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Wargolshausen: Mit spektakulären Fotos: Kranführer kam vom Schwarzen Meer nach Wargolshausen, um einen Windrad-Flügel zu befestigen

Wargolshausen

Mit spektakulären Fotos: Kranführer kam vom Schwarzen Meer nach Wargolshausen, um einen Windrad-Flügel zu befestigen

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    Die Flügel werden an einem Windrad im Windpark Wargolshausen/Wülfershausen montiert.
    Die Flügel werden an einem Windrad im Windpark Wargolshausen/Wülfershausen montiert. Foto: Eckhard Heise

    Egal wie die Meinung gegenüber der Windkraft ist, Respekt flößen die Bauwerke durch ihre Dimensionen ein. Kein Wunder also, wenn sich immer wieder Schaulustige einfinden, wenn der spannendste Moment beim Errichten der Anlage erfolgt, die Befestigung der Rotorblätter. Doch etwas ernüchternd ist ein Gespräch mit dem verantwortlichen Kranführer: Was für den Laien ein aufregendes Schauspiel darstellt, ist für den Profi Routine.

    Wilhelm Kronberger macht seinen Job schon seit 23 Jahren. In der halben Welt ist der Österreicher im Einsatz gewesen, jetzt arbeitet er für die Firma Felbermayr aus Wels an der Donau, dem drittgrößten Kranunternehmen in Europa. Mehrfach war er beim Aufbau von Raffinerien in Afrika eingesetzt und nun seit einem halben Jahr bei der Firma Nordex am Windpark Wargolshausen/Wülfershausen. Er selbst lebt mit seiner Familie am Schwarzen Meer, von wo er gerade nach einem einmonatigen Aufenthalt gekommen ist. Erst zu Weihnachten sieht er seine Familie wieder.

    Kran für die Rotorblätter des Windrads wiegt über 1000 Tonnen

    Mit anderen Baustellen zusammengerechnet, hat er in diesem Jahr etwa ein Dutzend Windräder installiert. "Das ist inzwischen Routine, Adrenalinstöße verursacht das schon lange nicht mehr". Für den Außenstehenden mutet die Montage eines "Sterns" - dem komplett mit drei Flügeln montierte Rotor – allerdings spektakulär an.

    Wilhelm Kronberger hat tonnenschwere Lasten voll im Griff.
    Wilhelm Kronberger hat tonnenschwere Lasten voll im Griff. Foto: Eckhard Heise

    Zwei Tage dauert zunächst der Aufbau des 158 Meter hohen Krans. Mit allen Bestandteilen kommt das Arbeitsgerät auf ein Gewicht von über 1000 Tonnen. Wenn es der Platz zulässt, wird der Stern am Boden zusammengebaut, dazu wird ein zweiter, kleinerer Autokran benötigt. Der große Kran kommt zum Einsatz, wenn die beiden letzten Stahlsegmente des Turms installiert und das Maschinenhaus auf der Turmspitze aufgesetzt werden, an dem später der Rotor befestigt wird. Los geht es, wenn es der Wind zulässt. Sechs Meter pro Sekunde dürfen es höchstens sein.

    Sicherheitsmitarbeiter: Keine Probleme mit Windkraftgegnern in Rhön-Grabfeld

    Ab jetzt liegt die Verantwortung für die Last beim Kranführer.
    Ab jetzt liegt die Verantwortung für die Last beim Kranführer. Foto: Eckhard Heise

    Um kurz vor zehn Uhr ist es am Montag so weit. Das Gelände um das Windrad ist abgesperrt, ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes achtet darauf, dass jetzt niemand der Baustelle zu nah kommt. Später erzählt er, dass es hier eigentlich keine Probleme mit Windkraftgegnern gegeben habe. An einem Windpark in Frankreich habe er ganz anderes erlebt. Da wurden Mitarbeiter tatsächlich von aufgebrachten Menschen bedroht und Baufahrzeuge angezündet. Doch an der "Alten Wart", der Anhöhe oberhalb von Wargolshausen, geht es entspannt zu.

    Nachdem die letzten Vorbereitungen abgeschlossen sind, hebt der Österreicher Wilhelm Kronberger die Nabe an, an der die Flügel befestigt sind. Noch befindet sich die gesamte Konstruktion in der Waagrechten. 65 Tonnen hat jetzt Kronberger am Haken. Doch kaum hängt die Last frei, muss der Vorgang abgebrochen und das Gewicht wieder abgelegt werden. "Plötzlich hatte der Wind aufgefrischt und ein weiteres Anheben wäre zu riskant gewesen", erzählt Kronberger später. Nach einer halben Stunde lassen die Böen nach, der zweite Versuch beginnt.

    Zweiter Kran verhindert, dass die Konstruktion im Windpark Wargolshausen/Wülfershausen kippt

    Zentimeter für Zentimeter bewegt sich das Drahtseil nach oben. Langsam geht die Konstruktion in die Vertikale, dazu wird ein zweiter Kran eingesetzt, der verhindert, dass die Konstruktion zu früh kippt und womöglich einer der knapp 50 Meter langen Flügel mit dem Boden in Berührung bekommt. An zwei Flügeln sind außerdem Seile angebracht, mit denen Männer die Konstruktion in Balance halten.

    Nachdem auf halber Höhe die Senkrechte hergestellt ist, klinkt der Autokran aus, der "point of no return" ist erreicht. Jetzt muss die Arbeit zu Ende gebracht werden, eine Rückkehr zum Boden wäre eine äußerst riskante Angelegenheit, beteuert der 55-jährige Kronberger.

    Der heikelste Moment bei der Windrad-Montage in Wargolshausen

    Langsam bewegt sich die Konstruktion weiter nach oben. Zwei Monteure schauen aus dem Maschinenhaus aus etwa 150 Meter in die Tiefe und geben über Funk Anweisungen an den Kranführer. Als die notwendige Höhe erreicht ist, fährt der Kranführer sein Ketten betriebenes Arbeitsgerät wenige Meter langsam nach vorne, um in die Endstellung zu gelangen.

    "Das ist der heikelste Moment". Wenn jetzt Wind aufkommt und die 65 Tonnen zum Schwingen bringt, sei es praktisch unmöglich, die Nabe so in Position zu bringen, dass die Monteure mit der Verschraubung beginnen können. Bei einem der anderen Windräder mussten sie einmal zwei Stunden warten.

    Zwei Monteure erwarten die Last, die nur noch wenige Meter von ihrem Ziel entfernt ist.
    Zwei Monteure erwarten die Last, die nur noch wenige Meter von ihrem Ziel entfernt ist. Foto: Eckhard Heise

    Diesmal läuft alles glatt. Nach zwei Stunden sind die beiden Komponenten miteinander verschraubt. Kaum dass das Stahlseil des Krans von seinem Befestigungspunkt gelöst ist – wozu ein Monteur nach außen auf die Nabe klettern muss -, beginnt auch schon der Abbau. Langsam kippt der 100 Tonnen schwere Ausleger nach vorne, bis der Boden erreicht ist – auch noch einmal ein Vorgang, der eine erhebliche Belastung für das Material darstellt. Vor ein paar Wochen sei er dabei zu schnell gewesen, so dass die Spitze der Konstruktion abgebrochen ist und erheblichen Schaden verursacht hat, räumt der Kranführer ein.

    Bis Ende des Jahres sollen die Windräder im Windpark Wargolshausen/Wülfershausen in Betrieb sein

    Der gesamte Kran wird auseinander geschraubt und verladen – selbst das Kettenfahrwerk – um dann keine 500 Meter entfernt wieder aufgebaut zu werden. Theoretisch könnte man auch angesichts der Trockenheit mit dem Kran über die Felder fahren, doch das wollen die Bauern nicht, weil das Gewicht so hoch ist und der Boden zu stark verdichtet wird, schildert Kronberger.

    Diesmal kann sich die Mannschaft aber etwas Zeit lassen. Bei den letzten beiden Windrädern fehlen noch die obersten Röhren, die in Rostock gebaut und von dort angeliefert werden. Der Zeitplan, bis Ende des Jahres in Betrieb zu gehen, soll aber noch stehen.

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