Es glitzert und funkelt, leuchtet und glänzt. Doch die stimmungsvolle weihnachtliche Dekoration in der Schweinfurter Stadtgalerie kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Einkaufsmall an vielen Stellen verwaist ist. Etliche Geschäfte sind geschlossen, es gibt sie nicht mehr. Der Leerstand wird mit bunten Plakaten kaschiert. Oder mit bebilderten Trennwänden, zur Hälfte geschlossen und ein Sofa für die Besucher hingestellt. So fällt nicht auf Anhieb auf, dass die Einkaufspassage unten wie oben viele leere Verkaufsflächen hat.
"Wir haben aktuell 20 Leerstände", räumt Center-Managerin Anica Helbing offen die traurige Lage in der Stadtgalerie ein. Das ist fast schon ein Viertel der Ladenfläche. Diese bietet Platz für rund 90 Geschäfte. Schon vor der Pandemie hatten die Shoppingmall wie auch der Einzelhandel in der Stadt mit der Online-Konkurrenz zu kämpfen. Corona aber hat die Lage nochmal verschärft. "Elf unserer Mieter mussten Insolvenz anmelden." Darunter die bekannte Modemarke Hallhuber und ein Sportnahrungsanbieter. Und wer den Lockdown überlebt hat, überlegt sich gut, ob er in der Stadtgalerie weitermacht. So würden auslaufende Mietverträge oft nicht mehr verlängert, und eine Weitervermietung sei sehr schwierig. "Es gibt wenige, die noch expandieren", beschreibt Helbing die schwierige Suche des ECE-Projektmanagements als Betreiberin der Stadtgalerie nach neuen Mietern. Viele warteten erst einmal die weitere Entwicklung ab.
Der Stadtgalerie fehlen die Besucher-Touristen
Gerade der Textilbereich leide massiv unter der Corona-Pandemie, weiß Helbing. Weil viele Menschen im Home-Office arbeiten, fehlten die Anlässe, um sich modisch einzukleiden. Dieses veränderte Kaufverhalten habe die Stadtgalerie deutlich zu spüren bekommen. Der Kundenschwund wirkt sich auch auf die Gastronomie aus. Bekam man im "Food-Court" unter dem markanten Glasdach früher kaum einen Sitzplatz, gibt es jetzt viele leere Stühle. Umso glücklicher ist die Centermanagerin, dass trotz der tristen Lage ein neues Angebot hinzu gekommen ist. Ende Oktober hat die US-amerikanische Schnellrestaurantkette Dunkin' Donuts einen Store im Center eröffnet. Vor allem für junges Publikum, das schwerpunktmäßig zu den Stammkunden der Stadtgalerie gehört, sei der Anbieter von Kaffee und Donuts eine Kultmarke.

Was der Stadtgalerie aber fehlt, sind die Besucher-Touristen. Gerade in der Vorweihnachtszeit sei das auffällig gewesen, meint Centermanagerin Helbing. Im großen Parkhaus standen vornehmlich Fahrzeuge mit heimischen Kennzeichen. Immer weniger Menschen würden längere Anfahrtswege in Kauf nehmen, weil man online ja bequem shoppen kann. Die abgesagten Weihnachtsmärkte verstärkten dieses Kundenverhalten noch. "Es fehlte der Duft, der Geruch von Weihnachten", bedauert Helbing.
30 Prozent unter dem Umsatz von 2019
Dabei schien Weihnachten 2021 vielversprechend, nach dem Totalausfall durch den Lockdown im Jahr zuvor. "Bis Oktober waren wir auf einem sehr guten Weg", bilanziert Helbing die wirtschaftliche Lage im Center. Doch aufgrund der neuerlichen Verschärfungen und Frequenz-Beschränkungen sei das Geschäft wieder abgeflaut. Unterm Strich liege man 30 Prozent unter dem Umsatz von 2019.
Bei allen Widrigkeiten, zumindest die Umsetzung der Corona-Regeln funktioniert laut Helbing in der Stadtgalerie gut. Es bestehe zwar viel Erklärungsbedarf, weil die 2G-Regel für den Einzelhanden "sehr undurchsichtig" sei, doch die Kundschaft zeige großes Verständnis. Vor jedem Shop gibt es große Bodenaufkleber mit entsprechenden Hinweisen. Zusätzlich sind Mitarbeiter von Polizei und Ordnungsamt regelmäßig vor Ort, die nicht nur die Einhaltung der Regeln kontrollieren, sondern unsicheren Kunden viele Fragen beantworten. "Das klappt prima, wir arbeiten sehr gut zusammen", bedankt sich Helbing für diese Unterstützung.
"Das ECE ist nicht gefährdet"
Centermanagerin Anica Helbing
Doch wie soll es weitergehen in der Stadtgalerie? Ist die Zukunft der Shopping-Mall noch gesichert? "Das ECE ist nicht gefährdet", versichert Centermanagerin Helbing. "Wir kämpfen um jeden einzelnen." So habe man Mietern in der pandemiebedingten wirtschaftlichen Notlage Werbungskosten erlassen und die Nebenkosten gesenkt. Auch bei den Mietzahlungen sei man kulant gewesen, als die Staatshilfen über Monate ausblieben.

Der Markt habe sich aber gewandelt, Verkaufsflächen ließen sich nicht mehr eins zu eins vermieten. Man müsse daher in der Stadtgalerie über andere Formen der Nutzung nachdenken. Konkretes kann Helbing noch nicht sagen. "Es ist vieles vorstellbar, die Innenstadt macht es ja vor." Mit der Stadtverwaltung sei man bereits in Vorabstimmung.
Das Wichtigste für Helbing ist aktuell aber: "Wir müssen ganz schnell aus dieser Pandemie heraus." In diesem Sinne werden leerstehende Verkaufsflächen in der Stadtgalerie als Impf- und Testzentrum genutzt. Denn: "Ein neuer Lockdown wäre das Schlimmste, was passieren könnte."