialisiert.

    Nach einer Entwidmung würden die einzelnen Stücke deshalb wohl an die jeweiligen Gemeinden verkauft, so wie es bereits bei dem Kitzinger Teilstück passiert ist.

    Warum also, fragte beispielsweise Josef Mend, sollte der Kreis eine entsprechende Studie bezahlen? 

    Spätestens an dieser Stelle blies die CSU zum Rückzug: Der frühere Wiesentheider Bürgermeister, Fraktionsvorsitzender Werner Knaier, zog den CSU-Antrag schließlich zurück. Die Bahn-Diskussion war wieder einmal emotional verlaufen. Diesmal aber hieß es endgültig: Klappe zu, Steigerwaldbahn tot.  

    Der letzte Zug Am Freitag, 29. Mai 1981, gegen 14 Uhr im Bahnhof Gerolzhofen: Eine fast 2000 PS starke Diesellok der Baureihe 215 nimmt Fahrt auf. Viel zu ziehen hat sie nicht. Nur ein Personen- und ein Güterwagen hängen an der Lok. Es ist die letzte Fahrt des Nahverkehrszugs Nummer 7813 von Gerolzhofen nach Etwashausen. Gegen 15 Uhr schlägt dann im Bahnhof Etwashausen die letzte Stunde des Personenverkehrs auf dem rund 28 Kilometer langen Streckenabschnitt von der Steigerwaldstadt an den Main. Im Bahnhof Etwashausen geht eine 88-jährige Geschichte zu Ende, die am 17. November 1893 glorreich begonnen hatte. An diesem Tag verließ der erste Personenzug, gezogen von einer Dampflok mit gewaltiger Rauchfahne und lautem Pfeifen, den Kitzinger Bahnhof Richtung Gerolzhofen.  Quelle: Archiv

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