Plätzchen, ein bunt geschmückter Baum und die Bescherung im Kreise der Familie – das verbinden wohl viele mit einem gelungenen Weihnachtsfest. Für alleinstehende Menschen und einen Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner in Seniorenheimen ist das oftmals nur noch eine schöne Erinnerung.
Um ihnen etwas Abwechslung zu verschaffen und sie auf Weihnachten einzustimmen, sangen Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm und Michael Zimmer, Dienststellenleiter der örtlichen Polizeiinspektion, an Heiligabend mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Seniorenheime Weihnachtslieder. Dazu spielten fünf Musikerinnen und Musiker auf ihren Blasinstrumenten.
Die meisten Menschen verbleiben an Weihnachten im Heim
"Nur wenige Menschen werden von ihren Angehörigen abgeholt, um Weihnachten mit ihnen zu verbringen", sagte eine Pflegekraft des Kreisseniorenzentrums Marktheidenfeld. Manche haben keine Familie, von anderen würden die Verwandten zu weit weg wohnen oder hätten kein barrierefreies Zuhause für den Rollstuhl der Oma. Ein anderer Bewohner sei auf Vollzeitpflege angewiesen, die die Verwandtschaft nicht leisten kann.

An den Nachmittagen würden viele Besucherinnen und Besucher ins Heim kommen, um Verwandte zu besuchen. Wer dennoch alleine ist, dem wird Beschäftigung geboten – zum Beispiel Spiele oder Weihnachtslieder singen.
Erst gar keine Traurigkeit aufkommen lassen
Die Adventszeit kann für alte Menschen schnell traurig werden. Das Pflegepersonal versuche, dass Weihnachten im Seniorenheim nicht in Melancholie umschlägt und sie dennoch ein schönes Fest erleben, so die Mitarbeitende. "Wenn die Menschen nicht hinaus können, um das zu erleben, holen wir uns die Feste herein."
Das beginne damit, dass die Adventszeit und die Vorbereitungen auf Weihnachten zelebriert würden. Davon zeugen der Adventskranz mit vier dicken roten Kerzen, die an diesem Tag schon weit heruntergebrannt sind, ebenso, wie die Krippe auf der Anrichte und die Papiersterne an den Fensterscheiben.
Vorbereitungen auf Weihnachten im Seniorenheim
An den Christbaum im Eingangsbereich der Station habe jeder der Bewohnerinnen und Bewohner eine Kugel gehängt, sagt die Frau. Und für jeden gab es einen Brief mit Weihnachtsgrüßen von Kindergartenkindern. Die Weihnachtsandacht hat am Vortag stattgefunden, zum Kaffee am Nachmittag wird es Torte für alle geben, an den Feiertagen jeweils "ein richtiges Festmahl".

"Für mich ist das Singen mit den Bläsern jetzt schon der Höhepunkt des Tages", freute sich eine Bewohnerin. Die Idee für die Besuche im Kreisseniorenzentrum, im Haus Lehmgruben und im Seniorenzentrum Mainbrücke hatten die Mitglieder des Blasmusik-Quartetts "Spessarthörnle". Eigentlich spielen Doreen Latta, Ralf Weiß, Yvonne Weiß und Armin Weyer Alphörner. Die seien aber zu groß, um sie mit in die Seniorenheime zu nehmen, weshalb sie für das kleine Konzert ihre Tenorhörner und Trompeten einpackten.
Polizeiuniformen machten bei Senioren Eindruck
Unterstützung bekamen sie von Martin Kaufmann und seiner Tuba, der wie Yvonne Weiß und früher auch Armin Weyer, als Beamter bei der Polizeiinspektion Marktheidenfeld arbeitet. Als sie ihrem Chef, Polizeihauptkommissar Zimmer, von ihren geplanten Auftritten in den Seniorenheimen erzählten, war er – ebenso wie Bürgermeister Stamm – gerne bereit, die Musikerinnen und Musiker zu begleiten.

Vor allem die Polizeiuniformen schienen mächtig Eindruck zu machen. Noch bevor die ersten Töne erklangen, raunte eine Bewohnerin: "Ich wusste gar nicht, dass es ein Polizeiorchester in Marktheidenfeld gibt."
Zu Tränen gerührte Seniorin auf Pflegestation
Neben bekannten Weihnachtsklassikern, bei denen viele der Bewohnerinnen und Bewohner textsicher waren und lauthals mitsangen, spielten die "Spessarthörnle" etwa auch den Andachtsjodler. Eine Bewohnerin war zu Tränen gerührt, immer wieder wischte sie sich die Augenwinkel mit einem Taschentuch ab.

Der Gruppe sei es ein wichtiges Anliegen, Weihnachten für die besuchten Menschen schön zu gestalten. "Wir hätten an Heiligabend durchaus etwas anderes zu tun", fasst der Bürgermeister zusammen. "Wir machen das aber von ganzem Herzen gerne." Die Pflegekraft dankte ihnen und sagte, es sei wichtig, Abwechslung in den Alltag der Menschen zu bringen. Seit der Corona-Pandemie würden sich immer weniger Ehrenamtliche einbringen.
In der Adventszeit und Weihnachten sind die Altenpflegekräfte in den Einrichtungen besonders gefordert; weil sie an Adventssonntagen und an den Feiertagen arbeiten müssen, anstatt diese Zeit im Kreis ihrer eigenen Familien zu verbringen. Bewohnerinnen und Bewohner, die im Heim bleiben, würden besondere Aufmerksamkeit benötigen, so die Mitarbeitende. Oft müssten sie in dieser emotionalen Jahreszeit besonders einfühlsam auf die intensive Gefühlslage der Bewohnerinnen und Bewohner eingehen. Und gleichzeitig muss die Arbeit gemacht werden, der Tagesablauf muss weitergehen.