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Karlstadt: Die zeitlose Relevanz von "A Christmas Carol": Ein Theatererlebnis im Theater Gerbergasse in Karlstadt

Karlstadt

Die zeitlose Relevanz von "A Christmas Carol": Ein Theatererlebnis im Theater Gerbergasse in Karlstadt

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    Der Geizhals Ebenezer Scrooge (Klaus Brehm) bekommt nächtlichen Besuch.
    Der Geizhals Ebenezer Scrooge (Klaus Brehm) bekommt nächtlichen Besuch. Foto: Günter Roth

    Vor 180 Jahren hat Charles Dickens die Weihnachtsgeschichte "A Christmas Carol" geschrieben. Ein uralter Schinken mit wenig Bezug zur Gegenwart des 21. Jahrhunderts? Mitnichten: 20 Frauen, Männer und Kinder haben unter der Regie von Maria Emsden im Karlstadter Theater in der Gerbergasse eindrucksvoll gezeigt, dass das Stück "Die Seele der Weihnacht" heute genauso virulent ist wie damals - vielleicht sogar noch viel intensiver.

    "Weihnachten ist Humbug - Arme und Bedürftige sollen sich selbst helfen - Wofür gibt es Gefängnisse und Kinderheime?" Das eiskalte Herz des reichen Ebenezer Scrooge lässt sich nicht vom Gedanken an das bevorstehende Weihnachtsfest erwärmen. Er zählt stattdessen seine Geldstücke. Die Vorfreude seines Neffen und seines Angestellten auf das Fest kann er nicht verstehen.

    Doch in der Nacht vor Weihnachten bekommt Scrooge die Chance zur Umkehr durch den Besuch dreier Geister. Nach dem Satz des dänischen Philosophen Sören Kiergegaard, "Die Gegenwart ist die Frucht der Vergangenheit und gleichzeitig der Samen der Zukunft", wird er von den drei Geistern in die Weihnacht seiner Kindheit und Jugend, dann in die der Gegenwart und schließlich in die zukünftige Weihnacht geführt. Er erschrickt über die verschütteten Erinnerungen, über die verpassten Chancen mit seiner Verlobten: "Diese Enkel könnten heute meine sein!" 

    Bittere Erkenntnis

    Trotz der Armut freut sich die Familie über das Weihnachtsfest. Der Geizhals Ebenezer Scrooge (hinten Mitte) fühlt jetzt seine eigene Einsamkeit.
    Trotz der Armut freut sich die Familie über das Weihnachtsfest. Der Geizhals Ebenezer Scrooge (hinten Mitte) fühlt jetzt seine eigene Einsamkeit. Foto: Günter Roth

    "Von allen Geistern fürchte ich dich am meisten", sagt Scrooge zum Geist der künftigen Weihnacht, denn der zeigt ihm nicht nur den tief betrauerten Tod eines kleinen Jungen, sondern auch seinen eigenen – von dem fast keiner Notiz nimmt. Bitter die Erkenntnis: "Die Menschlichkeit hätte mein Geschäft sein sollen. Ich bin so reich und doch so arm!" Doch lässt sich die Zukunft ändern? - Ja, wenn sich der Mensch ändert. Und der reiche Geizhals räumt sein Leben auf; er nimmt sich vor: "Ich will feiern, singen, tanzen!"

    Die Regisseurin Maria Emsden packt den uralten Stoff weitgehend unverändert an und zaubert mit ihrem hochmotivierten Team eine überaus gelungene Verbindung zwischen dem 19. und 21. Jahrhundert. Das liegt vor allem an der bunten Mischung und dem authentischen Auftritt der Schauspielerinnen und Schauspieler, die neben ihren Rollen stets ein Stück ihres eigenen Wesens ohne übertriebenen Pathos, aber mit nachhaltigem Eindruck mit auf die Bühne bringen. Vor allem die schauspielerischen Fähigkeiten der Kinder – die jüngste ist gerade einmal drei Jahre alt – werden von Emsden punktgenau eingesetzt. Es wäre müßig, einzelne Akteurinnen und Akteure hervorzuheben – bis auf den Hauptdarsteller Klaus Brehm: Er verkörpert den Geizhals mit großer Hingabe und mimischen Können und lässt die Wandlung seiner Figur glaubhaft werden.

    Karten schon fast ausverkauft

    Klaus Brehm zeigt eine eindrucksvolle schauspielerische Leistung als Ebenezer Scrooge in der "Seele der Weihnacht".
    Klaus Brehm zeigt eine eindrucksvolle schauspielerische Leistung als Ebenezer Scrooge in der "Seele der Weihnacht". Foto: Günter Roth

    Auch wenn es in dem gut einstündigen Stück nie explizit ausgedrückt wird, kann man die Botschaft dieser Weihnachtsgeschichte durchaus in die Jetztzeit transferieren, in der zwar meist nicht der Geiz, sondern der überbordende Konsumgedanke den Blick auf die besondere Botschaft dieses Festes verstellt. Ebenezer Scrooge hat zum Schluss erkannt: "Die Menschen sind froh, einfach weil sie sich haben."

    Barbara Hubrich, die Chefin des Theaters in der Gerbergasse wies nach dem begeisterten Applaus des Premierepublikums auf weitere Aufführungen des Stücks hin, musste aber als Wermutstropfen mitteilen, dass diese schon weitgehend ausverkauft sind. Wer noch Restkarten haben will, sollte sich baldmöglichst um die Bestellung auf der Homepage des Theaters bemühen.

    Die Darstellerinnen und Darsteller des Stücks: Klaus Brehm, Yannick Walk, Stefanie Maselli, Fredi Arand, Kristin Opp, Sina Mahlo, Eva Maselli, Dorothea Pelzl, Waldtraud Flederer, Bob und Maria Emsden, Kai Tschanter, Julius Schmidt, Paul Weißenberger, Finn Walk, Felicia Walk und Melina Maselli.

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