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Wernfeld: Dirmbacher Hof: Die letzte Gaststätte in Wernfeld hat geschlossen

Wernfeld

Dirmbacher Hof: Die letzte Gaststätte in Wernfeld hat geschlossen

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    Der Dirmbacher Hof in Wernfeld ist kein Gasthaus mehr.
    Der Dirmbacher Hof in Wernfeld ist kein Gasthaus mehr. Foto: Björn Kohlhepp

    Seit Jahresanfang ist die letzte verbliebene Wernfelder Gaststätte, der "Dirmbacher Hof", geschlossen. Brunhilde Joth, 62, und Erhard Schultz, 66, die das Gasthaus etwa zehn Jahre lang geführt haben, erzählen, dass sie sich an Weihnachten gesagt haben: "Wir gehen in Rente." Der Gaststättenbetrieb, zuletzt nur noch drei Tage die Woche, habe sich einfach nicht mehr gelohnt, hinzu kamen gesundheitliche Probleme. Was noch bleiben soll, ist die vor ein paar Jahren modernisierte Pension mit Zimmern für Urlauber, Monteure und derzeit auch, organisiert über das Landratsamt, Flüchtlinge.

    "Uns sind bestimmt drei Viertel der Stammgäste weggestorben und Neue kommen nicht mehr nach", sagt Brunhilde Joth, die aus Erfurt stammt und Köchin, Fleischerin und Versicherungskauffrau gelernt hat. Als sie übernahmen, sei sonntags beim Frühschoppen noch alles voll gewesen, es wurde Karten gespielt. Sechs Tage die Woche sei damals noch geöffnet gewesen. Zuletzt seien in einer ganzen Woche vielleicht noch zehn Leute gekommen. "Kartenspielgruppen gibt's keine mehr", sagt Schultz. Gleichzeitig sei jedoch die Abgabenlast mit IHK, Berufsgenossenschaft, GEMA, Rundfunkgebühren und weiteren Abgaben und Steuern sehr hoch.

    2013 haben Joth und Schultz von den Pfisters übernommen

    Der 66-Jährige, der aus Niedersachsen stammt, und schon über ein Dutzend Mal umgezogen ist, erzählt, wie es dazu kam, dass sie 2013 das in den 1970ern erbaute Gasthaus von Lissy und Rudi Pfister übernahmen, die es ihrerseits zehn Jahre geführt hatten. Der Maschinenbauingenieur sagt, er sei als freiberuflicher IT-Berater unter anderem bei Schaeffler in Herzogenaurach und bei Bosch Rexroth in Langenprozelten tätig gewesen. In seiner Zeit bei Rexroth habe er unter der Woche gearbeitet, dabei in einer Pension in Langenprozelten gewohnt und sei wochenends immer zu seiner Lebensgefährtin gependelt. Damals habe er sich gedacht, dass eine eigene Privatpension doch was Feines wäre. Irgendwann erfuhr er dann von seinem Wirt, dass der Dirmbacher Hof zum Verkauf steht.

    Naiv habe er geglaubt, dass es für den Gasthof doch sicher viele Interessenten geben müsse. Aber er sei der einzige gewesen, und das Gasthaus habe auch schon ein, zwei Jahre zum Verkauf gestanden. "Das ging dann innerhalb von vier Wochen über die Bühne", erzählt er – mit Umzug von Erfurt und allem. Seine Lebensgefährtin übernahm den Gaststättenbetrieb, während er weiter seiner Arbeit nachging, zuletzt bei Würth. Stammgäste seien etwa die Damengruppe "Spätlese" gewesen oder die Jagdhornbläser, die wöchentlich ihre Übungsabende dort abhielten. Von Letzteren zeugen noch Dekowaffen und Geweihe an den Wänden.

    Nur Touristen waren wild auf Wild

    Jäger seien als regelmäßige Gäste praktisch gewesen, wenn man mal ein Reh oder ein Wildschwein gebraucht habe. Aber, so Schultz' Beobachtung: "Nur die Touristen essen Wild, die Einheimischen nicht." Zum Essen seien ansonsten mehr Gäste aus der Karlstadter Ecke als aus dem Raum Gemünden gekommen. Beliebt sei nach Martini immer der Entenbraten gewesen, dafür seien Vereine, Gruppen und Firmen nach Wernfeld gekommen. Höhepunkt waren einmal 26 halbe Enten gleichzeitig. Vom Ofen her sei das nicht das Problem gewesen, schwieriger hingegen war es, das Geschirr dafür zeitgleich heiß zu bekommen.

    Mit Corona habe der Vollbetrieb der Gaststätte ein Ende gefunden. Damals seien auch alle Feiern eingeschlafen. Auch der Versuch, mit monatlicher Livemusik vom Alleinunterhalter mit Sascha Derkum, 49, der im Dirmbacher Hof wohnt, habe vergangenes Jahr nicht gezogen. Zwölf Besucher sei das höchste der Gefühle gewesen, meist kamen lediglich eine Handvoll. "Stundenlang herumzustehen und zu warten, ob jemand ein Bier kauft, das lohnt sich nicht mehr", sagt Schultz. Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gebe es auch nicht, seine Kinder wohnten ganz woanders. An Verkauf denken Schultz und Joth nicht, er zweifelt auch, ob sich überhaupt ein Käufer fände.

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