Es waren die Tage kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr, da war es im Landkreis Rhön-Grabfeld stellenweise spiegelglatt. Über die Nacht auf den 20. Dezember spitzte sich die Situation dann zu, Busunternehmer meldeten dem Landkreis, dass sie aufgrund der Glätte ihre Touren nicht anfahren können. Das Landratsamt verkündete schließlich einen kompletten Schulausfall an jenem Dienstag.
Einige Eltern kritisierten die zu kurzfristige Verkündung dieses Ausfalls damals "erst" gegen 6 Uhr. Abhilfe schaffen könnte in Zukunft die moderne Technik, und zwar in Form des Modellprojekts "SmarterWinterdienst". Hierfür hat der Landkreis Rhön-Grabfeld aus den Händen von Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, einen Förderbescheid in Höhe von rund 671.700 Euro entgegengenommen.
Wie es in einer Mitteilung aus dem Landratsamt heißt, will der Landkreis bei der Sicherung der kreiseigenen Straßen in den Wintermonaten noch zielgerichteter und effizienter vorgehen. Und zwar auf eine smarte Art und Weise. Das Ziel: Der Räum- und Streudienst ist rechtzeitig vor Ort und lässt es erst gar nicht zu einer rutschigen Fahrt für Autofahrerinnen und Autofahrer kommen.
Wie funktioniert das Modellprojekt "SmarterWinterdienst" in Rhön-Grabfeld?
Dank des Modellprojektes "SmarterWinterdienst" werden in den kommenden Monaten insgesamt 19 Glättewarnanlagen an besonders anfälligen Straßenabschnitten des 340 Kilometer langen Kreisstraßennetzes installiert, die dann live sämtliche relevanten Informationen übertragen. Zum Beispiel: Wo ziehen die Temperaturen gerade an? Reicht der Salzgehalt auf der Straßendecke? Wohin müssen die Fahrer als Erstes zum Schneeräumen, Streuen und Co.? Das ist dann auf einen Klick sichtbar, erklärt das Landratsamt.

Das Projekt ist sozusagen eingebettet in das Förderprogramm "Land.Funk" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das Programm unterstützt spezielle Modell- und Demonstrationsvorhaben, welche die Möglichkeiten der neuen Mobilfunktechnik (Gigabitnetze) nutzen, um damit einen Beitrag zur Sicherung von Teilhabe und Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen zu leisten.
Als Landkreisvertreter waren Jörg Geier (Stabsstellenleiter Kreisentwicklung) und Projektmitarbeiterin Isabel Dörr in Berlin vor Ort, um den Bescheid – die Förderung entspricht 80 Prozent der gesamten Projektkosten – entgegenzunehmen.
Bei der Rhön-Grabfelder Projektidee "SmarterWinterdienst" handelt es sich laut der Mitteilung um ein Gemeinschaftsprojekt der Tiefbauverwaltung, der Kreisbauhöfe, der Stabsstelle Kreisentwicklung sowie der Interkomm-IT Rhön-Grabfeld.
Diese Wetterinformationen liefern die Glättewarnanlagen für die Kreisstraßen
Wie funktioniert es? Dank der Glättewarnanlagen werden neben einem Live-Videobild umfangreiche Daten ermittelt. Das sind Informationen zur Luft- und Fahrbahntemperatur, zum Tau- und Gefrierpunkt, zu Niederschlagsart und -menge, zur Windrichtung und -geschwindigkeit, zum Restsalz auf der Straße sowie zur Wasserfilmdicke.
Erfasst werden diese Daten durch Sensoren auf den Anlagen am Straßenrand, eine Kamera mit Infrarotbeleuchtung sowie weitere Sensoren auf der Fahrbahn. Die mit einer Alarmierungsfunktion ausgestatteten Anlagen erkennen insbesondere gefährliche Reifglätte frühzeitig und alarmieren den Winterdienst rechtzeitig für eine vorbeugende Streuung. Auch bei plötzlichem örtlichen Schneefall fordern diese Anlagen den Räum- und Streudienst über das Alarmierungssystem an.
Das sind die Vorteile durch die smarte Wintertechnik für Rhön-Grabfeld
Wie es in der Mitteilung weiter heißt, wird der Winterdienst so wesentlich smarter, effizienter und sicherer. Auch der Personaleinsatz durch die Kreisbauhöfe könne bedarfsgerechter gestaltet werden, Scout- und Leerfahrten entfallen künftig. Weiterer positiver Aspekt: Durch die Feststellung des Restsalzgehaltes auf der Fahrbahn kann Streumittel eingespart und dadurch die Umwelt entlastet werden.

Die Informationen sind aber nicht exklusiv für den Landkreis gedacht. Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden können ebenfalls von diesem System profitieren, eine Weitergabe dieser Daten an deren Bauhöfe ist angedacht. So können die Orte Rückschlüsse auf die aktuelle Wettersituation für ihre "eigenen" Straßen ziehen, für die sie selbst zuständig sind.
Auch die Bürgerinnen und Bürger sollen von der smarten Technik profitieren. Laut Landkreis ist ein automatisiertes und frei zugängliches "Glätte-Info-System" geplant.

Landrat Thomas Habermann: Eine Bereicherung für alle im Straßenverkehr
Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann ist laut der Mitteilung überzeugt davon, dass der "SmarteWinterdienst" für die Verkehrsteilnehmenden eine Bereicherung darstellen wird. Der Winter sei hier willkommen, doch die Verkehrssicherheit stehe an oberster Stelle.
"Vor allem in den kalten Monaten ist es wichtig, dass unsere Räum- und Streufahrzeuge zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind", wird er zitiert. Die smarte Technik werde für mehr Sicherheit und Effizienz im ländlichen Raum sorgen. Gleichzeitig leiste man einen Beitrag, die Umwelt zu schonen.