Die Abteilung Gardetanzsport kann sich beim SV-DJK Unterspiesheim wahrlich sehen lassen: Mehr als 80 Mädchen und Frauen im Alter von vier bis 24 Jahren tanzen dort in den sieben verschiedenen Klassen. Von den "Sternchen", der tänzerischen Aufbaugruppe ab vier Jahren an, sind die Formationen in den Kategorien Gardetanz, Schautanz, Freestyle bis hin zu Schau-Duos und Solistinnen aktiv.
Fast alle Formationen betreiben Turniersport im Deutschen Verband für Garde- und Schautanzsport (DVG). Dort sind einige der Tänzerinnen und Formationen des Vereins bereits auf höchster Ebene in der Bundesliga am Start. Künftig sollen es noch mehr werden, die zur nationalen Spitze gehören, hofft Abteilungsleiterin Sigrid Klemenz.
Der Weg bis zu den Deutschen Meisterschaften und in die Bundesliga ist allerdings nicht einfach für die Damen der Unterspiesheimer. Erst recht nicht in Corona-Zeiten. Nach eineinhalb Jahren Wettkampf-Pause waren die Solistinnen und Duos froh, dass sie kurz vor Weihnachten endlich in die Turniersaison starten konnten. In Taufkirchen und in Künzell gingen sie - erstmals seit dem März 2020 - wieder einmal bei zwei Turnieren an den Start.
Ohne Publikum
Dort lief vieles anders ab, als gewohnt, vor allem wegen der Corona-Vorschriften. Ohne Publikum in der Halle, ohne einen Tanzboden als Belag auf der Bühne. "Das war schon ziemlich ungewohnt. Aber Hauptsache ist, dass überhaupt etwas stattfand. Damit man ein Ziel hat, auf das man hin trainiert", fasste es mit Alicia Weichsel eine der jungen Tänzerinnen zusammen, die an den Start gingen. Die 18-jährige aus Dettelbach tanzt in Unterspiesheim als Solistin in der Hauptklasse, aber auch in der Gruppe. Wieder einmal auf der Bühne zu stehen, das habe nach eineinhalb Jahren einfach gut getan, meinte auch ihre zwei Jahre jüngere Partnerin Emily Troll, die aus Iphofen kommt.

Corona hat vieles verändert. Im Frühjahr 2020 fiel der Vorhang bei den Wettkämpfen. Die Hallen mussten schließen, ein gemeinsames Training war nicht mehr möglich. Eine schwierige Zeit für die Sportlerinnen, wie auch für die Verantwortlichen. "Wir sind aber ganz gut durch die Pandemie gekommen. Aufgehört hat zum Glück kaum eine", fasst Sigrid Klemenz im Rückblick die letzten Monate zusammen. Erst Training nur im Freien, dann gar kein Training, dann Training nur zuhause über das Internet - und all dies, ohne zu wissen, wie und wann es überhaupt mal wieder weitergeht. Das zehrte an den Nerven.
Strenge Hygiene-Vorschriften
Nach wie vor gelten beim Üben in der Halle die Hygiene-Vorschriften. Wer bei Turnieren starten will, muss geimpft sein. Und getestet. Der Verband schreibt die 2G-Plus-Regelung vor. Die aktuellen Bestimmungen behält die Leiterin der Tanzsport-Abteilung, Sigrid Klemenz, im Blick. Regelmäßig schaut sie auch beim Training in der DJK-Sporthalle vorbei. Das macht sie nicht nur, weil es meist einiges zu organisieren und besprechen gibt. Am 19./20. März 2022 steht wieder das eigene Turnier an, das der Verein ausrichtet. Es ist der Jahres-Höhepunkt der Abteilung, bei dem viele Helfer nötig sind.

Für Sigrid Klemenz ist das Tanzen mehr als nur Sport. Seit vier Jahren leitet die Unterspiesheimerin die 1999 gegründete Abteilung. Der Posten an der Spitze der Sparte macht ihr Spaß. "Ich habe selbst nur im Fasching getanzt, war später Trainerin und bin da mit rein gewachsen", erzählt sie.
Tanzen mit Leidenschaft
Ihr ist es wichtig, die Verbindung zu den insgesamt 18 Trainerinnen und Betreuerinnen und den Sportlerinnen zu halten. Viele der Mädchen und jungen Frauen kennt sie von klein auf, manche hat sie selbst trainiert. "Ich fahre auch bei den Turnieren mit, um zu sehen, wie meine Mädels tanzen. Zu sehen, wie gut und mit welcher Leidenschaft sie tanzen, das ist schön. Da weiß man, wofür man das Ganze macht", sagt Klemenz.

Es sei schon einiges, was die jungen Tänzerinnen auf sich nehmen. Zu den vier Stunden und mehr Training die Woche in Unterspiesheim komme noch die Anfahrt, weil viele aus der Umgebung sind. Gerade die Turniertage seien anstrengend, auch wegen der teils recht langen Anreise. "Früh aufstehen, fünf, sechs Stunden Fahrt für drei Minuten Tanzen. Da gehört schon viel Idealismus dazu", zollt Klemenz den Damen Respekt.

Bei der Deutschen Meisterschaft
Eine, die das gerne für das Tanzen in Kauf nimmt, ist Shakira Karimyan. "Montag zwei Stunden, Freitag vier, manchmal noch Samstag. Das ist schon anstrengend, aber es macht einfach mega Spaß", erzählt die 13-jährige, die aus dem Nachbarort Lindach kommt. Sie tanzt bereits seit neun Jahren im Verein, momentan macht sie Duo, Garde und Freestyle. Alle drei Richtungen mag sie. Überhaupt, sagt Shakira, brauche sie Bewegung, Sport. Stillsitzen sei nicht ihr Ding, so die Realschülerin. Die Schule kommt aber nicht zu kurz. Neben dem Tanzen bleibt sogar noch Zeit, um Saxophon im Orchester zu spielen. Beim Tanzen würde sie gerne mal bei den Deutschen Meisterschaften antreten. Dieses Ziel könnte nicht nur Shakira demnächst erreichen, meint Abteilungsleiterin Sigrid Klemenz.

Klemenz ist froh, dass sich die Abteilung neben den Sparten Polka und Modern um eine dritte, Freestyle, erweitern konnte und mit Kristina Nuss eine erfahrene Übungsleiterin das engagierte Unterspiesheimer Trainer- und Organisationsteam ergänzt. "Gerade in Zeiten der Pandemie bleibt die Abteilung dadurch vielseitig und attraktiv", lobt Klemenz. Dass sich das Training auszahlte, zeigten die guten Wertungen, die es zuletzt für die Solos und Duos aus Unterspiesheim bei den Wettkämpfen gab.