Informationen dieser Redaktion, wonach ein Großteil der Trasse der stillgelegten Steigerwaldbahn von der Deutschen Bahn (DB) verkauft wurden, haben sich bewahrheitet. Am Donnerstagvormittag hat ein Bahnsprecher der DB Immobilien aus München nach einer schriftlichen Anfrage den Verkauf bestätigt.
Erste Hinweise auf einen angeblichen Verkauf der Trasse gab es bereits am Montag im Umwelt-, Verkehr- und ÖPNV-Ausschuss des Kitzinger Kreistags. Offiziell wollte sich aber niemand dazu äußern. Am Montag war auch nicht klar, welcher Streckenabschnitt betroffen ist, weil die DB Immobilien in zwei verschiedenen Angeboten sowohl den bereits entwidmeten Streckenteil auf der Kitzinger Gemarkung als auch den übrigen, zwar stillgelegten, aber noch nicht entwidmeten Streckenteil vom Großlangheim (Lkr. Kitzingen) bis Sennfeld (Lkr. Schweinfurt) zum Verkauf gestellt hatte. Die Beantwortung der von der Redaktion umgehend eingereichten Presseanfrage an die Deutsche Bahn hat sich bis Donnerstag hingezogen.

Ein Bahnsprecher antwortet nun recht knapp: "Zu Ihrer Anfrage kann ich Ihnen folgende Informationen geben: Der noch nicht entwidmete Teil der Steigerwaldbahn wurde verkauft." Damit handelt es sich also um die Teilstrecke von Sennfeld bis Großlangheim. Die Frage, wer der Käufer der Trasse sei, blockt die Bahn ab. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zu unserem Vertragspartner grundsätzlich nicht öffentlich äußern." Auch zum konkreten Kaufpreis gibt es keine Informationen. Die DB hatte die Strecke zu einem Mindestpreis von 780 000 Euro angeboten.
Nach Informationen dieser Redaktion soll es bis zu vier Kaufinteressenten gegeben haben, unter ihnen auch der Förderverein "Steigerwald-Express", dessen Mitglieder sich seit Jahren für eine Reaktivierung der Trasse stark machen. Der Verein hatten die Befürchtung geäußert, die Deutsche Bahn könne die Strecke möglicherweise an einen Schrotthändler veräußern, der die Gleise herausreißt und das Metall gewinnbringend zu Geld macht. Der "Steigerwald-Express" hat aber nicht den Zuschlag erhalten.
Risiko des Käufers
Für Juristen eröffnet sich nach dem Verkauf der staatlichen Trasse an Privat eine spannende Frage: Ist die Wiederinbetriebnahme der Zugstrecke jetzt überhaupt noch möglich? Ja, es dürfte aber deutlich schwieriger werden als bislang. Da die Strecke nicht entwidmet ist, behält das bisherige Bahngelände trotz des Verkaufs seine rechtlichen Privilegien. Das heißt: Findet sich ein Eisenbahnunternehmen, das Fahrten anbieten will, muss der neue Eigentümer dies dulden. Der Käufer ist also ein gewisses Risiko eingegangen.
Das 576 665 Quadratmeter große und rund 42 Kilometer lange Grundstück von Großlangheim bis Sennfeld war von der DB Immobilien im Mai drei Wochen lang im Internet zum Kauf angeboten worden. Im Juni wurde dann von der DB Immobilien das andere Teilstück, die ehemalige etwa 3,3 Kilometer lange Eisenbahnstrecke in Kitzingen, ins Schaufenster gestellt.
Die Verkaufspläne der Deutschen Bahn hatten zuletzt erhebliche politische Aktivitäten ausgelöst. Der Schweinfurter Landrat Florian Töpper (SPD) wandte sich schriftlich an Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU). In dem Brief, der mit der Kitzinger Landrätin Tamara Bischof (FW) abgestimmt war, bat Töpper den Minister, den Verkauf der Bahnlinie zu stoppen. Allerdings war fraglich, ob der Landesminister überhaupt in Entscheidungen eines Bundesunternehmens eingreifen kann.
Briefe nutzten nichts
Die Grüne-Bundesabgeordnete Manuela Rottmann, unterstützt von ihren Kollegen Cem Özdemir und Matthias Gastel, hatte in mehreren Briefen an die Bahn einen Stopp der Verkaufsverhandlungen gefordert, bis Klarheit über die Zukunft der Strecke besteht. Sie schrieb an Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der DB für den Freistaat Bayern. Persönlich warf sie dann einen Dringlichkeitsbrief an den DB-Infrastruktur-Vorstand Ronald Pofalla in den Briefkasten der DB-Konzernzentrale am Potsdamer Platz in Berlin ein. Gebracht hat es offenbar nichts.
Anträge der Fraktionen von SPD, Grünen und AfD im Bayerischen Landtag mit dem Ziel, den Verkauf zu stoppen, fanden im Gremium bei den Abstimmungen nicht die erforderliche Mehrheit. Keinen Erfolg hatten auch drei private Petitionen von Ricky Haubenreich aus Stadelschwarzach und Andreas Witte aus Kitzingen vom Förderverein "Steigerwald-Express" sowie von Ronny und Daniel Würfel aus Großstolpen für die "Thüringer Bahn Initiative". Der Landtagsausschuss für Bauen, Wohnen und Verkehr erklärte die Petitionen mit großer Mehrheit als für "erledigt" wegen der bereits erfolgten, im wesentlichen inhaltsgleichen Ablehnung des Verkaufsstopps im Landtag.