Henkel veranstaltet unterfrankenweit das erste Chili-Wettessen, es geht um den Titel des „Chili-Checkers 2009“. „Ich esse selbst gerne scharf“, erklärt Henkel und beschreibt, wie es zu diesem Event gekommen ist. „Ich hab mit Freunden und Bekannten a wenig rumgesponnen, ein wenig recherchiert, und so kam's.“ Eigentlich wollte Henkel die erste Veranstaltung erst im Sommer machen, aber da die Resonanz so groß war, startete er noch vor Weihnachten.
Im Zelt werden die ersten Würstchen aufgetragen, mit „Red Jalape?os“ – ein bisschen schärfer als Tabasco. Alle Teilnehmer schaffen das mühelos, nur die Milch ist inzwischen eingefroren, und auch das Weizenbier hat sich in „Knusperhefe“ verwandelt. Bis zur vierten Runde leiden die Wett-Esser mehr unter der Kälte als unter der Schärfe der Soßen.
Pia Dees ist die einzige Frau in der Runde. Sie hat's „im Fernsehen gesehen, fand's lustig“. Und dachte: „So schlimm wird's schon nicht sein.“ Wie viele andere Wett-Esser auch hat sie ihren kleinen Fan-Club mitgebracht. Ihr größter Fan ist die Oma, sie feuert die junge Dame immer wieder an weiterzumachen, wenn die schon längst aufgeben will.
Bis zur sechsten Runde hält Dees durch, dann tröstet sie die Oma: „Du warst echt tüchtig.“ Die 71-Jährige findet die Veranstaltung „cool“ und probiert selbst einmal von der scharfen Sauce. Die Tränen schießen ihr in die Augen. „Da kann man jetzt wenigstens mitreden und weiß, warum die so jammern.“
Der Erste steigt nach dem vierten Durchgang aus, zwei weitere folgen nach Runde fünf, als die Würstchen mit der „Klapperschlange“ gewürzt werden. Sie sitzen drinnen im Lokal und wärmen sich auf, die Augen sind rot. „Es brennt noch“, sagt Thomas Christmann.
Joshua Fenn gehört zu den Profi-Teilnehmern. „Ich esse leidenschaftlich gerne scharf.“ Und hat auch den Kalauer seiner Zunft parat: „Dreimal soll's brennen: einmal beim Essen, dann auf der Toilette und am Ende in der Augen der Kanalarbeiter.“ Zuhause steht Fenn am Herd. Seine Frau Katrin erzählt, dass die dreijährige Tochter immer erst nachfragt: „Papa, kann ich das essen?“
Beim Wett-Essen lichten sich langsam die Reihen. Daniel Fenn: „Der Schmerz wird irgendwann weniger. Das ist, wie wenn du dir mit dem Hammer auf den Nagel haust.“ Bastian Breitenbach analysiert seinen Abbruch: „Jetzt geht nichts mehr. Ich hab' nur noch Schmerzen im Gesicht. Wenn die Würstchenstücke kleiner gewesen wären, dann wär' vielleicht noch was gegangen, aber die musste man richtig kauen.“ Den Aussteigern läuft die Nase, die Augen sind gerötet. Gut, dass die Profis ganze Küchenrollen Papier dabei haben, so langt es für alle.
Nach den Saucen „Pain 100 %“, „schwarze Witwe“ und „Da Bomb“ geht's in Runde neun. Auf dem Speiseplan: „Da Bomb final Answer“ – eine der schärfsten Saucen der Welt mit 1,5 Millionen Scoville. In dieser Einheit wird die Schärfe der Chilis gemessen Der Wert hängt mit dem enthaltenen Capsaicin zusammen, einem Stoff, der die Schmerzrezeptoren der Schleimhäute reizt und so die Schärfeempfindung auslöst. Ein Milliliter reines Capsaicin muss mit 15 000 Litern Wasser verdünnt werden, bevor man keine Schärfe mehr wahrnimmt.
Tatsächlich bleiben zwei Finalisten übrig. Zum Erstaunen von Veranstalter Henkel: In Deutschland habe es noch niemand geschafft, bis in die letzte Runde vorzustoßen. Die dortige Herausforderung trägt den Namen „The Source“, übertrifft ihre Vorgängerin um das Zehnfache und dürfte, so Köchin Kerstin Pfeuffer, nur noch mit Schutzbrille verarbeitet werden. Henkel warnt: „Solltet ihr im Kopf etwas merken, dann hört bitte auf.“ Oliver Hartmann und Markus Tewart bleiben tapfer: Sieben „Source“-Würstchen stopfen sie in sich hinein. Dann beschließen beide das Ende: Sie wollen sich den Sieg teilen.