An Weihnachten 2020 wird sich später einmal jeder erinnern. Denn für keinen ist Weihnachten so wie immer. Wir haben bekannte Würzburger gefragt, wie sie das Fest heuer verbringen. Die Antworten sind sehr unterschiedlich, aber alle versuchen das Beste aus der Situation zu machen.
Statt fünf, nur ein Weihnachtsgottesdienst
Statt den sonst üblichen fünf, wird es in der Würzburger Martin-Luther-Kirche heuer nur einen Weihnachtsgottesdienst im kleinen Kreis geben. Dieser wird aufgezeichnet und kann am Heiligen Abend auf der Homepage der Pfarreiabgerufen werden.
"An Heiligabend sitze ich dann ab 15 Uhr im Pfarrhaus und bin per Telefon, WhatsApp oder Zoom für jeden, der mich sprechen will, erreichbar."
Pfarrer Nico Natschka
Die Feier mit der ganzen Gemeinde in seiner kleinen Holzkirche wird Pfarrer Nico Natschka in diesem Jahr fehlen. Aber: "Der Gedanke, dass meine Kirche, die ihren Besuchern eigentlich Schutz und Geborgenheit bieten soll, zu einem Hotspot der Pandemie werden könnte, ist weitaus schlimmer." Deshalb ist Natschka dankbar, dass der Kirchenvorstand sich für die Online-Alternative entschieden hat.

"An Heiligabend sitze ich dann ab 15 Uhr im Pfarrhaus und bin per Telefon, WhatsApp oder Zoom für jeden, der mich sprechen will, erreichbar", erzählt der Pfarrer. "Ich freue mich auf die Gespräche, für die ich dieses Mal ja mehr Zeit habe als sonst." Das restliche Weihnachtsfest verbringt er mit seiner Frau und "einem lieben Menschen, der in diesem Jahr seinen engsten Angehörigen verloren hat".
Normalerweise besuchen die Natschkas an den Feiertagen Eltern und Schwiegereltern. Darauf verzichten sie heuer. Stattdessen kommunizieren sie über Internet und Telefon. Natschka: "Meine Frau sagt zu ihrer Mutter immer: 'Ich drück' dich durchs Telefon.'“
Georg Ertl ist Weihnachten "mit einem Ohr und einem Auge" in der Klinik
Seinen zehn Enkeln wird Georg Ertl heuer nicht beim Auspacken der Geschenke zuschauen können. "Wir werden uns an den Feiertagen nicht wie sonst alle zusammen treffen, sondern nur jeweils eines unser Kinder mit seiner Familie für einen Spaziergang sehen", sagt der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Würzburgs. Den Heiligen Abend verbringt der 70-Jährige mit seiner Frau und seiner jüngsten Tochter - die vorher einen Corona-Schnelltest gemacht hat. Sie ist Ärztin an der Charité in Berlin.

Corona wird den Mediziner auch an Weihnachten nicht loslassen. Normalerweise ist der Klinikbetrieb um die Feiertage herum herunter gefahren. "Dass wir über Weihnachten weniger Operationen geplant haben, wird uns an der Corona-Front entlasten", hofft Ertl. Trotzdem ist die Situation angespannt. "Mit einem Auge und einem Ohr bin ich Weihnachten in der Klinik ", sagt der Direktor der Uniklinik, der sein letztes Weihnachten als Klinikchef erlebt. Seine Amtszeit endet zum Jahresende.
Kerstin Celina feiert ohne ihren Vater
Für Kerstin Celina ändert sich durch Corona gar nicht so viel. "Wir haben immer im engen Familienkreis gefeiert", sagt die Landtagsabgeordnete (Landkreis Würzburg) der Grünen. Auch heuer verbringt sie den Heiligen Abend mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern, die wegen der Pandemie momentan digital im Elternhaus studieren.

Ein Unterschied: "Mein allein lebender Vater hat entschieden, dass er dieses Mal an den Feiertagen nicht zu uns nach Kürnach kommen will, weil ihm das Risiko einer Ansteckung zu groß ist." Da ihre Schwiegermutter bei ihnen lebt, bestimmt dieses Thema schon seit Monaten den Alltag im Haus Celina. Die Abgeordnete nimmt Termine fast nur noch online wahr, private Kontakte hat die ganze Familie eingeschränkt. Kerstin Celina erlebt ihre Kinder und alle anderen jungen Menschen als extrem verantwortungsbewusst, "weil sie ihre Großeltern nicht gefährden wollen."
Sabine Unckell feiert zu viert
Die Weihnachtstage sind für Sabine Unckell weniger ungewöhnlich, als die Tage drum herum. "Wir feiern wie immer zu viert, meine Kinder und mein Lebenspartner," erzählt die Würzburger Hotelchefin. Der Würzburger Hof sei über die Weihnachtstage sowieso immer geschlossen.
Ungewöhnlich ist für die Managerin, dass sie vor und nach den Feiertagen Zeit hat. Normalerweise halten sie ihre Hotels in Würzburg und Nürnberg, dort führt sie das Best Western-Hotel am Hauptbahnhof, so auf Trab, dass kaum Zeit übrig bleibt. Jetzt sitzt sie im leeren Würzburger Hof und hat viel Zeit zum Nachdenken.

Zum Glück ist Sabine Unckell ein positiver Mensch, der aus jeder Situation das Beste macht. "Ich nutzte die Zeit, um kreative Ideen zu entwickeln." Die Homepage des Best Western Hotels wird neu gestaltet und im Würzburger Hof einiges renoviert. "Zum Mozartfest möchte ich perfekt aufgestellt sein", nennt Unckell das Ziel. Diese Arbeit hält sie davon ab, sich zu viele Sorgen zu machen. Neben denen um die eigene Zukunft, sind es auch die um Menschen, die erkrankt sind.
Rena Schimmer und die CVJM-Weihnachtsfeier
Über 100 Menschen trifft Rena Schimmer an Heiligabend. Schon als Kind half die CSU-Stadträtin mit ihren Eltern beim Weihnachtsfest des CVJM für alleinstehende und einsame Menschen mit. "Normalerweise spiele ich im Saal auf dem Klavier Weihnachtsmusik und helfe beim Ausgeben der Geschenke", erzählt die 22-Jährige. In der Pandemie gibt es diese Feier in einer abgespeckten Version.

Den restlichen Abend feiert Rena Schimmer mit einer "kleinen Bescherung und einem gemütlichen Essen" mit Eltern und Großmutter. Weil Verwandtenbesuche an den Feiertagen und Treffen mit Freunden gestrichen sind, freut sich die junge Frau besonders, dass die Weihnachtsfeier im CVJM - mit Maske und Abstand und großteils draußen - stattfindet, Päckchen überreicht und Weihnachtswünsche ausgetauscht werden.
Einige der Menschen, die sie dort trifft, sind ihr über die Jahre ans Herz gewachsen, sie freut sich auf die zumindest kurzen Begegnungen. "Sich für das Schicksal andere zu interessieren und Menschen eine Freude zu machen, tut mir selber gut", beschreibt die Studentin ihre Motivation. Zumindest das ist an diesem Weihnachtsfest nicht anders als sonst.