In einer Pressemitteilung machen sich der Schweinfurter Stadtrat Stefan Funk, zugleich auch Vorsitzender der CSU-Fraktion im unterfränkischen Bezirkstag, und sein CSU-Stadtratskollege und ehemalige Innenstaatssekretär Bernd Weiß für eine Teststrecke für selbstfahrende Elektrobusse auf der Trasse der Steigerwaldbahn stark.
Die Idee, das nach Unternehmensangaben bereits marktreif entwickelte Beförderungsmodul „People Mover“ auf der Strecke fahren zu lassen, besteht schon seit geraumer Zeit und hat zu heftigen Diskussionen zwischen den Befürwortern und Gegnern einer Bahn-Reaktivierung geführt. Der Hauptstreitpunkt: Ist die Trasse der Steigerwaldbahn überhaupt breit genug, um dort autonome Shuttles fahren zu lassen? Und lässt sich dies umsetzen, wenn es dort auch noch den ebenfalls von der CSU vorgeschlagenen Radschnellweg auf der Trasse geben soll?
Verkehrsklub Deutschland kritisiert: "Es fehlt der Platz"
Für den Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisgruppe Kitzingen, ist der Fall klar: Der Bahndamm ist für einen Radweg breit genug. Doch für einen zusätzlichen Busverkehr fehle der Platz. Das Überholen von Radfahrern sei aufgrund der beschränkten Breite des Bahndammes für den Bus nie möglich, heißt es in einer Untersuchung des VCD.
Man belegt dies mit folgender Rechnung: "Der Fahrradfahrer braucht circa 50 Zentimeter der Fahrbahn und hält circa 20 Zentimeter ab dem Fahrbahnrand Abstand. Nach StVO sind beim Überholen mindestens 1,50 Meter seitlicher Abstand zu halten und zwar unabhängig davon, ob ein Mensch oder ein Autopilot den Bus steuert. Weitere 2,60 Meter braucht der Bus aufgrund der Breite seines Fahrzeuges selbst und dann sollten vielleicht noch mal mindestens 20 Zentimeter Abstand zum linken Rand sein."
Aus dieser Rechnung ergebe sich eine erforderliche Mindestbreite der Trasse von fünf Metern, damit ein Bus einen Radfahrer überholen kann. "Diesen Platz bietet der Bahndamm nicht", schreibt der VCD. Und wenn sich zwei Busse begegnen sollen, dann brauche man sogar eine Fahrbahnbreite von 5,90 Metern. "Dieser Raum ist stellenweise nicht mal in den Grundstücksgrenzen gegeben", behauptet der Verkehrsclub.
Büro des Staatssekretärs Eck widerspricht dem VCD: "Erheblich breiter als der Bahndamm"
Dem widerspricht das Abgeordnetenbüro von Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU). In einem vom Eck-Mitarbeiter Gerhard Schmitt erarbeiteten Papier heißt es, der VCD verschweige, dass die Trasse aus mehr besteht als nur dem sichtbaren Bahndamm. "So ist die schmälste Stelle der Trasse mindestens 10,80 Meter breit und auf der gesamten Länge erheblich breiter als der Bahndamm. An der breitesten Stelle misst die Trasse 45 Meter."
Der VCD kontert, dann wären aber Erdarbeiten in erheblichen Umfang zu leisten, wenn man mehr als nur den eigentlichen Bahndamm nutzen wolle. Und die Kosten dieser Erdarbeiten (Stichwort "kontaminiertes Erdreich") würden einer Reaktivierung für den Eisenbahnverkehr in nichts nachstehen.
Auch das Papier aus dem Büro Eck macht sich, wie Stefan Funk und Bernd Weiß, für den von der Firma "2getthere" (ZF-Konzern) entwickelten selbstfahrenden Shuttle-Bus stark. "Das System braucht keinen Fahrer, fährt heute schon 40 km/h und in der nächsten Stufe sind 80 km/h angestrebt. "Die Busse fahren elektrisch mit Akkus mit automatischer Schnellaufladung an jedem Halt. Auf wechselnde Fahrgastnachfrage könnte punktgenau durch das Aneinanderkoppeln von Einheiten reagiert werden. "Das System wird von ZF angeboten, einer Firma, die in Schweinfurt 9000 Arbeitsplätze bereitstellt. Die Einrichtung einer Pilotstrecke zwischen Schweinfurt und Kitzingen bedeutet einen Innovationsschub für unsere Region."
Im Praxis-Betrieb wird der People Mover seit 2010 erprobt
Das ZF-Unternehmen "2getthere" betreibt nach eigenen Angaben bereits seit 1999 im Gewerbegebiet Rivium in der Nähe von Rotterdam ein fahrerloses Nahverkehrssystem. Seit 2010 fahren "People Mover" auch in der Stadt Masdar in Abu Dhabi. Bislang seien schon rund 100 Millionen Kilometer zurückgelegt und 14 Millionen Passagiere befördert worden.
2021 sollen die sechs autonomen Busse, in denen jeweils 22 Personen Platz finden, in Rivium in den Mischverkehr integriert werden. Ebenfalls noch 2021 soll ein weiteres Mischverkehrsprojekt mit insgesamt elf Shuttles am Flughafen Zaventem in Brüssel in Betrieb gehen.