Für die Viertklässler der Grundschulen steht in nächster Zeit eine wichtige Entscheidung an: der Wechsel auf eine weiterführende Schule. Aber auf welche? Informationsveranstaltungen helfen da üblicherweise weiter. Was aber tun, wenn das wegen der Corona-Pandemie nicht möglich ist? Ganz einfach: Man sucht sich eine neue Plattform, um seine Schule zu präsentieren. Die Udo-Lindenberg-Mittelschule Mellrichstadt macht es vor: Auf YouTube können Grundschüler und Eltern einen Einblick in das Schulleben gewinnen. In einem zehnminütigen Kurzfilm stellen Sophia und Luca aus der neunten Klasse ihre Schule vor.
"Was, du kennst die Udo-Lindenberg-Mittelschule noch nicht? Dann pass mal auf!" Und schon geht es los mit einem Rundgang durch das Haus, bei dem Sophia und Luca ihren Mitschülern einen Besuch abstatten und auch erklären, welche Bildungswege hier möglich sind – vom Mittelschulabschluss über den Quali bis hin zur Mittleren Reife, gleichwertig mit dem Abschluss an der Real- oder Wirtschaftsschule. Zudem gibt es das Angebot einer speziellen Förderung in der sogenannten Praxisklasse. "Wir sind von außen wie von innen eine sehr bunte Schule", wirbt Rektor Achim Libischer im Clip für seine Einrichtung. Hier soll nicht nur für die Schule, sondern fürs Leben gelernt werden. "Wir versuchen, aus Kindern Jugendliche zu formen, die mutig, weltoffen und stark ins Leben gehen", gibt der Schulchef als Maxime aus.
Kurzfilm ersetzt den Tag der offenen Tür
Eigentlich haben Schüler und Eltern im Februar oder März die Gelegenheit, das Schulhaus, das Angebot und die Lehrer bei einem Tag der offenen Tür kennenzulernen. Doch Corona schiebt dem nun schon zum zweiten Mal einen Riegel vor. Not macht erfinderisch: "Wir müssen neue Wege wagen", sagt Libischer, und so kommt die Filmkamera ins Spiel, um zu zeigen, was die Schule bereithält. Die Scheu vor der Linse hatte die Schulfamilie schon im vergangenen Jahr verloren. Kurz vor Weihnachten hatte die Mittelschule ein Mutmacher-Video zum Lennon-Klassiker "Imagine" gedreht und auf YouTube veröffentlichst, das mittlerweile über 20 000 -mal geklickt wurde. Das neue Video mit dem Titel "Die Udo-Lindenberg-Mittelschule stellt sich vor" steht seit wenigen Tagen online und soll natürlich auch möglichst viele Leute erreichen.

Knapp zwei Wochen haben die Dreharbeiten gedauert, zu denen eigens Schüler aus dem Homeschooling an den Mellrichstädter Bildungshügel kamen. Verschiedene Darstellungsformen mit Schülerinterviews, Rückblenden und witzigen Einlagen sollen für Information und Kurzweil sorgen. Der Vater eines ehemaligen Schülers, Sebastian Schneider aus Mellrichstadt, stand hinter der Kamera und hat die einzelnen Sequenzen zu einem zehnminütigen Werk zusammengefügt. "Damit wollen wir vor allem eines zeigen: Wir sind eine Alternative für alle, die noch nicht so recht wissen, wo der Weg hinführen soll", so Libischer. Er weiß, dass viele Eltern von Viertklässlern derzeit verunsichert sind, ob bei ihren Kindern durch den Lockdown Defizite entstanden sind. "Der Übertritt an die Mittelschule ist noch keine Entscheidung fürs Leben, den Kindern stehen hier noch alle Türen offen", macht der Schulchef deutlich.
Online-Lernen kann Präsenzunterricht nicht ersetzen
Die Situation an den Schulen ist derzeit keine leichte. An der Mittelschule sind alle Klassen im Homeschooling, einzig die Schüler der sogenannten Notbetreuung sind im Schulhaus präsent. Laut Libischer gibt es täglich zwei Pflichtkonferenzen für alle Schüler, die erste um 8 Uhr, wo die Aufgaben des Tages besprochen werden, und die zweite am Ende des Schultags, wo ein Resümee gezogen wird. Für alle, die zwischendurch Fragen zum Stoff haben, stehen die Lehrer telefonisch oder per Mail zur Verfügung. "Dennoch merken wir alle, dass Online-Lernen den Präsenzunterricht nicht ersetzen kann", so der Schulchef. Vor allem sei es schwer, die Motivation der Schüler über Wochen im Distanzunterricht aufrecht zu erhalten. Daher begrüßt er die Entscheidung der Politik, dass wenigstens für die Abschlussklassen ab 22. Februar wieder Wechselunterricht an der Schule stattfinden kann, wenn die 7-Tage-Inzidenz unter 100 liegt.
Libischer macht den Eltern Hoffnung, die Sorge um das Weiterkommen ihrer Kinder haben. Bis Weihnachten sei das Schuljahr normal verlaufen. Die fünf Wochen, die in diesem Jahr durch die Schulschließung fehlen, können seiner Meinung nach in den Abschlussklassen aufgefangen werden, wenn der Fokus nun verstärkt auf die Prüfungsfächer gelegt wird. Und auch für die unteren Klassen zeigt er sich in puncto Versetzung zuversichtlich: "Wenn die Schüler kurzfristig wieder zum Präsenzunterricht kommen können, kriegen wir das hin."
Das Video ist zu sehen auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=Tr_eMpilLzs