Im Juli 2008 hat die Brauerei Martin im kleinen Schonunger Ortsteil Hausen eröffnet. „Ich habe meinen Traum verwirklicht“, sagte Ulrich Martin damals zu den etwa 500 Gästen. Seine eigene Brauerei, sein eigenes Bier, „eines nach meinem Geschmack“, sagte er damals. Das sind Pilsner, Weizenbier und das so beliebte Spezial, das denn auch zwei Drittel der mittlerweile jährlich knapp 4000 Hektoliter ausmacht. Und jetzt, zum zehnten Geburtstag, kommt eine vierte Sorte hinzu, wozu es erst einiger Erläuterungen bedarf.
Am Anfang stand der Brauer vor dem Nichts
Vorneweg aber ein Blick zurück. Eineinhalb Jahre hat der damals 39-jährige Mainberger vor der Eröffnung 2008 viel Schweiß und Geld investiert, um das alte Brauereigebäude in Hausen auf Vordermann zu bringen. Von der früheren Einrichtung war nichts mehr übrig. Martin machte mit Architekt Wolfgang Schefbeck (Schweinfurt) alles neu. „Alles war eine Ruine, hier war Sumpf“, erinnert Martin an die Zeit vor dem 7. Januar 2008. Damals war Baubeginn und schon im Juli Eröffnung. Ein Husarenstück.
Martin ist gelernter Brauer. Er stammt aus Mainberg, kannte die ehemalige Brauerei Hiernickel in Hausen. Sie stand lange leer, verfiel immer mehr. Irgendwann reifte in ihm der Plan, das Dornröschen aufzuwecken. Eine Brauerei zu bauen, „da hatte ich genug Erfahrung“. Gelernt hatte er bei Göller in Zeil, er arbeitete bei Becks in Bremen, studierte, war im Ausland und später in Deutschland im „Anlagenbau Brauerei“ tätig. Hiernickel verkaufte. An Weihnachten 2007 „habe ich mir die alte Brauerei zum Geschenk gemacht“, erzählt er lachend.
Einrichtung ist fränkisch und schlicht
Mit Unterstützung eines Freundes, einem Brauereiberater, wurde ein Businessplan erstellt, die Eltern empfahlen Architekt Schefbeck, beider Philosophie harmonierte. Die Prioritätenliste hieß: Das nicht unterkellerte Gasthaus trockenlegen; Wärmedämmung innen, weil es außen wegen der herrlichen Fassade nicht möglich war; Akustikdecken, damit es im Gastraum nicht zu laut wird; keine Heizkörper, aber Lüftung und Heizung via Decke durch Schlitzventile.
Belassen wurde – Stichwort Atmosphäre – die Einrichtung. Der Holzboden ist nicht original, aus Steigerwald-Eiche. Schließlich die in grün gehaltene Wanderverkleidung. Die Gaststube ist schlicht, Bierkrüge stehen auf den Regalen, an die „Kraftquelle“, das einstige Bier der Brauerei Weinig, erinnern Bilder und Bierdeckel, das passt, anderer Schnickschnack fehlt, zum Glück.
Brauerei hat längst Kult-Charakter
Die einstige Scheune gegenüber beherbergt das Brauhaus. Bis 1950 war in Hausen die alte Brauerei noch in Betrieb, die Mälzerei bis 1982. Die Einrichtung aber gab es nicht mehr. Martin hat alle Technik neu installiert. Später kam der Biergarten hinzu. Im zehnten Jahr hat die Brauerei schon ein wenig Kult-Charakter, auch schon alle möglichen Politiker von grün, rot bis schwarz angelockt. Die Biergarten-Gottesdienste sind etwas Besonderes. „Das ist doch eine wunderschöne Sache, wenn die Leute kommen und sagen: Gut gemacht, das hat gefehlt“, sagt Martin. Gekocht wird Fränkisch, alles ist regional.
In der Brauerei arbeiten neben dem Braumeister selbst noch zwei Mitarbeiter, darunter der letztjährige Kammersieger der Brauer und Mälzer, Martin Kömm. In der Gaststätte sind es zwei Köche, drei feste Service- und Küchenkräfte. Wenn Sommersaison ist, macht die Zahl der Aushilfen insgesamt 15 feste Arbeitsplätze aus, rechnet Ulrich Martin. Er sagt, dass mit einer Preisanhebung beim Bier zu rechnen ist und dass „wir im Brauhaus noch ein wenig Kapazität haben“.
Statt Kraftquelle heißt Bier jetzt UMtrunk
Jetzt die Geschichte von der bald vierten Biersorte, die anlässlich des Geburtstages auf den Markt kommt und am Festwochenende 30. Juni/1. Juli erstmals ausgeschenkt wird. Genau genommen hat Ulrich damit schon 2011 geliebäugelt, als er seine Frau Anja geheiratet hat. Er hatte damals ein „sehr ansprechendes Festbier gebraut“ und seitdem immer wieder gehört, „dass ich dieses Bier wieder brauen soll“.
Macht er jetzt. Die neue Sorte ist dem 2011er Festbier sehr ähnlich: ein klassisches helles Festbier, 13,5 Prozent Stammwürze und es wird mit feinstem Aromahopfen gebraut. Den richtigen Namen zu finden, sei schwieriger gewesen. Vorschläge gab es viele. Aber all das war entweder zu profan oder langweilig, zu reißerisch oder einfach unpassend.
Gut gefallen hätte ihm der naheliegende Name „Kraftquell“, denn die Brauerei Weinig pries ihr Bier damals vor rund 80 Jahren eben als Kraftquell an. Aber das wäre „von Amts wegen verboten worden“. Kraft suggeriert eine Gesundheit fördernde Wirkung (nicht erlaubt im Zusammenhang mit Bier); man könnte es auch in Verbindung bringen mit stark, also Starkbier, was wiederum mindestens 16 Prozent Stammwürze hieße. Außerdem erwecke Quell den Eindruck, „wir hätten eine eigene Quelle, was nicht der Fall ist und das wäre Verbrauchertäuschung.“
Festwochenende Ende Juni/Anfang Juli
Vor einigen Wochen machte Anja Martin in einem Nebensatz den Vorschlag, das Bier „Umtrunk“ zu nennen. Warum nicht? Ulrich Martin kam dann der Gedanke, den Anfang als seine Initialen Ulrich Martin zu sehen, UM also. Nun steht der Name fest: UMtrunk. Das Ganze müsse noch in Reinform aufs Etikett gebracht werden, aber bis Ende Juni ist ja auch noch ein wenig Zeit.