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Würzburg: 8 Impfungen im Check: FSME, Masern, Grippe und andere Erkrankungen - Wer sollte sich impfen lassen und wie oft?

Würzburg

8 Impfungen im Check: FSME, Masern, Grippe und andere Erkrankungen - Wer sollte sich impfen lassen und wie oft?

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    Prof. Oliver Kurzai, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie der Uniklinik Würzburg, erklärt, welche Impfungen für wen sinnvoll sind und wie häufig man Auffrischungen braucht.
    Prof. Oliver Kurzai, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie der Uniklinik Würzburg, erklärt, welche Impfungen für wen sinnvoll sind und wie häufig man Auffrischungen braucht. Foto: Archivfoto: Daniel Peter

    Von Grippe über Corona bis zu FSME oder Polio: Impfungen können gegen zahlreiche Erkrankungen schützen. Doch welche Impfung macht Sinn? Wer sollte sich wann immunisieren lassen? Wie viele Impfdosen sind nötig? Und wie häufig braucht es Auffrischungen?

    Wovor acht bekannte Impfungen schützen und für wen sie empfohlen werden - das erklärt Prof. Oliver Kurzai, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie der Universitätsklinik Würzburg.

    1. Impfung gegen Grippe/Influenza-Viren

    Schutz vor: In erster Linie schützt die Grippeimpfung vor schweren Verläufen, sagt Mikrobiologe Prof. Oliver Kurzai. Vor einer Ansteckung schütze die Impfung nur "sehr begrenzt". Die Schutzwirkung schwanke zwischen 30 und 60 Prozent und hänge unter anderem davon ab, wie ähnlich die im Impfstoff vorhandenen Viren denen sind, die wirklich zu Infektionen führen.

    Empfohlen für: Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) bei Grippe sind komplex. "Die wichtigste Gruppe sind Personen ab 60 Jahren und Menschen mit Vorerkrankungen", sagt Kurzai. Dazu zählten Patienten mit chronischen Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen. Zudem empfiehlt die Stiko die Grippeimpfung für Schwangere, Bewohner von Pflegeheimen oder medizinisches Personal. Prinzipiell seien die Grippe-Impfstoffe auch bei Kindern gut wirksam und verträglich, erklärt der Virologe. Eine Impfempfehlung gebe es aber nur für Kinder mit Grunderkrankungen.

    • Die ausführliche Impfempfehlung der Stiko finden Sie hier: Impfempfehlung

    Nötige Impfdosen: "Stand heute muss jedes Jahr neu geimpft werden, jeweils mit einer Spritze", sagt Kurzai. Grippeviren würden sich relativ schnell stark verändern, deshalb gebe die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich eine neue Empfehlung für die Impfstoff-Zusammensetzung heraus.

    Bester Zeitpunkt: Am besten vor Beginn der Grippesaison. Früher war das meist im Oktober/November, inzwischen begannen die Grippewellen allerdings später. "Mein Rat wäre, sich vor Weihnachten im Dezember impfen zu lassen", sagt Kurzai.

    2. Impfung gegen Corona

    Schutz vor: Wie die Impfung gegen Influenza schützt die Corona-Impfung vor schweren Verläufen. "Allerdings hat sie insgesamt eine deutlich bessere Wirksamkeit, so um die 80 Prozent. Auch der Schutz vor Infektionen allgemein ist besser, aber er hält nur kurz an", erklärt der Mikrobiologe. Impfzweck sei zusätzlich der Schutz vor Folgeerkrankungen, also vor Long- und Post-Covid.

    Empfohlen für: Es gibt umfassende Impfempfehlungen, sagt Oliver Kurzai. Im Prinzip unterscheide die Stiko dabei zwischen Erwachsenen ab 18 Jahren, die eine Basisimmunität haben sollten, und Risikogruppen wie Menschen ab 60 Jahren, die jährlich eine Auffrischimpfung bekommen sollten. "Für Kinder gibt es allgemein keine Impfempfehlung mehr, auch weil wir wissen, dass sie in der Regel nicht so schwer erkranken", erklärt Kurzai. Ausnahmen seien Risikogruppen wie Kinder mit chronischen Erkrankungen.

    Nötige Impfdosen: Menschen ab 18 Jahren sollten eine Basisimmunität haben. Sie gilt als erreicht, wenn sich das eigene Immunsystem dreimal mit dem Virus auseinandergesetzt hat – also zum Beispiel durch zwei Impfungen und eine Infektion. Ältere Menschen und Risikogruppen sollten diese Immunität jährlich auffrischen, sagt Kurzai: "So versucht man, den maximalen Schutz für besonders gefährdete Personen herauszuholen."

    Bester Zeitpunkt: In der Regel vor Beginn der Saison. "Bei Covid geht man davon aus, dass das etwas früher als bei Grippe ist – es wäre also Oktober anzuraten", sagt der Experte. Möglich sei auch, zeitgleich parallel gegen Corona und Grippe zu impfen. 

    Die Corona-Impfung schützt vor schweren Krankheitsverläufen, aber auch vor Folgeerkrankungen wie Long- und Post-Covid.
    Die Corona-Impfung schützt vor schweren Krankheitsverläufen, aber auch vor Folgeerkrankungen wie Long- und Post-Covid. Foto: Sven Hoppe, dpa

    3. Impfung gegen FSME (Zecken)

    Schutz vor: Die Impfung soll vor schweren Verläufen schützen. FSME verlaufe in aller Regel milde, erklärt Kurzai. "Aber in seltenen Fällen sehr schwer, dann kann es zu einer Entzündung des Gehirns mit neurologischen Langzeitfolgen kommen."

    Empfohlen für: Die Empfehlung gilt für Menschen in FSME-Risikogebieten – "grob gesagt die südliche Hälfte Deutschlands", so Kurzai. Hier sei die Erkrankung häufig. "Da sollte man sich impfen lassen – insbesondere, wenn man sich häufig draußen in der Natur aufhält." Zugelassen ist die Impfung ab dem ersten Lebensjahr, allerdings erkranken kleine Kinder laut Kurzai selten schwer an FSME. Eine Impfung ab einem Alter von zwei bis drei Jahren hält er für ausreichend.

    Nötige Impfdosen: Drei Dosen sind nötig, Dabei liegen zwischen der ersten und zweiten meist drei Monate. Die dritte Dosis wird etwa ein halbes Jahr später geimpft. "Ab der zweiten Dosis hat man einen relevanten Impfschutz, nach der dritten einen exzellenten", sagt Kurzai. Der Schutz halte dann mindestens fünf Jahre.

    Bester Zeitpunkt: "Die klassische Zeckenzeit ist ab Frühling und bis in den Herbst", sagt Kurzai. Da sich das Impfschema aber über Monate hinziehe, sei der jahreszeitliche Beginn relativ egal.

    Die FSME-Impfung wird für Menschen empfohlen, die in Risikogebieten leben  und sich häufig draußen in der Natur aufhalten. 
    Die FSME-Impfung wird für Menschen empfohlen, die in Risikogebieten leben  und sich häufig draußen in der Natur aufhalten.  Foto: Thinkstock

    4. Impfung gegen RSV (Humanes Respiratorisches Synzytial-Virus)

    Schutz vor: Die Impfung schützt vor schweren Verläufen. Dabei unterscheide man bei RSV zwischen der klassischen Impfung für Senioren und einer Prophylaxe für Säuglinge, erklärt der Würzburger Mikrobiologe.  

    Empfohlen für: Laut Kurzai gibt es die Impfung mit einem Proteinimpfstoff, die für ältere Menschen ab 75 Jahren empfohlen wird, sowie die Antikörpergabe für neugeborene Kinder. Bei sehr kleinen Kindern könne das RS-Virus schwere Lungeninfektionen verursachen, die Folgerisiken nach sich ziehen. Mit der einmaligen Gabe von Antikörpern im ersten Lebensjahr könne man Kinder vor solchen schweren Verläufen schützen. Die Prophylaxe liefere für einen gewissen Zeitraum "einen sehr effektiven Schutz von 80 Prozent". Eine Auffrischung brauche es nicht.

    Nötige Impfdosen: "Die RSV-Impfung für Erwachsene ist eine einmalige Impfung, die für einen längeren Zeitraum schützt", so Kurzai. Wie lange genau, sei offen, "da es die Impfung noch nicht so lange gibt".

    Bester Zeitpunkt: Die RSV-Saison beginne oft deutlich früher als die klassische Grippesaison, sagt der Experte der Uniklinik Würzburg. Eine Impfung sei deshalb im September oder Oktober sinnvoll.

    5. Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis)

    Schutz vor: "Wie bei allen Atemwegsinfektionen schützt die Impfung im Prinzip vor schweren Verläufen", sagt Oliver Kurzai.

    Empfohlen für: Die Keuchhustenimpfung ist Teil des Standardimpfschemas für Kinder. Darüber hinaus gibt es laut Kurzai die Empfehlung, dass alle Erwachsenen einmal gegen Keuchhusten geimpft werden sollen.

    Nötige Impfdosen:  "Es wird dreimal im ersten Lebensjahr geimpft, Auffrischungen gibt es im Vorschul- und im Jugendalter – typischerweise kombiniert mit Tetanus und Diphterie", erklärt Kurzai. Erwachsene sollten einmal erneut gegen Keuchhusten geimpft werden, typischerweise mache man das im Rahmen einer fälligen Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie durch einen Kombinationsimpfstoff.

    Bester Zeitpunkt: Das ist im Jahresverlauf egal.

    6. Impfung gegen Masern

    Schutz vor: Der sogenannte Lebendimpfstoff gegen Masern "zählt sicher zu den wichtigsten Impfstoffen überhaupt", sagt Kurzai. Masern seien eine sehr schwerwiegende Infektion "mit einer hohen Rate an potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen". Die Impfung schütze vor der Erkrankung und damit auch vor allen Komplikationen. Für Kinder sollte die Masern-Impfung in Kombination mit der Impfung gegen Mumps, Röteln und Windpocken erfolgen.

    Empfohlen für: Die Impfung ist für alle empfohlen und sollte ab dem elften Lebensmonat durchgeführt werden. Für Bedienstete im Gesundheitswesen und in Kinderbetreuungseinrichtungen gibt es eine gesetzliche Impfpflicht.

    Nötige Impfdosen: Üblicherweise werden Kinder laut Kurzai mit zwei Impfdosen immunisiert – die erste bekomme man mit elf Monaten, die zweite mit 15 Monaten. "Da durch den Lebendimpfstoff eine extrem lang andauernde Immunität ausgelöst wird, gibt es keine Notwendigkeit zur Auffrischung", sagt Kurzai.

    Bester Zeitpunkt: Jahreszeitlich egal, gerichtet nach dem Alter.

    Der Masern-Impfstoff zähle zu den wichtigsten überhaupt, sagt der Würzburger Mikrobiologe Prof. Oliver Kurzai.
    Der Masern-Impfstoff zähle zu den wichtigsten überhaupt, sagt der Würzburger Mikrobiologe Prof. Oliver Kurzai. Foto: Friso Gentsch, dpa

    7. Impfung gegen Pneumokokken

    Schutz vor: "Die Impfung schützt vor schweren Erkrankungen", erklärt Kurzai. Der Schutz betreffe sowohl Atemwegserkrankungen wie Lungenentzündungen, als auch Erkrankungen außerhalb der Atemwege wie Hirnhautentzündungen.

    Empfohlen für: Die Pneumokokken-Impfung ist Bestandteil der Standardimpfungen für Kinder. Daneben wird sie älteren Menschen über 60 Jahren und bei bestimmten Grunderkrankungen (vor allem Atemwegserkrankungen) empfohlen. 

    Nötige Impfdosen: Säuglinge bekommen laut Kurzai drei Impfdosen - nach zwei, vier und elf Monaten. Dies müsse nicht aufgefrischt werden. Auch für ältere Menschen über 60 gebe es keine Empfehlung für Auffrischungen.

    Bester Zeitpunkt: Wann im Jahresverlauf geimpft wird, ist egal.

    8. Impfung gegen Polio (Kinderlähmung)

    Schutz vor: Normalerweise verlaufe eine Polio-Infektion ohne Probleme – in selten Fällen aber komme es zu schweren Verläufen, erklärt Kurzai. "Einer von Tausend Infizierten zeigt am Ende bleibende Lähmungserscheinungen. Diese schweren Komplikationen sollen durch die Impfung verhindert werden."

    Empfohlen für: Gegen Polio wird in Deutschland im Rahmen der Standard-Kinderimpfungen geimpft - drei Impfungen im ersten Lebensjahr.

    Die Impfung habe in Deutschland wieder an Relevanz gewonnen, da in den vergangenen Jahren im Abwasser in vielen Regionen Polioviren gefunden worden seien. "Interessanterweise nicht das Virus, das in der Wildbahn vorkommt, sondern Viren, die aus Lebendimpfstoffen stammen". Diese Lebendimpfstoffe würden in Deutschland nicht mehr verwendet, "deswegen müssen wir davon ausgehen, dass sie eingetragen wurden", sagt der Mikrobiologe. Es sei prinzipiell möglich, sich mit diesen Stämmen zu infizieren, davor könne eine Impfung mit dem Totimpfstoff schützen.

    Nötige Impfdosen: Im ersten Lebensjahr werden drei Impfdosen gegeben – in aller Regel im Rahmen einer Kombinationsimpfung. Eine Auffrischung erfolgt laut Kurzai im Alter von neun bis 16 Jahren.

    Bester Zeitpunkt: Das richtet sich nach dem Alter. Wer als Kind nicht geimpft wurde, kann Kurzai zufolge eine Grundimmunisierung auch noch im Erwachsenenalter bekommen. 

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