Die Idee, auf der stillgelegten Strecke der Steigerwaldbahn einen autonom verkehrenden und elektrisch betriebenen Shuttle-Dienst einzurichten, ist nicht ganz neu. Doch nun hat der Automobilzulieferer ZF, der einen Sitz in Schweinfurt hat, im Vorfeld des ITS World Congress in Hamburg ein Konzept vorgestellt, das auch für die ehemalige Eisenbahnstrecke zwischen Schweinfurt und Kitzingen passen würde. Bei dem Kongress werden Mobilitätskonzepte der Zukunft präsentiert.

In der Diskussion um die Wiederbelebung der rund 50 Kilometer langen Strecke der Steigerwaldbahn haben deren Gegner um den Schweinfurter Landtagsabgeordneten Gerhard Eck (CSU) bereits vor einiger Zeit einen alternativen Betrieb auf der Trasse ins Gespräch gebracht, auf der autonom fahrende Shuttles und ein Fahrradschnellweg parallel untergebracht werden sollen. Bei ZF heißt es dazu, dass das Unternehmen darauf angesprochen worden sei. Man habe daraufhin empfohlen, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben.
ZF setzt auf autonome Transportsysteme
Das Ziel von ZF, einer sauberen, effizienten, komfortablen Mobilität, erreiche man unter anderem durch den Aufbau von fortschrittlichen autonomen Transportsystemen, so das Unternehmen. Und weiter: "Gerne stehen wir daher mit unserer Technik und dem gewachsenen Know-how auch in der Region zur Verfügung, in der sich einer der größten ZF Standorte befindet."
In Schweinfurt gewinnt die Elektromobilität zunehmend an Bedeutung, hier ist auch der Sitz des Aftermarket-Geschäfts, das im neuen Konzept eine zentrale Rolle spielen dürfte.
Stillgelegte Schienentrassen werden zu Shuttle-Strecken
ZF liefert die Shuttle-Systeme, erstellt das Strecken-Layout, begleitet Einrichtung und Inbetriebnahme der Systeme und unterstützt beim Service. Die aktuell angebotenen Shuttles sind auf baulich abgetrennte Fahrspuren ausgerichtet und sollen eine Entlastung der angespannten Verkehrssituation in Städten bringen, sagt Torsten Gollewski, der für den Bereich zuständige Manager. Dabei könne die Anbindung des ländlichen Raumes deutlich verbessert werden.

"Stillgelegte Schienentrassen lassen sich zu autonomen Shuttle-Strecken umfunktionieren – und das zu deutlich geringeren Kosten, die alternativ die Reaktivierung elektrischer Schienenfahrzeuge mit sich brächte", erklärt er weiter. "Autonome Shuttle-Systeme auf abgetrennten Fahrspuren sind auch für die Fahrgäste besonders attraktiv, da sich so keine Verzögerungen durch Staus ergeben – im Gegensatz zur Fahrt mit Robo-Taxis, die sich als regulärer Verkehrsteilnehmer durch überlastete Straßen bewegen." In Passau ist ein Projekt bereits angelaufen.
Shuttles sind auf freier Strecke mit bis zu 60 km/h unterwegs
Die derzeit angebotenen Shuttles bieten Platz für 22 Passagiere. Sie sind innerorts mit bis zu 45 km/h, auf freier Strecke mit bis zu 60 km/h unterwegs. Nach Bedarf könnten mehrere Fahrzeuge hintereinander auf die Strecke geschickt werden. Dabei setzt ZF auf eine enge Kombination mit dem vorhandenen öffentlichen Personennahverkehr und mit der Bahn. Mit DB Regio Bus wurde bereits ein Partner gewonnen.
"Mit ZF hat DB Regio Bus einen starken Technologiepartner an der Seite, um den ÖPNV mit elektrischen, autonomen und flexiblen Shuttle-Bussen zu stärken", sagt Frank Klingenhöfer, der Vorstand von DB Regio Bus. "Wir verfolgen damit ein gemeinsames Ziel: die Straßen in Ballungsräumen, Städten und Gemeinden zu entlasten und den ÖPNV lokal emissionsfrei zu gestalten."
Wie wichtig das Thema angesichts der Klima-Krise ist, zeigt eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD). Das städtische Verkehrsaufkommen, sei für etwa 40 Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich, die weltweit im Passagiertransport erzeugt würden.
ZF-Manager: Bis 2035 benötigt Deutschland bis zu 30 000 Shuttles
Sowohl die Anzahl der Stadtbewohner wie auch deren Mobilitätsbedarf würden aber in den kommenden Jahrzehnten noch deutlich steigen. Neben einer konsequenten Elektrifizierung des urbanen Verkehrs seien intelligente Mobilitätskonzepte notwendig, damit Städte sowohl ihre Klima-Ziele einhalten, als auch ihren Bewohnern einen attraktiven Lebensraum bieten können.
Bis zum Jahr 2035 würden allein in Deutschland 30 000 Shuttles benötigt, sagt Torsten Gollewski. Der ZF-Manager ist überzeugt, dass sein Unternehmen von diesem Kuchen ein großes Stück abschneiden wird.
ZF in SchweinfurtMit 9000 Beschäftigten in Schweinfurt ist die ZF Friedrichshafen AG größter kommerzieller Arbeitgeber in Mainfranken. ZF mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee gilt mit seinen 153 000 Beschäftigten weltweit und einem Jahresumsatz von zuletzt 32,6 Milliarden Euro als einer der größten Autozulieferer der Welt. 2001 ging der bekannte Schweinfurter Kugellager-Spezialist Fichtel & Sachs in dem Konzern auf. Nutzfahrzeuge und Industrietechnik gehören ebenfalls zum Repertoire von ZF.Der Konzern ist in neun sogenannte Divisionen eingeteilt, die das Spektrum des 106 Jahre alten Unternehmens abdecken sollen. Dazu zählen die Division Aftermarket (Ersatzteile) mit Sitz in Schweinfurt und vor allem die Division Electrified Powertrain Technology, die den wichtigen Bereich der Elektromobilität vertritt. Viele Bahnen laufen hier in Schweinfurt zusammen, wo Mitte 2019 das konzernweite Entwicklungszentrum für E-Mobilität eröffnet wurde.Quelle: aug