Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Marktheidenfeld
Icon Pfeil nach unten

Marktheidenfeld: Frühere Mitarbeiterin des Wonnemars Marktheidenfeld wartet noch auf Gehaltszahlung: Warum dauert das so lange?

Marktheidenfeld

Frühere Mitarbeiterin des Wonnemars Marktheidenfeld wartet noch auf Gehaltszahlung: Warum dauert das so lange?

    • |
    • |
    Im November 2020 kamen die Angestellten des Wonnemar Marktheidenfeld täglich ins Bad, um während der Insolvenzphase Reparatur- und Reinigungsarbeiten zu erledigen (Archivbild).
    Im November 2020 kamen die Angestellten des Wonnemar Marktheidenfeld täglich ins Bad, um während der Insolvenzphase Reparatur- und Reinigungsarbeiten zu erledigen (Archivbild). Foto: Lucia Lenzen

    Einst wurde das Wonnemar in Marktheidenfeld mit einer pompösen Abendveranstaltung für geladene Gäste, Sekt für die ersten Saunagäste und Aktionen für die ganze Familie eröffnet. Seit der Schließung des Bades zum ersten Corona-Lockdown im März 2020 überschlagen sich die Nachrichten um das Bad: Insolvenzen, ein Investor und Rechtsstreitigkeiten. Am Montag verhandelt das Bayerische Oberlandesgericht in München darüber, wer denn nun Besitzer des Wonnemar Marktheidenfeld ist.

    Jetzt hat sich eine ehemalige Mitarbeiterin des Bades bei der Redaktion gemeldet, die noch auf Gehaltszahlungen wartet. Die 38-Jährige arbeitete dort von April 2019 bis zur Kündigung durch die Betriebsverwaltungsgesellschaft interSpa als Rettungsschwimmerin. Während der Arbeit lernte sie auch ihren heutigen Ehemann kennen. Namentlich will sie nicht genannt werden.

    Mitarbeitenden des Wonnemars Marktheidenfeld wurde im Dezember 2020 gekündigt

    "Ich finde es sehr traurig, dass zwar über das Bad berichtet wird, aber nicht über die Leidtragenden dieser ganzen Tragödie. Wir haben am 11. Dezember 2020 unvorbereitet unsere Jobs verloren, ohne Vorwarnung", sagt die Frau. Zudem seien die Lohn- und Gehaltsforderungen der ehemaligen Angestellten von Dezember 2020 und Januar 2021 bis heute noch nicht beglichen.

    Doch der Reihe nach: "Wir haben von einem auf den anderen Tag erfahren, dass das Bad schließen muss", sagt sie. Das war im März 2020 zum ersten Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie, als unter anderem Freizeiteinrichtungen auf staatliche Anordnung hin nicht mehr öffnen durften. Daraufhin führten viele Unternehmen Kurzarbeit ein, auch das Wonnemar Marktheidenfeld. Bis in die Sommermonate hinein hätten die Angestellten Kurzarbeitergeld erhalten und nicht arbeiten dürfen, so die Frau. "Die fünf Rettungsschwimmer wurden nach und nach in Teilzeit zurückgeholt, als das Freibad im Sommer 2020 wieder öffnete."

    Gerüchte über eine Insolvenz des Wonnemar im August 2020

    Im Durchschnitt mussten sie und ihr Mann fünf Monate lang von 840 Euro pro Person leben und damit auch den Kredit für das 2019 gekaufte Haus tilgen. Sie sagt: "Mit Stundungsanträgen bei der Bank und mit unserem Erspartem sind wir gerade so über die Runden gekommen."

    Als dieses Foto im Wonnemar Marktheidenfeld im Januar 2021 entstand, hatte die interSpa Betriebsverwaltungsgesellschaft den meisten Mitarbeitenden bereits gekündigt. In einem der Becken, das einzige, das leer ist, haben sich die verbleibenden Techniker für die Mittagspause eine Sitzecke eingerichtet (Archivbild).
    Als dieses Foto im Wonnemar Marktheidenfeld im Januar 2021 entstand, hatte die interSpa Betriebsverwaltungsgesellschaft den meisten Mitarbeitenden bereits gekündigt. In einem der Becken, das einzige, das leer ist, haben sich die verbleibenden Techniker für die Mittagspause eine Sitzecke eingerichtet (Archivbild). Foto: Joachim Spies

    Derweil machten im August 2020 Gerüchte über eine Insolvenz des Wonnemar Marktheidenfeld die Runde. Dem widersprach damals Badleiter Wilko van Rijn auf Nachfrage dieser Redaktion: "Wenn wir insolvent wären, würden die Tore zum Bad nicht mehr offen stehen." Doch am 23. September 2020 bewahrheiteten sich die Gerüchte. Die InterSpa-Gruppe mit all ihren Betriebsgesellschaften, unter anderem dem Wonnemar in Marktheidenfeld, stellte einen Antrag auf Insolvenz im Eigenverwaltungsverfahren.

    Rettungsschwimmer mussten im Wonnemar Wände verputzen

    Die Löhne und Gehälter für die kommenden drei Monate übernahm die Bundesagentur für Arbeit in Form von Insolvenzgeld. Sie und die anderen Rettungsschwimmer hätten Wände verputzt, Armaturen in den Duschen ausgetauscht und Becken geschrubbt, erzählt die Frau. "Man sagte uns, dass wir das für ,unser' Bad machen würden und wir damit unsere Jobs in die Zukunft retten würden."

    Sie selbst hätte nicht daran geglaubt, dass der Betrieb gerettet werden könne, Kolleginnen und Kollegen schon. Die Stimmung im Team sei gut gewesen, man hätte zusammengehalten. Deshalb habe sie nicht gekündigt. Immer wieder betonten die Verantwortlichen, dass es wichtigstes Ziel sei, die Arbeitsplätze erhalten zu können. Nachdem die verbliebenen 52 Angestellten ab 1. Dezember 2020 wieder in Kurzarbeit geschickt wurden, habe sie sich doch nach einer neuen Arbeitsstelle umgesehen und für Mitte Januar etwas in Aussicht gehabt. 

    Kurz vor Weihnachten 2020 kündigte interSpa den Angestellten

    Was am 11. Dezember 2020 passiert ist, habe sie trotzdem nicht geahnt: "Geschäftsführer Volker Kurz, in Anzug und Krawatte, ist in seiner fetten Limousine vorgefahren und hat uns alle von jetzt auf gleich hinauskomplementiert", berichtet sie. Es folgte die Kündigung zum Ende des Januars 2021. "Wir waren einfach nur fassungslos", erinnert sich die 38-Jährige. "Mein Mann und ich haben zusammen 440 Euro Kurzarbeitergeld für Dezember bekommen. Sonst nichts. Das reicht doch nicht zum Leben!"

    Die coronabedingten Einschränkungen hätten es schwierig gemacht, vor Weihnachten Arbeitslosengeld zu beantragen und die notwendigen Papiere vorzulegen. Die Frau sagt, sie sei im Austausch mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen. Für die Zeit vom 11. Dezember 2020 bis zum 31. Januar 2021 seien bis heute Lohn- und Gehaltsforderungen der Angestellten offen. Bei ihr nur etwa 1000 Euro, weil sie Mitte Januar 2021 die neue Arbeitsstelle angetreten habe; bei anderen, unter anderem ihrem Mann, einiges mehr.

    Rettungsschwimmer hätte gerne wieder im Wonnemar gearbeitet

    Im Januar 2021 folgte ein Regelinsolvenzverfahren, weil es der interSpa-Gruppe nicht gelungen ist, sich alleine zu retten. Vor rund einem Jahr hat die Frau einen Brief von Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz bekommen, der sie aufforderte, bis zum 17. August 2022 ihre Einkünfte für die Zeit während der Freistellung mitzuteilen. Eine Kopie des Schreibens liegt der Redaktion vor. "Das habe ich fristgerecht getan, aber seitdem nie wieder etwas gehört", so die Frau. 

    Auf Anfrage sagt Insolvenzverwalter Sedlitz: "Die noch ausstehenden Restlöhne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wonnemar Betriebsgesellschaft in Marktheidenfeld werden in den nächsten Tagen ausbezahlt." Es lägen nun alle Informationen der Beteiligten sowie die Abrechnungsvoraussetzungen vor. Das Verfahren habe aufgrund der Betriebseinstellung im Dezember 2020 in der Masseunzulänglichkeit geendet. Das heißt, aus dem Schuldnervermögen (Insolvenzmasse) konnten zwar die Kosten des Insolvenzverfahrens bezahlt werden, nicht aber die sonstigen Schulden. Deshalb sei der Umstand, dass jetzt doch noch Geld ausgezahlt werden könne, ein Erfolg, so Sedlitz.

    "Mein Mann hat lange gehofft, dass das Bad wieder aufmacht. Er wollte unbedingt in ,sein' Schwimmbad zurück. Doch nach sechs Monaten Warten hat er die Hoffnung dann doch aufgegeben", sagt sie. Als im Mai 2022 der Investor AIM Spa verkündete, dass neue Mitarbeitende gesucht werden, das Bad bald wieder geöffnet werde und sogar ein Tagungshotel gebaut werden solle, schöpfte er wieder Hoffnung. Nach Auskunft seiner Frau habe er sich sogar wieder als Rettungsschwimmer beworben – es habe jedoch niemand darauf reagiert.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden