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Eußenheim: Engpass auf dem Geflügelmarkt: Wird die Weihnachtsgans teurer?

Eußenheim

Engpass auf dem Geflügelmarkt: Wird die Weihnachtsgans teurer?

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    Irmgard und Thomas Wolf mit ihren Gänsen, die auf einer großen Wiese direkt an der Wern in Eußenheim (Lkr. Main-Spessart) leben. 
    Irmgard und Thomas Wolf mit ihren Gänsen, die auf einer großen Wiese direkt an der Wern in Eußenheim (Lkr. Main-Spessart) leben.  Foto: Dorothea Fischer

    Mit dem November beginnt auch die Gans-Saison: Ihr erster Höhepunkt ist um Sankt Martin, auf die Martinsgans folgt die Weihnachtsgans. Doch in diesem Jahr sind deutlich weniger Gänse auf dem Markt – vor allem im Frischwarenbereich. Das berichtet die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft. "Wer eine frische Gans aus der Region zum Fest haben möchte, der sollte sie bald bestellen", sagt Irmgard Wolf, die mit ihrem Mann in Eußenheim (Lkr. Main-Spessart) Gänse und Enten hält.

    Warum gibt es in diesem Jahr weniger Gänse?

    Das knappe Angebot sei der Geflügelpest im Frühjahr geschuldet. Davon betroffen waren  Zuchtgansbestände in Deutschland in denen das Geflügelpestvirus nachgewiesen wurde. Die Tiere mussten getötet werden, um einer Verbreitung entgegenzuwirken. Im März 2021 galt auch in ganz Unterfranken eine Stallpflicht für alle Hühner, Enten, Gänse und anderes Nutzgeflügel. "Viele Gänse mussten vor allem im Norden von Deutschland gekeult werden. Daher waren auch für uns Erzeuger viel weniger Tiere am Markt", sagt Wolf.

    Weniger Elterntiere bei den Gänsen - das bedeutet auch weniger Bruteier, was wiederum weniger Mastgänse zur Folge hat. "Neben Deutschland waren auch Polen und Ungarn von der Vogelgrippe stark betroffen", sagt Annika Nottensteiner, Geschäftsführerin beim Landesverband der Bayerischen Geflügelwirtschaft. Von dort kommen viele Gänse in den deutschen Handel. Außerdem habe die Corona-Krise den Geflügelzüchtern zugesetzt. "Viele waren unsicher, wie groß der Absatzmarkt sein wird und ob die Gastronomie überhaupt so viele Tiere wie früher abnimmt", sagt Nottensteiner. 

    Wie lange leben Mastgänse?

    Auf den Wiesen rund um den Hofladen der Wolfs wachsen jedes Jahr etwa 160 Gänse und 140 Enten auf. "Mit fließendem Gewässer der Wern", betont die Bäuerin. Gefüttert werden sie nur mit Getreide vom eigenen Bauernhof. Nach einiger Zeit im warmen Aufzuchtstall kommen die Jungtiere mit etwa acht Wochen auf die Weide. Dort bleiben sie den ganzen Sommer, bis sie im Winter nach 24 bis 32 Wochen geschlachtet werden. Neben der Vogelgrippe sei der Fuchs die größte Gefahr für die Tiere. "Gänse werden in Deutschland nahezu ausschließlich in Freilandhaltung gehalten, was mit einem hohen Bedarf an Weideflächen einhergeht", sagt Nottensteiner.

    Wann kommt der Gänsebraten traditionell auf den Tisch?

    Einige Gänse werden traditionell zur Kirchweih gegessen, einige am Sankt-Martins-Tag, dem 11. November. Aber die meisten Gänse, etwa 60 Prozent, kommen an Weihnachten in den Backofen. "Die Verbraucher schätzen das zarte Fleisch in Kombination mit der knusprigen Kruste", sagt Jutta Senger-Mahler vom Geflügelhof Mahler in Mühlhausen bei Estenfeld (Lkr. Würzburg). Mit ausreichend Freilauf wachsen dort etwa 500 Gänse auf, die vor allem von Stammkunden lange im Voraus bestellt werden. Daneben gibt es dort Perlhühner, Flugenten, Bauernenten, Wildenten und auch Puten.

    Sind Aufzucht und Haltung aufwendig?

    Für die Gänseküken benötige man zunächst einen Aufzuchtstall, sagt Claus Schmiedel, Geflügelfachberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg. Daher würden viele Landwirte ihre Gänse erst kaufen, wenn sie über sechs Wochen alt und bereit für das Freiland sind. Auf der Wiese mache die Haltung nicht mehr viel Mühe. "Erst das Schlachten ist dann die wirkliche Arbeit", sagt Schmiedel.

    Was frisst die Gans?

    Gänse fühlen sich auf der grünen Wiese wohl. "Alle anderen Geflügelarten brauchen Körner und Kraftfutter", sagt der Geflügelfachberater. Gänse essen am liebsten frisches, junges Gras, "das ist für sie auch am nahrhaftesten", so Schmiedel. Die Gans sei ein soziales und wachsames Tier. "Nur manche Exemplare sind auch ein bisschen streitlustig."

    Wie viel muss man heuer für eine Gans aus der Region zahlen?

    Der Preis für Gänse werde in diesem Jahr um bis zu 20 Prozent höher sein als im Vorjahr, sagt Nottensteiner. Das Kilogramm Gans aus Bayern koste heuer etwa 14,90 Euro. Für ein vier Kilogramm schweres Tier müsste man also mit etwa 60 Euro rechnen.

    Wo kommen die in Deutschland verspeisten Gänse her?

    Jeder Bundesbürger verspeist pro Jahr etwa 400 Gramm Gänsefleisch. "Allerdings stammen nur etwa 20 Prozent aus heimischer Produktion", sagt Nottensteiner vom Landesverband der Bayerischen Geflügelwirtschaft. Die meisten Gänse, die hierzulande verzehrt werden, kämen aus Polen oder Ungarn. Dies liege schlichtweg daran, dass Gänsefleisch ein eher hochpreisiges Fleisch sei und die Tiere in Polen und Ungarn billiger aufgezogen werden könnten.

    Gänse aus der RegionIn Bayern halten 2380 Betriebe Gänse, Enten oder Truthühner, so das Ergebnis der Landwirtschaftszählung 2020 des Bayerischen Landesamts für Statistik. In Bayern sind nur sieben Betriebe offiziell als Gänsezüchter registriert, so das Bayerische Landwirtschaftsministerium. In Unterfranken gibt es nur eine Handvoll Landwirte, die über 100 Gänse halten. Dazu kommen einige Hobbyhalter. Weder dem Landwirtschaftsministerium, noch dem Bayerischen Bauernverband liegen dazu genaue Zahlen vor.Der beste Weg zu einer Gans aus der Region führt über die Direktvermarkter. Auf der Internetseite www.einkaufen-auf-dem-bauernhof.com kann man nach Postleitzahl Anbieter suchen. Quelle: clk

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