Mit einem offenen Brief hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisverband Mainfranken-Rhön, auf die Äußerung des Main-Spessarter Landtagsabgeordneten Thorsten Schwab (CSU) reagiert, in Unterfranken sei nur die Werntalbahn reaktivierungswürdig, während er die Steigerwaldbahn „kritisch“ sieht.
Dabei hatte er den Verbrauch einer Diesellok von 300 Litern pro 100 Kilometer mit dem Verbrauch eines Linienbusses vergleichen. Der VCD weist darauf hin, dass auf den nicht elektrifizierten Nebenbahnen in Bayern bereits seit 30 Jahren Triebwagen unterwegs sind, die nur rund 70 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbrauchen bei der doppelten Sitzplatzkapazität im Vergleich zu einem Linienbus.
Energie-Effizienzvorteil der Bahn
Der Energie-Effizienzvorteil der Bahn werde noch vergrößert durch den Einsatz moderner Akku- oder Wasserstofftriebwagen, der in anderen Bundesländern bereits erfolgt bzw. fest eingeplant ist. "Als Mitglied des Verkehrsausschusses des Bayerischen Landtags sollte Herr Schwab seine Kenntnisse über den Eisenbahnbetrieb auf den neuesten Stand bringen und nicht mit Gegebenheiten von vor 40 Jahren argumentieren", so der VCD VCD Kreisverband Mainfranken Rhön – Ortsgruppen Kitzingen/Schweinfurt in seiner Stellungnahme.
Dem Argument Schwabs, die Steigerwaldbahn sei ja nicht elektrifiziert, hält der Verband entgegen, dass in Bayern mit seiner im Bundesvergleich unterdurchschnittlichen Elektrifizierungsrate von 55 Prozent zahlreiche Hauptstrecken noch auf die Elektrifizierung warten. Dies sei aber eine andere Baustelle der bayerischen Politik, die vor allem den Straßenbau vorangetrieben, die Bahn aber vernachlässigt hat.
Nachfrage ungleichmäßig über den Tag verteilt
Wenn Schwab bei einem Stundentakt und 1000 Fahrgästen pro Tag eine durchschnittliche Besetzung von 33 Fahrgästen errechnet, dann vergesse er, dass die Nachfrage sich ungleichmäßig über den Tag verteile, so der VCD. In den Spitzenstunden brauche es daher im Zulauf auf Schweinfurt schon heute mehrere Busse, während der Zug Platzreserven habe. Vor allem werde ein Zug erfahrungsgemäß besser angenommen als ein Bus. Damit seien die Berechnungen nicht in die Zukunft gedacht, heißt es in der Stellungnahme.
Der VCD verweist auf die Aussage des Vertreters der Bayerischen Eisenbahn-Gesellschaft (BEG) im Schweinfurter Stadtrat, die Steigerwaldbahn würde im Falle einer Reaktivierung hinsichtlich der Fahrgastzahlen zu den Top 20 unter den über 50 Nebenbahnen in Bayern gehören. Während in anderen Bundesländern schon zahlreiche Strecken mit Erfolg reaktiviert worden sind, könne man nur in Bayern nicht zugeben, dass die eine oder andere Stilllegung ein Fehler war, dass ein gutes Angebot, etwa Stundentakt mit modernen, komfortablen und schnellen Triebwagen, aber gut angenommen werde. Gerade bei der Werntalbahn erweise sich dabei die Zweifelhaftigkeit des 1000er-Kriteriums, da über diese vorhandene Strecke bereits einzelne Personenzüge fahren und nur Unterwegshalte eingerichtet werden müssten, so der VCD.