Geben Sie es ruhig zu. Auch Sie haben an Weihnachten keine einzige Grußkarte geschrieben und per Post versendet. Wir leben schließlich im Zeitalter der Digitalisierung, nutzen das Handy, den PC und verschicken Nachrichten per Mail oder WhatsApp.
Man spart sich dadurch eine Menge Zeit und muss nicht mehr so kreativ sein. Es wird kein Papier und kein Stift mehr gebraucht. Man muss nicht mehr nach den richtigen Worten ringen. Das Aufkleben einer Briefmarke und der Gang zum Postkasten haben sich erledigt. Wir leben wirklich in einer modernen und bequemen Zeit.
Die vermeintlichen Vorteile wirken sich gelegentlich aber auch negativ aus und halten uns einen sehr unpersönlichen Spiegel vor. So geschehen bei einem Zeitgenossen aus dem Grabfeld: Am 23. Dezember erhielt er von einem Bekannten per WhatsApp ein weitergeleitetes Bild mit der Überschrift "Frohe Weihnachten". An Heiligabend schickte der gleiche Absender ihm noch einen Weihnachtsgruß in Form eines weitergeleiteten Videos. Dem Empfänger kam das Video bekannt vor. Denn er hat es am selben Tag schon von fünf weiteren Absendern erhalten. Vom bekannten Absender kam dann am 26. Dezember eine WhatsApp mit weitergeleitetem Foto, in der ein schöner zweiter Weihnachtsfeiertag gewünscht wurde.
Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende. An Silvester folgte ein Bild mit dem Untertext "Guten Rutsch". Und um den Vogel endgültig abzuschießen, schickte der gleiche Absender am Neujahrstag ein mehr oder weniger kitschiges Video und wünschte ein frohes neues Jahr. So viel "einfallsreiche" Zuwendung erlebt man doch wirklich selten.
Da lobe ich mir die Idee eines pfiffigen Zeitgenossen aus dem Streutal. Er hatte am 2. Januar einen ganz kurzen – aber selbst kreierten – Text in seinem WhatsApp-Status, der da lautet: "Danke - Euch auch".