Die Frage, ob die Steigerwaldbahn zwischen Schweinfurt und Gerolzhofen bzw. Etwashausen reaktiviert werden soll, polarisiert. Es ist schon erstaunlich, wie unversöhnlich sich mittlerweile Befürworter und Gegner gegenüberstehen. Wem kann man, wem soll man glauben? Wer hat Recht? Das fragen sich Bürger, das fragen sich Politiker, das fragen sich ehrenamtliche Räte.
Genau deswegen war es eine kluge Entscheidung des Schweinfurter Stadtrats, gegen den Vorschlag von Oberbürgermeister Sebastian Remelé und seiner Verwaltung zu stimmen. Die Räte sprachen sich für die Anerkennung der vier Reaktivierungskriterien aus und auch dafür, ein entsprechendes Gutachten einholen zu lassen. Im übrigen haben das die Kreistage in Schweinfurt und Kitzingen vor Monaten schon genehmigt.
Für die Debatte muss man die Stadträte ausdrücklich loben, sie war ausgewogen, berechtigt kritisch und weitgehend sachlich. Kein Lob dagegen verdient sich die Verwaltung für diese Vorlage und vor allem die teils dünne Argumentation, sei es zum Thema Güterverkehr oder Ökologie.
Natürlich hat Oberbürgermeister Sebastian Remelé das Recht, seine Meinung zur Steigerwaldbahn geändert zu haben. Bei der Podiumsdiskussion dieser Redaktion zum Kommunalwahlkampf im Januar erklärte er explizit auf Nachfrage, er würde die Reaktivierung bevorzugen, weil die Stadt Vorteile davon hätte. Insbesondere, wenn es gelänge, eine Zugverbindung von der Rhön über Schweinfurt bis nach Gerolzhofen zu etablieren. Drei Monate später hält er nicht mal mehr ein Gutachten für notwendig, weil die Antwort aus seiner Sicht klar ist: zu teuer.
Es ist müßig darüber zu spekulieren, welchen Einfluss der bekennende Reaktivierungs-Gegner, Staatssekretär Gerhard Eck, in dieser Causa hatte. Denn am Ende war es ein kluger Schachzug der Schweinfurter CSU, den Fraktionszwang aufzuheben und so das endgültige Aus für die Steigerwaldbahn verhindert zu haben. Auch wenn der Preis dafür war, sich gegen den eigenen OB zu stellen.