Auch in Prichsenstadt haben sich nun Bürgerinnen und Bürger gegen die mögliche Reaktivierung der Steigerwaldbahn zusammengeschlossen und eine Bürgerinitiative gegründet. Dies teilt die neue Gruppierung in einer Presseerklärung mit, für die Cornelia Wingler verantwortlich zeichnet. Vergleichbare Bürgerinitiativen gibt es entlang der Strecke bereits in Gerolzhofen, Grettstadt und Gochsheim.
Unisono herrsche Unverständnis darüber, dass sich die Kreistage Schweinfurt und Kitzingen über den erklärten Willen der Anrainergemeinden hinweggesetzt haben, die – mit Ausnahme von Gerolzhofen – eine Wiederinbetriebnahme mehr als kritisch sehen. Denn statt die Reaktivierung einer seit Jahrzehnten stillgelegten Trasse zu betreiben und zugleich den Anrainern weismachen zu wollen, sie würden von den Personenzügen in einem solchen Umfang profitieren, dass auf ein Auto verzichtet werden könne, wie dies Landrätin Tamara Bischof (FW) formulierte, sollte man nach Auffassung der Bürgerinitiative lieber flexible Lösungen ins Auge fassen. Zum Beispiel der Einsatz von Bussen. „Damit kann man zu Stoßzeiten, wenn etwa die Schüler am Morgen und am Nachmittag befördert werden, größere Busse und in den weniger stark ausgelasteten Zeiten kleinere einsetzen, wie dies auch jetzt schon der Fall ist.“
Grundsätzlich könnten moderne Busse mit umweltfreundlicher Technologie wie Erdgas oder Brennstoffzelle eine echte Alternative zur Bahn darstellen. „Bei einem konsequenten Einsatz dieser Antriebe wird auch der Umweltaspekt der Bahn, der von den Befürwortern so gerne ins Feld geführt wird, weitgehend aufgehoben. Und gleichzeitig könnte flexibel und angemessen auf schwankende Fahrgastzahlen reagiert werden – ein entscheidender Vorteil gegenüber der unflexiblen Bahn“, schreibt die Bürgerinitiative.
Umstiege als Komfortverlust
Eine Weiterführung der Strecke von Gerolzhofen bis nach Kitzingen sei mehr als ungewiss. Dies führe auch das Kobra-Gutachten zur Reaktivierung der Steigerwaldbahn aus, das der Landkreis Schweinfurt in Auftrag gegeben hat. Das Gutachten komme zum Ergebnis, dass die Bahn-Fahrgäste einen Umstieg in einen Bus kurz vor dem Ziel als umständlich empfinden würden. Wolle man aber Pkw-Nutzer für die Fahrt in Schienenverkehrsmitteln gewinnen, müsste ein hohes Maß an Komfort geboten werden, so die Verfasser der Studie weiter. Häufige Umstiege hingegen würden als Komfortverlust wahrgenommen. Auch die immer wieder beschworene Idee einer Weiterführung der Trasse über eine Kitzinger Brücke beurteile die Kobra-Studie kritisch, denn es müssten erhebliche städtebauliche Eingriffe getätigt und topographische Maßnahmen ergriffen werden.
Völlig außer Acht gelassen werde, so heißt es in der Pressemitteilung, zudem auch die Tatsache, dass Park & Ride–Parkplätze an den Haltestellen entstehen müssten, was wiederum zu weiterer Flächenversiegelung führen würde, denn nicht jeder Bahnnutzer komme mit einem Buszubringer dorthin. Und auch der ökologische Aspekt der Schiene wird durch den Einsatz von Glyphosat entlang der Schiene und den aller Voraussicht nach stattfindenden Betrieb der Strecke mit Dieselloks zunichte gemacht. „Das wollen die Bahnbefürworter einfach nicht wahrhaben, aber wenn nur Kosten von rund 50 Millionen Euro für die Wiederinbetriebnahme der Bahn ins Feld geführt werden, dann muss man eben ehrlicherweise auch dazu sagen, dass dieser Investitionsrahmen – wenn überhaupt – nur mit Dieselloks realistisch eingehalten werden kann. Eine Elektrifizierung der Strecke ist mit dieser Summe nicht zu machen.“
Hohe Kosten für die Anrainergemeinden
Doch nicht nur der Steuerzahler wird nach Auffassung der Bürgerinitiative Prichsenstadt zur Kasse gebeten, sondern auch auf die Kommunen selbst kämen hohe Kosten für neue Bahnübergänge zu. Die Kobra-Studie mache außerdem deutlich, dass die Kosten für den Betrieb der Strecke sich Jahr für Jahr auf rund 4,5 Millionen Euro belaufen würden. Wenn man davon die zu erwarteten rund 500 000 Euro an Fahrpreis-Erlösen abzieht, blieben immer noch vier Millionen Euro, die jedes Jahr aufgebracht werden müssten. "Ein reines Zuschussgeschäft also - und dies für ein voraussichtliches Millionengrab“, so die Bürgerinitiative Prichsenstadt.
Es werde wohl niemand auf die Bahn ausweichen, der beispielsweise als Schichtarbeiter in Schweinfurt oder Kitzingen arbeitet und nicht zuverlässig zu jeder Tages- und Nachtzeit und dann auch noch genauso schnell wie mit dem eigenen PKW zur Arbeit und wieder nach Hause kommt. Man sollte sich vielleicht auch einmal fragen, warum denn die Trasse vor mehr als 30 Jahren für den Personenverkehr und vor fast 20 Jahren für den Güterverkehr eingestellt wurde. "Sicher nicht wegen einer hohen Auslastung der Steigerwaldbahn."