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Gerolzhofen: Steigerwaldbahn: Der Kampf der Argumente

Gerolzhofen

Steigerwaldbahn: Der Kampf der Argumente

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    Um die Steigerwaldbahn (hier bei Gerolzhofen) wird schon seit Jahren gestritten. Nun gibt es zwei sich widersprechende Positionspapiere des Verkehrsclub Deutschland und des Abgeordnetenbüros von Gerhard Eck.
    Um die Steigerwaldbahn (hier bei Gerolzhofen) wird schon seit Jahren gestritten. Nun gibt es zwei sich widersprechende Positionspapiere des Verkehrsclub Deutschland und des Abgeordnetenbüros von Gerhard Eck. Foto: Klaus Vogt

    Wie berichtet, hat das Bayerische Verkehrsministerium die Bayerische Eisenbahngesellschaft mit einem Gutachten beauftragt, um die mögliche Fahrgast-Auslastung einer reaktivierten Steigerwaldbahn zu ermitteln. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisverband Mainfranken-Rhön mit der Kreisgruppen Kitzingen und Schweinfurt, hat jetzt eine über 20 Seiten starke "Handreichung für Bürgermeister, Gemeinderäte und Kreisräte" entlang der Trasse der Steigerwaldbahn zusammengestellt. Optisch ansprechend gestaltet sind dort "Informationen zu rechtlichen, finanziellen und politischen Fragen im Zusammenhang mit der Reaktivierung der Steigerwaldbahn" zusammengefasst.

    Nachdem sich in jüngster Zeit wichtige Rahmenbedingungen zugunsten der Gemeinden geändert hätten, sei es angemessen, noch einmal "neu und unvoreingenommen" auf dieses Thema zu schauen, so der VCD. Die Stoffsammlung ist auch gedacht für Kommunalpolitiker längs der Strecke, von denen nicht wenige nach der Kommunalwahl neu im Amt sind.

    Auf die Handreichung des VCD reagiert das Abgeordnetenbüro von Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) mit einer ebenfalls umfangreichen "Gegenüberstellung". Verantwortlich dafür ist Gerhard Schmitt, der ehemalige CSU-Bezirksgeschäftsführer. Das Papier des Verkehrsclub Deutschland enthalte "eine ganze Reihe von nicht haltbaren Informationen, die so nicht stehen bleiben können". Wichtig sei es, bei der momentanen Diskussion um die Steigerwaldbahn nur "belastbare Fakten ins Spiel zu bringen, die auch einer neutralen Überprüfung standhalten", schreibt Schmitt.

    Ausdünnung des Bahnbetriebs

    In einem kurzen Abriss über die Geschichte der Bahnstrecke schreibt der VCD, dass der Bahnbetrieb ab den 1970er-Jahren zunehmend ausgedünnt wurde. Die Fahrgäste seien deshalb gezwungen gewesen, auf die inzwischen regelmäßig fahrenden Busse und das eigene Auto auszuweichen. Dies sieht Gerhard Schmitt anders: "Die Ausdünnung des Bahnbetriebs erfolgte damals nicht gegen den Willen zahlloser Bahnreisender, sondern weil die zunehmende Motorisierung der Bevölkerung und der zunehmende Wunsch nach Flexibilität die Menschen auf das Auto umstiegen ließ." Der Personen- und der Güterverkehr auf der Bahnlinie sei nur wegen der fehlenden Nachfrage eingestellt worden, Schmitt.

    Anschluss an den Bahnhof Kitzingen

    Der VCD beleuchtet in seiner Handreichung auch die Problematik, dass durch die Entwidmung der Bahnlinie auf der Gemarkung der Stadt Kitzingen am südlichen Ende der Strecke eine Lücke entstanden ist. Betont wird aber, dass die Strecke "bis auf die ersten drei Kilometer auf Kitzinger Stadtgebiet" nach wie vor als Eisenbahnstrecke gewidmet ist. Dies bedeute: "Um den notwendigen Lückenschluss von Großlangheim an den Kitzinger Bahnhof wiederherzustellen, muss ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden. Es wäre gutachterlich zu prüfen, ob ein Brückenneubau über den Main nötig ist oder die bereits bestehende Nordbrücke von der Bahn mitgenutzt werden kann."

    Gerhard Schmitt vertritt die Meinung, dass man nicht nur die drei Kilometer zwischen Großlangheim und Etwashausen betrachten müsse. "Die Entfernung zwischen der noch als Bahnstrecke gewidmeten Steigerwaldbahn-Trasse bei Großlangheim und dem Bahnhof Kitzingen beträgt sechs Kilometer." Wenn man auf der nicht mehr vorhandenen Strecke tatsächlich wieder einen Zug fahren lassen will, brauche es – wie auch der VCD schreibt – ein Planfeststellungsverfahren. Dies sei allerdings sehr langwierig. Außerdem gebe es erheblichen Widerstand der Stadt Kitzingen gegen einen kompletten Neubau einer Eisenbahnstrecke mitten durch die Stadt. Für Schmitt ist zudem unstrittig, dass für eine Neubautrasse auch der Neubau einer Eisenbahnbrücke in Kitzingen "unabdingbar" sei.

    Nutzung des Nebengleises im Technologiepark? 

    Weil die Bahnstrecke ab Großlangheim nach dem Verkauf an eine Verwertungsfirma bereits abgebaut ist, sieht der VCD eine alternative Möglichkeit, die noch bestehenden Schienen auf dem ehemaligen US-Militärgelände im jetzigen Technologiepark zu nutzen. Der VCD schreibt: "Denkbar ist auch die Verschwenkung der Trasse in den conneKT-Technologiepark hinein, wobei der ehemalige Gleisanschluss zum Teil genutzt werden kann." Dieser Idee erteilt das Abgeordnetenbüro von Gerhard Eck eine klare Abfuhr. Die Variante mit dem Nebengleis scheide aus, "weil auch diese Strecke seit dem 20. Juli 2020 entwidmet ist und als Bahnstrecke rechtlich nicht mehr existiert. Auch hier müsste erst ein neues Planfeststellungsverfahren beantragt werden."

    Bahnlinie und Buslinien

    Der VCD erläutert in seinem Papier auch die Auswirkungen, die eine Reaktivierung der Bahn auf den Busverkehr parallel zur Strecke hätte: Der bisherige Busverkehr auf den Linien 8160 und 8150 müsste gemäß den Reaktivierungskriterien der Bayerischen Eisenbahngesellschaft durch die Bahn ersetzt werden. Die dadurch frei werdenden Finanzmittel könnten aber vom Landkreis für die Verbesserung der ÖPNV-Anbindung derjenigen Gemeinden genutzt werden, die im Einzugsbereich der Bahn liegen. Die Schweinfurter Stadtbuslinien, die auch nach Sennfeld und Gochsheim verkehren, würden zudem uneingeschränkt weiterbetrieben werden.

    Gerhard Schmitt gibt aber zu Bedenken, dass alleine die Einstellung der Buslinie 8160 (von Oberschwarzach über Gerolzhofen nach Schweinfurt) den Verlust von zahlreichen Bus-Haltestellen mitten in den Dörfern bedeuten würde. Es würden zudem 17 Haltestellen alleine im Schweinfurter Stadtgebiet entfallen, die bisher bequem mit der Linie 8160 zu erreichen sind. "Vor diesem Hintergrund von einer Verbesserung zu sprechen, bedarf der Erläuterung."

    Neue Bahnhöfe entlang der Strecke

    Der VCD legt in seiner Handreichung die Vorteile dar, die seiner Ansicht nach entstehen, wenn entlang der reaktivierten Strecke neue Haltestellen entstehen. "Die Gestaltung des Bahnhofsumfelds bietet die Möglichkeit, den Bahnhof zu einem Mittelpunkt der Gemeindeentwicklung und zu einem Ort der Begegnung zu machen mit Geschäften, Bäckerei/Café, Parkplätzen sowie Ladepunkten und Mietstationen, zum Beispiel für E–Fahrzeuge, Fahrradständern und abschließbaren Fahrradboxen, einem Infopunkt mit der Präsentation der Gemeinde, von touristischen Angeboten und Gastronomiebetrieben etc. – kurzum: eine Mobilitätsstation, die auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zugeschnitten ist."

    Gerhard Schmitt hingegen sieht dies weniger euphorisch. Es sei zu bezweifeln, dass nur wegen eines künftigen Haltepunkts der Steigerwaldbahn sich plötzlich in den Gemeinden Aktivitäten entwickeln, die es nicht schon heute gäbe – "wenn sie Sinn machen würden und sich Betreiber dafür finden ließen."

    Eine Fortsetzung folgt.

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