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Gerolzhofen/Schweinfurt: Weiter Hängepartie um die Steigerwaldbahn: Nach dem Gerichtsurteil bleiben viele Fragen - und ein "Schandfleck"

Gerolzhofen/Schweinfurt

Weiter Hängepartie um die Steigerwaldbahn: Nach dem Gerichtsurteil bleiben viele Fragen - und ein "Schandfleck"

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    In Gerolzhofen sind die Gleise der stillgelegten Steigerwaldbahn mittlerweile unter einem Fuß- und Radweg verschwunden. Der Bahnübergang ist vor einigen Monaten vorübergehend angelegt worden und müsste bei einer Reaktivierung der Strecke wieder entfernt werden.
    In Gerolzhofen sind die Gleise der stillgelegten Steigerwaldbahn mittlerweile unter einem Fuß- und Radweg verschwunden. Der Bahnübergang ist vor einigen Monaten vorübergehend angelegt worden und müsste bei einer Reaktivierung der Strecke wieder entfernt werden. Foto: Stefan Pfister

    Vor 18 Jahren verkehrte der letzte Güterzug auf der Steigerwaldbahn. Nach dem jüngsten Urteil des Verwaltungsgerichtes in Würzburg sieht es ganz danach aus, dass dies erst einmal so bleiben wird auf der stillgelegten Strecke zwischen Sennfeld (Lkr. Schweinfurt) und Großlangheim (Lkr. Kitzingen).

    Andernorts kommt eine Reaktivierung voran - etwa bei der Mainschleifenbahn zwischen Astheim und Seligenstadt, wo es ab 2028 ein Anschluss nach Würzburg im Stundentakt geben soll. Auf der Unteren Steigerwaldbahn aber ist ein Ende der jahrelangen Hängepartie nicht in Sicht.

    Verfahrensdauer drei Jahre: Klage erst jetzt abgewiesen

    Drei Jahre dauerte das Verfahren, jetzt ist die Klage der Thüringer Eisenbahn GmbH für die Genehmigung eines Betriebs von Güterverkehr vom Verwaltungsgericht abgewiesen worden. Die zuständige Kammer bezweifelt, dass die Gesellschaft "über die erforderlichen Mittel verfüge", um die Infrastruktur in einen betriebssicheren Zustand zu versetzen. 

    Ausgangspunkt für die gerichtliche Auseinandersetzung ist eine Entscheidung des bayerischen Verkehrsministeriums, das im November 2021 den Genehmigungsantrag des Unternehmens aus Erfurt abgelehnt hatte.

    Gründe dafür nannte das Ministerium damals nicht und verwies auf Geschäftsgeheimnisse. Zum Betreiben einer Bahnstrecke braucht es aber den Nachweis der finanziellen Leistungsfähigkeit des Antragstellers. Das Ministerium in München sieht sich jetzt jedenfalls durch das Urteil bestätigt.

    Die Thüringer Eisenbahn GmbH äußerte sich auf Anfrage nicht. Offen ist deshalb, ob das Unternehmen Berufung gegen das noch nicht rechtskräftige Urteil einlegen wird. Nach Auskunft des Verwaltungsgerichts ist dies bislang nicht geschehen.

    Ernüchterndes Ergebnis einer erneuten Streckenbegutachtung

    Wie es mit der Steigerwaldbahn weitergeht, weiß selbst der Eigentümer nicht. Timo Meißner, dessen Firma Meißner Gleisrückbau vor fünf Jahren die gesamte Strecke gekauft hat, wirkt ratlos. "Wir wissen gar nicht, was Sache ist." Das Urteil hat er angefordert, die Entscheidung nennt er "erfreulich".

    Sorgen bereitet Meißner der Zustand der Strecke, die nicht weiterentwickelt werden kann. Alles wuchere zu. Die Strecke sei ein "Schandfleck", auch wenn er seiner Verkehrssicherungspflicht nachkomme.

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    Nach einer ersten Begehung im Jahr 2022 hat der Strecken-Besitzer im November erneut einen Gutachter beauftragt, sich die Trasse und speziell den Oberbau anzuschauen. Das Ergebnis sei ernüchternd. "Im Prinzip ist alles kaputt", konstatiert Timo Meißner.

    Schienen, Schwellen und Schotterbett müssten komplett erneuert werden. Je nach Nutzung wären Investitionen von 25 bis 100 Millionen Euro notwendig, "ohne Bahnübergänge und Brücken", sagt Meißner.

    Er bedauert, dass jetzt "Vieles in der Warteschleife" bleibe, etwa Sanierungen von Bahnübergängen, auch wenn er kürzlich in Gochsheim das Nötigste geflickt habe. Problematisch seien zum Beispiel Leitungsquerungen über der Strecke.

    Dass eine Entwidmung der Steigerwaldbahn aufgrund einer Gesetzesänderung mittlerweile "fast unmöglich" ist und die Gleise deshalb nicht abgebaut oder anders als für Zugverkehr genutzt werden können, erschwere seine Planung zusätzlich. Kontakt zu dem Thüringer Unternehmen habe er zwar gesucht, aber nie gehabt. Anfragen anderer Eisenbahnbetreiber lägen ihm nicht vor. Dass es keine weiteren Interessenten gibt, die einen Schienenverkehr beabsichtigen, bestätigt auch das zuständige Verkehrsministerium. "Eventuelle Pläne von anderer Seite bezüglich einer Wiederinbetriebnahme der Steigerwaldbahn liegen dem Ministerium nicht vor", heißt es aus München.

    Einem vor längerer Zeit angeregten Radschnellweg stehe er offen gegenüber, sagt Strecken-Inhaber Meißner weiter: "Ich möchte eine ordentliche Nachnutzung und das Streckenband nicht zerreißen."

    Schweinfurter Landrat hält Personenverkehr für "sehr unrealistisch"

    Im Landratsamt Schweinfurt hat man das Würzburger Urteil zur Kenntnis genommen. "Allerdings hat es für unsere Nahverkehrsplanungen keine Relevanz", teilt Landrat Florian Töpper mit. Das Interesse der klagenden Erfurter Bahn sei privater Natur und beziehe sich auf den Güterverkehr. Viele Anrainergemeinden im Landkreis würden dies kritisch sehen.

    Die Bahntrasse mit den Gleisen der stillgelegten Steigerwaldbahn bei Gerolzhofen Richtung der Hörnau vor einem Jahr.
    Die Bahntrasse mit den Gleisen der stillgelegten Steigerwaldbahn bei Gerolzhofen Richtung der Hörnau vor einem Jahr. Foto: Michael Mößlein

    Eine Rückkehr zum Schienenpersonenverkehr hält Töpper aktuell für "sehr unrealistisch". Der Fokus beim ÖPNV liege auf dem Busverkehr und dem Mobilitätsservice callheinz: "Ich bin überzeugt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind."

    Auch die Pläne mit einer Teststrecke für autonom fahrende Shuttles auf der Bahnstrecke dürften vom Tisch sein. Im November 2023 hatte der Verkehrs- und ÖPNV-Ausschuss des Kitzinger Kreistags dem Antrag der CSU-Fraktion auf eine Machbarkeitsstudie zugestimmt. Doch wenig später gab Shuttle-Hersteller ZF seinen Rückzug aus dem Geschäftsbereich bekannt. Im Landratsamt Kitzingen geht man davon aus, dass das Shuttle-Vorhaben "im Sande verlaufen ist".

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