Das Gerücht über den Bau eines Low-Budget-Hotels in Bad Neustadt ist nicht neu. Bereits vor Monaten habe die örtliche Hotellerie das Gespräch mit Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner gesucht und um Anhörung im Stadtrat gebeten, so der Bad Neustädter Hotelier Manfred Griebel im Gespräch mit dieser Redaktion.
Griebel fungiert als Sprecher von sechs Bad Neustädter Hotels, die vergangene Woche einen Brandbrief an Bad Neustadts Stadträtinnen und Stadträte verfassten, in dem sie einen Stopp der Hotel-Planungen forderten. Unterzeichnet war das Schreiben mit "Neustädter Hotel Familien". Verantwortlich zeichnen die Betriebe Da Rosario, Hotel Residenz, Rhönperle, Stadthotel Geis, Schlosshotel Bad Neustadt und Schwan & Post.
84 Prozent der Gäste in Bad Neustadt sind aktuell Geschäftsreisende
In Bad Neustadt gebe es im Hotel-Bereich viele privat geführte, übernommene Betriebe, so Griebel. Vielmals sei die junge Generation bereits am Start. Doch auf längere Sicht wäre die Existenz dieser "Neuschter Familien" durch die Ansiedlung eines neuen Low-Budget-Hotels gefährdet, ist er überzeugt. Der Brief liefert als Argumentationshilfe "Zahlen und Fakten". Woher die stammen? Jeder der sechs aufgeführten Betriebe habe seine Zahlen abgegeben und daraus wurde der Querschnitt gebildet, so Griebel zum Hintergrund.

Geschäftsreisende machten demnach aktuell 84 Prozent des Gäste-Klientels in Bad Neustadt aus. Bedarf an zusätzlichen Hotelzimmern bestünde laut Ansicht der etablierten Hoteliers nicht, da die Auftragslage der Industrie, Abwanderungen, die zunehmende Digitalisierung und Insolvenzen zu einem Rückgang von Geschäftsreisenden und Übernachtungen führten. Die durchschnittliche Zimmerbelegung sei von 61 Prozent 2019 auf 49 Prozent 2024 zurückgegangen. "Vollbelegung haben wir in Bad Neustadt vielleicht an zehn Tagen", so Griebels Schätzung. Käme es möglicherweise einmal zu Engpässen, passiere das, wenn, nur sehr punktuell.
Überkapazität? Greift ein Low-Budget-Hotel bestehenden Hotels Gäste ab?
Die sechs Hotels verfügten derzeit über rund 160 Bestandszimmer. Käme ein Low-Budget-Hotel mit 90 Zimmern, eine andernorts übliche Größe, wäre das laut Griebel ein Anstieg um rund 60 Prozent. Es wäre damit direkte Konkurrenz zu einem Großteil der Bad Neustädter Anbieter. Anders als beispielsweise ein Wellness-Hotel, dessen Ansiedlung die Gruppe durchaus begrüßen würde. Ein Low-Budget-Hotel ziehe nicht zusätzliche Touristen an, sondern greife Gäste bestehender Hotels ab. Griebel fürchtet Investitionsstopps, Hotel-Sterben, Restaurant-Sterben und die Schaffung eines Marktmonopols.
Es gebe laut Griebel in Bad Neustadt nach wie vor Betriebe, "die kraftvoll sind" und die möglicherweise auf Anfrage hin Anpassungen des Angebots hätten vornehmen können. Für ihn sei nicht nachvollziehbar, weshalb die seitens der Stadt-Verantwortlichen nicht gefragt worden seien.
Auf die Frage dieser Redaktion, ob Hoteliers zu der Thematik im Stadtrat gehört wurden oder ob das zeitnah geplant sei, ging der Geschäftsleiter der Stadt Bad Neustadt, Maximilian Pfister, in seiner Antwort nicht ein.