Eine alte Tradition bewahren und viel Spaß dabei haben. So sehen die 16 Mitglieder der Wombacher Gruppe "Zammgeheierte Klössköpf" ihre Tätigkeit an Fasching. Vor 15 Jahren haben sie mit dem gemeinsamen Wagenbau für den Faschingszug angefangen. Und auch in diesem Jahr nehmen sie wieder ein brisantes lokales Thema auf die Schippe.
Warum dieser "komische" Name "Zammgeheierte Klöassköpf"? "Wir sind eher zufällig zusammengekommen und zufällig ist auch dieser Name gefallen. Wohl, weil auch einige eben keine gebürtigen Wombacher, sondern reingeheiratet sind. Da niemand etwas dagegen gesagt hat, hießen wir dann einfach so", sagt Heinz Schick, der von Anfang an dabei ist und eigentlich aus Bergrothenfels stammt. Mit drei anderen Gruppenmitgliedern ist Schick im Hof von Hubertus Ullrich im "Ünnerdorf" eifrig am Werkeln. "Wir treffen uns immer einmal nach Weihnachten und da wird eigentlich immer schon die Idee geboren", freut sich Schick. "Dann geht es ruckzuck und wächst auch im Laufe des Bauens." Die Gruppe trifft sich zum Bauen dann auf jeden Fall mindestens an fünf Samstagen. "Für die Feinarbeiten und letzte Dekoration sind dann die Frauen zuständig. Da passiert auch noch Einiges am Faschingssonntagmorgen", plaudern die Vier aus dem Nähkästchen.
Abbaufeier am Rosenmontag
"Wir sind auch Weltmeister im Recyclen", betont Ullrich. "Alles was wiederverwendet werden kann, Bretter, Zaunlatten und so weiter, manche Sachen sind da schon Jahre dabei." Am Rosenmontag geht es dann schon wieder ans Abbauen. "Die meisten müssen ja arbeiten", sagt Schick. "Aber da machen wir immer nochmal eine richtige Feier draus."
Der erste Wagen vor 15 Jahren hatte noch das unverfängliche Thema "Jim Knopf und die Lokomotive", danach sind sie immer politischer geworden. So stellten sie 2017 Auswanderer aus Amerika auf der Flucht vor Donald Trump dar - als Puppen der Muppet-Show.
"Einmal haben wir einen kompletten Flughafen mit Terminal und Landebahn gebaut", erinnert sich Michael Reuß. "Da waren Friedhofslichter drauf, aufblasbare Flugzeuge und eine Eröffnungsuhr, denn es ging darum, wann denn der Berliner Flughafen endlich fertiggestellt wird. Die Uhr hatte Jahreszahlen, keine Stunden darauf."
Noch öfter haben die Wagenbauer aber Lokalthemen zum Anlass ihres Motivwagens genommen. "Einer der ersten war ein Kreisverkehr, den boten wir als Verkehrslösung für Lohr schon lange an, bevor es den echten überhaupt gegeben hat", erinnert sich Schick noch.
"Oder als die Lohrer überall herumgerannt sind, um Informationen für einen Hochseilgarten zu bekommen, hatten wir schon längst einen gebaut", ergänzt der Vierte im Bunde, Bernd Brönner. "Bis Lohr lang rumeiert, wird's in Wombach schon gefeiert", hat damals der Spruch auf dem Wagen geheißen.
Auch in diesem Jahr wird's wieder ähnlich werden. Ganz genau wollen es die Wombacher noch nicht verraten, bei welchem Thema der Stadt sie in diesem Jahr stranden. Auf alle Fälle ist es wieder eines, das schon lange im Lohrer Stadtrat diskutiert und bei dem schon viel Wasser den Main runtergeflossen ist, ohne dass es verwirklicht wurde.
"Da werden bestimmt heuer auch wieder Schleifen gedreht, das wird wieder nix, auch wenn es für 2019 geplant ist. Nur bei uns klappt das", sind sich die Vier wieder einig. Soviel verraten sie doch: "Es wird gemütlich auf dem Wagen und wir benötigen noch gaaanz viel Sand!"
Immer mehr Auflagen
Ein Wermutstropfen bei all dem Spaß und der vielen, gerne gemachten Arbeit liegt Heinz Schick noch auf der Seele: "Wir sind sehr stolz, dass es in Wombach einen so tollen Faschingszug gibt und wir diese alte Tradition noch aufrecht erhalten. Aber es gibt immer mehr Auflagen und immer weniger Wägen werden gebaut. Das finden wir alle sehr schade."
Wombacher Faschingszug Jedes Jahr am Faschingssonntag kommen Tausende Zuschauer nach Wombach. Der Faschingszug ist der größte im Lohrer Talkessel. Die Geschichte: 1977, im Geburtsjahr des Vereins "Karnevals-Club Wombach", startete auch der erste Faschingszug. Die Vorbereitung: Auf Initiative von Werner Wirth, dem heutigen Ehrenvorstand des KCW, gelang es innerhalb von 14 Tagen, den ersten Wombacher Gaudiwurm auf die Beine zu stellen. Die Teilnehmer: An ihm nahmen im Schnitt in den letzten Jahren jeweils rund 600 Aktive in 20 bis 25 Gruppen und sieben bis acht Motivwagen teil. Der Termin: In diesem Jahr findet er am Sonntag, 3. März statt. Start ist um 14 Uhr im Unterdorf. Die Strecke: Der Gaudiwurm bewegt sich entlang der Dorfstraße, dann durch den Hirtenacker- und Hofackerweg wieder bis zur Dorfstraße und zurück bis an die Bachstraße. Die Party danach: Von dort geht es ins Vereinsheim, wo die After-Zug-Party mit der Wombacher Blasmusik stattfindet. Ab 19 Uhr unterhält DJ Sunshine, Markus Schlemmer.