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KREIS SCHWEINFURT: „Prost Neujahr äs Gald is gar“

KREIS SCHWEINFURT

„Prost Neujahr äs Gald is gar“

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    Rippli und Kraut ist traditionelles Neujahrsessen, damit das Geld nicht ausgeht.
    Rippli und Kraut ist traditionelles Neujahrsessen, damit das Geld nicht ausgeht. Foto: Foto: Thinkstock

    Der Jahreswechsel war seit jeher von vielen verschiedenen Bräuchen und Gewohnheiten geprägt. Einige dieser Besonderheiten haben sich bis in die heutige Zeit erhalten.

    Am letzten Tag des Kalenderjahres feiert die Kirche Papst Silvester I., der von 314 bis 335 Bischof von Rom war. Er starb am 31. Dezember 335. Nach altem Brauch gedenkt die katholische Kirche ihrer Heiligen an deren Todestag, der nach altem Glauben der Geburtstag für den Himmel ist. Schon recht bald wurde der letzte Tag des Jahres als „Silvestertag“ bezeichnet und hat sich bis heute durchgesetzt. So steht der heilige Papst Silvester als Namensgeber für die Silvesterfeiern im Land.

    Zwischen Weihnachten und Dreikönig wurde nicht gearbeitet

    Die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig bezeichnete man seit dem Mittelalter als „Rauhnächte“ oder „Raunächte“, die man gerne für Verwandtschaftsbesuche nutzte. Für Christen galt sie als eine heilige und geheiligte Zeit. Es wurde in dieser Zeitspanne nicht gearbeitet und nicht Gericht gehalten. Erst Papst Innozenz XII. legte im Jahr 1691 den 1. Januar als Neujahrstag fest. Für viele begann nämlich die Arbeit und damit das neue „Arbeitsjahr“ erst wieder nach dem Dreikönigsfest am 6. Januar.

    Ebenso hat Papst Innozenz XII. auf den 31. Dezember das Fest des heiligen Papstes Silvester gesetzt und somit bis in die heutige Zeit eine Regelung getroffen.

    In der Silvesternacht, aber auch am Heiligen Abend oder in der Nacht zu Dreikönig, war es Brauch, die Ställe mit Weihrauch auszuräuchern und mit Weihwasser zu besprengen. Da es in vielen Dörfern keine Ställe mehr gibt, ist dieser Brauch nahezu verschwunden.

    In den Jahresschlussandachten wird an die Verstorbenen gedacht

    Am letzten Tag des Jahres blickt man in den Kirchen auf das vergangene Jahr zurück. Dies geschieht meist in Jahresschlussandachten. Im Mittelpunkt steht ein Jahresrückblick mit besonderem Gedächtnis an die Verstorbenen des Jahres. Im fränkischen Raum wird hier gern das alte Kirchenlied „Das alte Jahr verflossen ist“ gesungen. Am Ende der Feier ist auch das „Te Deum“, „Großer Gott wir loben dich“, üblich. Der Neujahrstag ist der Oktavtag von Weihnachten und der Gottesmutter Maria geweiht. Er wird seit den 1970er-Jahren als Hochfest der Muttergottes begangen. Besondere Feste, wie Ostern, feiert man in der Kirche acht Tage lang, darum hatte der achte Tag nach dem Hochfest schon immer eine besondere Bedeutung.

    Aber auch als „Weltfriedenstag“ findet der 1. Januar in den Kirchen große Beachtung. Am Beginn des neuen Jahres wird für Frieden in der Welt gebetet.

    Noch heute wird im Schweinfurter Umland die Zeitspanne zwischen Weihnachten und Neujahr, oft auch zwischen Weihnachten und Dreikönig, als Zeit „zwischen den Jahren“ genannt. So verabredet man sich zum Beispiel zu einem Besuch „zwischen den Jahren“.

    Am Silvesterabend spielen vielerorts die Blaskapellen von den Kirchtürmen herab oder geben an verschiedenen Stellen im Ort ein Standkonzert, was nicht selten mit einem Schnaps oder einem Schoppen Wein belohnt wird. Dieser Brauch wurde „Anspielen“ genannt. Üblich war es auch, vor den Honoratioren des Dorfes ein Musikstück zum Besten zu geben. In manchen Häusern wird noch heute zum Dank für die Musik festlich aufgetischt.

    Ebenso wird in einigen Dörfern am 1. Januar das neue Jahr mit Musik begrüßt. Der Brauch des „Ansingen“ durch junge Burschen oder Kinder ist weitgehend verloren gegangen. Früher kamen ärmere Leute mit ihren Kindern bis aus der Rhön in das Schweinfurter Umland, um ein gutes neues Jahr zu wünschen und so eine Kleinigkeit zu Essen zu erhalten.

    Silvesterkonzert hat sich etabliert

    Schon etabliert hat sich mittlerweile in Grafenrheinfeld das festliche Silvesterkonzert mit Orgel und Trompete. Ein Geheimtipp, der sich bis Würzburg herumgesprochen hat.

    Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Das findet sich auch in den Feiern rund um Silvester und Neujahr. Besonders beliebt war früher an den Neujahrstagen das Essen eines Eierwecks oder Eierrings zum Frühstück. Dies führte man auf seine Hufeisenform zurück. Ein Hufeisen soll ja Glück bringen. Noch bis in die 1990er-Jahre war dieser Brauch recht beliebt, so dass man die Eierweck schon tagelang vorher in der Dorfbäckerei bestellen musste, um am 31. Dezember nicht leer auszugehen. Besonders beliebt war der Eierweck bei den Paten, die ihn als Gegengeschenk für das Neujahrsbündel erhielten, das sie am Neujahrstag ihren Patenkindern überreichten.

    Oft wurde die arbeitsfreie Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig genutzt, um ein Schwein zu schlachten.

    Am Neujahrstag wird Kraut gegessen

    Zum Mittagessen wird bis heute am Neujahrstag vielerorts Kraut gekocht. Denn wer Kraut am Neujahrstag isst, so erzählt es der Brauch, dem geht das Geld im neuen Jahr nicht aus. So trifft man auch heute auf viele Gaststätten im fränkischen Land, die am Neujahrstag mit „Knöchli und Kraut“ aufwarten. Als Gruß spricht man auch: „Prost Neujahr, äs Gald is gar, frass die Sau mit samt die Haar.“

    An Silvester wünscht man einen „Guten Beschluss“, am Neujahrstag ein „Prost Neujahr“. Oftmals verabschiedete man an Neujahr auch die Dienstboten, die zum Dreikönigstag ihre Stelle wechselten. Sie konnten für ein paar Tage nochmal ihre Verwandten besuchen. Manche wechselten auch erst an Mariä Lichtmess, am 22. Februar. Da es keine Mägde und Knechte gibt, ist dieser Brauch Geschichte geworden.

    Übrigens: „Prost Neujahr“ kommt vom lateinischen Wort „Prosit“ und meint „Zum Wohl!“ oder „es möge nützen“. Es stand für den Ruf beim Zuprosten in der Studentensprache und war der fränkischen Landbevölkerung weitgehend unbekannt. Mittlerweile hat das „Prost Neujahr“ die anderen fränkischen Neujahrsgrüße verdrängt und wird in Deutschland am häufigsten genutzt.

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