Nun gibt es auch in Gochsheim eine Protestbewegung gegen eine mögliche Reaktivierung der Bahnstrecke Schweinfurt – Großlangheim. Wie in Gerolzhofen habe sich auch in Gochsheim eine Bürgerinitiative (BI) gegen die Steigerwaldbahn gegründet, teilt Gerd Frackenpohl namens der BI in einer Pressemitteilung mit. Mit großen Bannern bringe nun auch Gochsheim seinen Protest offen und sichtbar auf die Straße.
Falls tatsächlich die Wiederbelebung der seit Jahrzehnten brach liegenden Eisenbahnstrecke komme, dann würde dadurch die Stadtbusanbindung für Gochsheim anders getaktet oder sogar ganz abgeschafft, fürchten die Gegner der Lokalbahn. "Das wäre für die Gochsheimer Bürger völlig inakzeptabel", betont die Bürgerinitiative. Ein weiteres Argument: „Dass in Gochsheim drei Bahnschranken stündlich, vielleicht auch halbstündlich den laufenden Autoverkehr über drei stark frequentierte Bahnübergänge stoppen, das möchten die Menschen in Gochsheim nach fast 40 Jahren schrankenfreiem Autoverkehr über die Bahnübergänge nicht mehr haben."
Schädigung der Naturschutzgebiete
Nachdem sich 1,8 Millionen Menschen in Bayern für den Erhalt der Bienen ausgesprochen hätten, sollen nun aber 50 Kilometer Bahnstrecke "von jeglicher Vegetation befreit und damit den Bienen und Insekten die Nahrung entzogen werden". Und das würde nachhaltig mit Glyphosat sichergestellt. Die Schädigung der Naturschutzgebiete im Hörnauer Wald und an den Sulzheimer Gipshügeln, sowie die Zerstörung des ökologisch wertvollen Brückenbiotops entlang der stillgelegten Bahnlinie werde von den Bahnbefürwortern in Kauf genommen, während Naturschützer und Bienenzüchter das Ganze sehr kritisch sehen würden.
"Katastrophale Steuerverschwendung"
Wie die Gerolzhöfer Bürgerinitiative machen auch die Gochsheimer die hohen Kosten für die Reaktivierung der Bahnlinie zum Thema. Die Ausgaben wären enorm und würden wahrscheinlich 100 Millionen Euro weit übersteigen. "Eine katastrophale Steuerverschwendung bahnt sich hier an", heißt es in der Pressemitteilung. Der Gleiskörper mit seinem Unter- und Oberbau, die Gleise und die Schwellen seien augenscheinlich nicht mehr brauchbar, um mit einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern Menschen von A nach B zu befördern. "Wenn die Jahreszahl 1960 auf den Gleisschwellen stimmt, müssen wir bereits von einem fast 60 Jahre alten Gleiskörper ausgehen. Die Sicherheit der Menschen wäre hochgradig gefährdet, würde man den jetzigen Gleiskörper für den Personenverkehr freigeben." Die BI fordert deshalb, erst müsse ein neutraler Gutachter für Gleiskörperbau vor Ort die Sachlage prüfen und bewerten, um dann endlich zu realistischen Projektkosten zu kommen. Denn alle bisher genannten Kosten seien nur grobe Schätzungen gewesen, ohne dass jemals spezielle Prüfungen an der Bahntrasse durchgeführt worden seien.
Muss Schotter erneuert werden?
In dem „Handbuch für Eisenbahninfrastruktur“ sei nachzulesen, dass nach etwa 30 bis 50 Jahren der Basaltschotter komplett erneuert werden muss. Gleiches gelte auch, so die BI, wenn das Basaltschotterbett stark verunreinigt sei, kaum noch Hohlräume enthalte oder stark abgerieben sei. Auch wenn der Abfluss des Oberflächenwassers durch punktuelle Instabilitäten nicht mehr gewährleistet sei, habe dies gegebenenfalls die Erneuerung des gesamten Bahnkörpers als Folge. Schon im Jahr 2014 habe die Deutschen Regionaleisenbahn GmbH (DRE), deren Tochter, die Bayerischen Regionaleisenbahn GmbH, die Streckeninfrastruktur vorhielt, in einer betriebswirtschaftlichen Bewertung festgestellt, dass erhebliche Investitionsaufwendungen zur Wiederinbetriebsetzung der technisch gesperrten Strecke erforderlich seien. Insgesamt 19 technisch gesicherte und weitere ungesicherte Bahnübergänge sowie der Oberbau des gesamten Streckenabschnittes müssten saniert werden, hat die Gochsheimer Bürgerinitiative recherchiert.
Kosten für Anrainergemeinden
Zudem weist die BI darauf hin, dass ein neuer Betreiber der Bahnlinie versuchen würde, alle Anrainergemeinden an den Kosten für Bahnübergänge, Lärmschutzwände, Bahnhofsgebäude zu beteiligen. Die Gemeinden entlang der Strecke, die einen Antrag auf Entwidmung gestellt haben, würden diese Kostenbeteiligung aber sicher ablehnen. Deshalb fordert die BI, dass die Anträge auf Entwidmung der Bahnstrecke genehmigt und umgesetzt werden, der betriebswirtschaftlichen Bewertung der DRE Rechnung getragen und somit die Reaktivierung der Bahnlinie verhindert wird. "Denn die Menschen warten auf eine bezahlbare, flexible E-Mobilität mit Bus oder Auto – die von jedem individuell gestaltbar ist und bleibt."