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100 Jahre "Löwen" Erlabrunn: Warum der Gasthof ein neues Konzept hat

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100 Jahre "Löwen" Erlabrunn: Warum der Gasthof ein neues Konzept hat

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    Der Erlabrunner "Löwe" ist in vierter Generation in Familienbesitz. Guido Prößl und Nadine Naumann haben den Landgasthof und sein Konzept jetzt neu gestaltet.
    Der Erlabrunner "Löwe" ist in vierter Generation in Familienbesitz. Guido Prößl und Nadine Naumann haben den Landgasthof und sein Konzept jetzt neu gestaltet. Foto: Thomas Obermeier

    Der "Löwen" in Erlabrunn feiert in diesem Jahr ein stolzes Jubiläum: Seit 100 Jahren ist der Gasthof, eines der ältesten Gebäude im Ort, in Familienbesitz. In der vierten Generation führt Guido Prößl seit 2020 mit Lebensgefährtin Nadine Naumann den Landgasthof mit Hotel.

    Dass es das Gasthaus noch gibt, war nicht immer klar. Lange hatte Prößl, der seit 35 Jahren als Koch im Löwen arbeitet, das Restaurant zusammen mit seiner Familie inne, doch irgendwann fühlte es sich für den 52-Jährigen nicht mehr stimmig an. 2018 sollte ein Schlussstrich gezogen werden: Nach Weihnachten schloss Prößl, der sich in der Region seit vielen Jahren als Koch und "Gänse-Guru" einen Namen gemacht hat, das Restaurant und kochte im Löwen nur noch für Feierlichkeiten; das Hotel blieb geöffnet.

    Wiedereröffnung erst nach Renovierung

    Doch bald schon wurde von verschiedenen Seiten der Ruf nach einer Wiedereröffnung laut: Die Übernachtungsgäste wollten in ihrer Unterkunft auch zum Essen einkehren; die Stammgäste, die Prößl während des Lockdowns mit Essen und Wein to go versorgte, wünschten sich ebenfalls das Restaurant zurück. Als dann noch Prößls Lebensgefährtin, die gelernte Köchin und Hotelfachfrau ist, Bereitschaft signalisierte, neben ihrer Arbeit als Unternehmensberaterin im Löwen mitzuwirken, kristallisierte sich der Beschluss heraus: "Wir machen wieder auf – allerdings so, dass es zu uns passt und uns wiederspiegelt." Eine Voraussetzung dafür seien umfassende Renovierungsarbeiten gewesen.

    Sie wollen das Gebäude des "Löwen" mit seinem Fachwerk und dem auffälligen Ausleger erhalten: Nadine Naumann und Guido Prößl.
    Sie wollen das Gebäude des "Löwen" mit seinem Fachwerk und dem auffälligen Ausleger erhalten: Nadine Naumann und Guido Prößl. Foto: Thomas Obermeier

    Vor allem der Gastraum, laut Naumann "sehr rustikal und dunkel, mit schmiedeeisernen Gittern und Holzbänken rundherum", sollte ein neues Flair erhalten. Das, was früher einen klassisch fränkischen Gasthof ausgemacht hatte, sei einmal modern gewesen, nun aber nicht mehr zeitgemäß. Und so wich der robust-praktische Klinkerboden hellem Parkett, der Rauputz an den Wänden einer Steinwand und viel weißer Farbe. Geblieben sind die aufgearbeiteten Originaltische.

    Durch Corona habe man Zeit für die Restaurierung gehabt, so Prößl. Dennoch sei es ein Wagnis gewesen, viel Geld in einen Umbau zu investieren, dessen Ergebnis sich während der Arbeiten bisweilen ungewiss angefühlt habe. Doch das Risiko hat sich gelohnt: Laut Prößl und Naumann ist die Resonanz auf den neuen Löwen sehr positiv. "Die Gäste spüren, das ist echt", ist Naumann überzeugt.

    Bestandteil der Speisekarte: ein "faires Gericht"

    Der neue Löwen soll für Nachhaltigkeit, Authentizität und Teamgeist stehen. Nachhaltigkeit, die sich schon in der Dekoration wiederspiegelt: Statt jede Saison etwas Neues zu kaufen, mietet Naumann, die sich vorrangig um den Service- und Marketingbereich kümmert, Tischschmuck und Co. aus dem Leinacher Deko-Verleih "Schönmacherei". Künstler aus dem Ort unterstützen Naumann und Prößl dadurch, dass sie ihre Werke im Löwen ausstellen – im Gegenzug haben die Künstler Postkarten entworfen, die die Gäste des Löwen erwerben können.

    Nachhaltigkeit steht auch vor allem bei den Gerichten im Vordergrund: Prößl, dessen Kochkünste für den Löwen schon vom Gastronomie-Führer Guide Michelin empfohlen wurden, bereitet alles frisch zu; die Gäste erwartet eine gehobene fränkische Küche mit regionalen und Bio-Produkten sowie Weinen aus der Region. Seit der Erlabrunner Fair-Trade-Woche im September findet man im Löwen außerdem stets ein Gericht auf der Speisekarte, das aus ausschließlich fair gehandelten Produkten besteht. Die Mehrzahl der Gäste wisse das zu schätzen, so das Paar, auch wenn manch ein Stammgast das Schnitzel für zehn Euro vermisse.

    "Wir sehen die anderen Gastronomen im Ort nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung."

    Nadine Naumann vom "Löwen" in Erlabrunn

    "Der ein oder andere Gast springt ab", sagt Naumann. Und Prößl gibt zu, dass er so manche Angst überwinden musste, bis das neue Konzept des Löwen stand. Der Glaubenssatz "Das kann man doch so nicht machen!" habe teils tief gesessen – sei es die Preise betreffend, die an den gehobenen Standard der Speisen und Weine angepasst wurden, oder die Renovierungsarbeiten. Inzwischen habe er eine neue Einstellung gewonnen. "Ich habe mich nicht mehr dem Betrieb angepasst, stattdessen haben wir ihn so gestaltet, wie es für mich und uns stimmig ist", sagt Prößl. "Der Löwe ist mein Familienbetrieb und mir ans Herz gewachsen."

    Bleibt das Schlagwort "Teamgeist". Dieses sieht das Paar als Schlüssel dazu, nicht nur sich selbst, sondern Erlabrunn als Ganzes voranzubringen. "Wir sehen die anderen Gastronomen im Ort nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung", so Naumann. Wichtig seien die Wünsche der Gäste. "Wenn jemand einen Biergarten sucht, schicken wir ihn zum Meisnerhof; will jemand eine Weinprobe machen, vermitteln wir ihn an ein Erlabrunner Weingut", sagt die 43-Jährige. Ein Netzwerk untereinander aufzubauen und noch mehr Kooperationen zu schaffen, sei das Ziel. "Wir als Gastronomen gestalten das touristische Leben im Ort", ist auch Prößl überzeugt. Erlabrunn als "das Gourmet-Dorf" in der Wahrnehmung der Touristen zu verankern, ist eine Vision der beiden.

    Dass vor allem seit Corona kleinere Unterkünfte, auf dem Land und nah an der Natur, beliebt sind, sehen sie als Chance. Viele Menschen verbringen zur Zeit ihren Urlaub in Deutschland, was sich auch im Löwen bemerkbar macht: "Seit Pfingsten ist unser Hotel zu 100 Prozent ausgebucht", sagt Prößl, zu dessen Aufgaben neben Küche und Einkauf auch der Hotelbereich zählt. Unter den Gästen seien viele Kurzurlauber und Radtouristen, die oft für mehrere Übernachtungen blieben. Auch dadurch, dass Erlabrunn Teil des Tourismusvereins "ZweiUferLand am Main" ist, könne man den Touristen etwas bieten: "Ich habe oft den Panoramaweg empfohlen – je vielseitiger die Angebote, desto attraktiver wird ein Ort."

    Landgasthof – Hotel "Löwen" in ErlabrunnDer Landgasthof "Löwen" in Erlabrunn feiert Jubiläum: Seit 100 Jahren ist er in Familienbesitz. Franz Lorenz Beck hat das Haus 1921 erworben; heute führt Urgroßenkel Guido Prößl den Gasthof in vierter Generation mit seiner Lebensgefährtin Nadine Naumann. Das Gebäude selbst ist eines der ältesten im Ort: 1567 wurde es erbaut und prägt mit seinem Fachwerkobergeschoss und dem markanten Ausleger das Bild des Ortskerns rund um die Kirche. Quelle: cat

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