Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Der Schweinfurter CSU-Fraktionsvorsitzende Stefan Funk und sein Stellvertreter Bernd Weiß hatten sich in einer Stellungnahme zur Steigerwaldbahn gegen eine Reaktivierung als Bahn und für eine Teststrecke des von der Firma ZF entwickelten Elektrobusses People Mover ausgesprochen. Dabei hatten sie vor allem SPD und Linke im Stadtrat für ihre Position zur Steigerwaldbahn und in Sachen Industriepolitik in deutlichen Worten kritisiert.
Als erstes meldete sich nun Thomas Vizl, Grünen-Stadtrat in Gerolzhofen und stellvertretender Landrat, zu Wort. Er plädiert für ein Nebeneinander von Systemen, nicht ein Gegeneinander: "Es ist sehr bedauerlich, dass bestimmte Kreise, vor allem in der CSU, nur gegen die Reaktivierung einer modernen Steigerwaldbahn arbeiten und nicht erkennen, welches großes Potential in guter Infrastruktur für die Region zwischen Main und Steigerwald hier liegt. Ich meine, dies schadet der Region. Mein Appell: Lassen Sie uns die bestmögliche Lösung für die Region gemeinsam suchen. Steigerwaldbahn und autonom fahrende E-Busse."
Autonom fahrende Elektrobusse als Alternative zur Reaktivierung der Steigerwaldbahn sieht Vizl im Einklang mit dem Verkehrsclub Deutschland skeptisch, aus mehreren Gründen. Zum einen ist aus Sicht des VCD die bestehende Strecke nicht breit genug, sowie unnötig, da es parallel zur Strecke genügend Radwege oder Straßen gäbe, auf denen Busse fahren könnten. Einen technologischen Vorteil, wie von der CSU propagiert, hätten die autonomen Busse im Moment laut VCD nicht, da die auf dem Markt erhältlichen Modelle nur 15 km/h schnell seien und nur wenige Sitzplätze hätten. Ungeklärt sei auch der Kreuzungs-Verkehr zwischen Bus-Trasse und normalen Straßen, was bei Bahnübergängen klar geregelt sei.

"Mit nur 15 km/h auf einer 50 Kilometer langen Strecke unterwegs? Niemand wird erwarten, dass angesichts der extrem langen Fahrzeiten viele Menschen dieses Verkehrsmittel nutzen würden", schreibt Vizl, der aber zugesteht, dass die Fahrzeuge weiterentwickelt würden. Gleichwohl werde es noch lange dauern, bis der People Mover von ZF tatsächlich in der Lage sei 80 km/h schnell zu fahren.

Für Vizl sind bei der CSU-Idee People Mover zu viele Fragen offen: "Was passiert mit der Strecke nach Ende des Pilotprojekts? Kann man Fahrräder mitnehmen? Wer baut die neue Straße auf der alten Bahntrasse? Wer übernimmt die Baukosten, wer übernimmt den laufenden Unterhalt, wer zahlt für den Räumdienst im Winter? Wie sind die Kreuzungen gesichert? Welchen Rechtsstatus hat diese neue Straße? Wer baut und unterhält den ebenfalls geforderten parallelen Radschnellweg?"
"Mit nur 15 km/h auf einer 50 km langen Strecke unterwegs? Niemand wird erwarten, dass angesichts der extrem langen Fahrzeiten viele Menschen dieses Verkehrsmittel nutzen würden."
Thomas Vizl, stellvertretender Landrat, zum von der Schweinfurter CSU favorisierten People Mover auf der ehemaligen Steigerwaldbahnstrecke.
All diese Fragen würden "von den Gegnern der Bahnreaktivierung nicht beantwortet. Die Gemeinden würden sich eventuell die Augen reiben, wenn sie erführen, welche Aufgaben und Kosten auf sie zukommen", schreibt Vizl in seiner Stellungnahme. Außerdem wäre das "Luftschloss der autonomen E-Busse geplatzt", hätte man die Entwidmung der Strecke und den Verkauf durch den neuen Eigentümer zugelassen.
Vizl sieht das Thema autonom fahrende E-Busse diametral zur Schweinfurter CSU: Sie werden kommen, aber in den nächsten Jahrzehnten "nicht als Regionalbusse, die kilometerweit durch ländliche Regionen fahren, sondern im innerstädtischen Verkehr oder als Zubringer zu Bahn, U- und S-Bahn." Den People Mover könnte sich Vizl als Anbindung der Steigerwaldbahn zwischen Großlangheim und dem Kitzingen Bahnhof sowie zwischen Sennfeld, der Schweinfurter Innenstadt, der FH sowie dem Schweinfurter Hauptbahnhof. Auch in Gerolzhofen könnte der Bus als Zubringer zur Bahn fungieren.
Vizl setzt sich dafür ein, ein derartiges Pilotprojekt mit ZF zu entwickeln. "Moderne und attraktive Mobilität braucht kein Gegeneinander der verschiedenen Systeme, sondern die Verkehrssysteme müssen sich ergänzen und aufeinander abgestimmt werden", ist er überzeugt. Vorurteilen, die Bahnfahrzeuge seien schmutzige Diesel, widerspricht er, moderne Fahrzeuge führen bereits mit Wasserstoff-Technik und Akku: "Sachliche, kontroverse Diskussion Ja, Fake-News und Unterstellungen Nein", schließt Vizl.