Was geschieht eigentlich während der kalten Wintermonate bei der Landesgartenschau? Liegen die Vorbereitungen im wahrsten Sinn des Wortes auf Eis? Stoppt der Frost die Arbeiten in Parks und Wiesen? Wir haben nachgefragt bei der Geschäftsführung der Gartenschau, die am 12. April, also in weniger als drei Monaten ihre Tore für die Besucher öffnet.
Winter meint es gut mit LGS
Die beiden Geschäftsführer Claudia Knoll und Klaus Heuberger können nur lachen über die augenzwinkernd gestellte Frage nach dem Winterschlaf. Den habe es, wenn überhaupt, allenfalls zwischen Weihnachten und Neujahr gegeben, sagt Claudia Knoll. Ansonsten habe es der Winter 2017/18 gnädig gemeint mit der Landesgartenschau, so dass alle Arbeiten im Freien ohne größere Unterbrechungen durchgeführt werden konnten.
„Wir liegen voll im Zeitplan“, so die beiden Geschäftsführer. Aktuell werden bereits die verschiedenen Ausstellungsbeiträge sowie die Eingangsbereiche hergerichtet. Dort werden schon die ersten Kassenhäuschen aufgestellt. Der zentrale grüne Park sei so gut wie fertig, erklärt Heuberger, dort werden jetzt die temporär genutzten Flächen an den Rändern hergerichtet.
Krähen lieben Tulpenzwiebeln
Das klingt alles nach einem völlig reibungslosen Verlauf, wären da nicht die zahlreichen Krähen am Hubland. Die haben nämlich vor kurzem Gefallen an den bereits eingepflanzten Tulpenzwiebeln gefunden. Mehrere tausend Zwiebeln haben sie in der letzten Zeit aus der Erde gebuddelt und sie nicht etwa gefressen, sondern auf dem Boden abgelegt. Jetzt müssen die Zwiebeln wieder im Boden vergraben werden, damit sie zum Gartenschaubeginn für bunte Blütenpracht sorgen können. Um die Zwiebel-Räuber abzuhalten, wurde ein Spezialgerät aufgestellt, das Krähen-Angstschreie imitiert. Außerdem mussten große Flächen mit Planen abgedeckt werden, berichtet Claudia Knoll.
Das war und ist aber bis jetzt der einzige Zwischenfall bei den LGS-Vorbereitungen. Auch in den von der LGS genutzten Gebäuden am Hubland gehen die Arbeiten gut voran. Angesichts der milden Temperaturen können im Inneren Renovierungen an Decken und Wänden vorgenommen und Elektroleitungen verlegt werden. Auch für die Blumenschau in der Sporthalle laufen die Vorbereitungen an.
Hochbetrieb in der Geschäftsstelle
Hochbetrieb herrscht derzeit in der LGS-Geschäftsstelle in der Sedanstraße, wo alle Fäden für Würzburgs größte Veranstaltung in diesem Jahr zusammenlaufen. Dort ist gerade eine riesige Menge Kartons mit den Ticket-Rohlingen eingetroffen. Die müssen jetzt in das Ticketsystem integriert werden. „Das ist ein äußerst aufwändiges Thema“, sagt Claudia Knoll, denn für die LGS wird es bis zu 60 unterschiedliche Kartentypen geben. Außerdem wird gerade der gesamte Dienstleistungsbereich (beispielsweise Kasse, Security oder Sanitätsdienst) organisiert. Dazu kommen Beschilderungen für die Pflanzen in den einzelnen Gartenbereichen, Aussteller-Handbücher oder Hausordnungen, die erstellt werden müssen.
Auch mit dem LGS-Gastronomen, der Firma Polster Catering aus Lichtenstein in Sachsen, laufen die ersten Vorbereitungen. Hochdruck herrscht gerade auch bei der Zusammenstellung des umfangreichen Kulturprogramms, das zudem in die Online-Präsentation eingepflegt werden muss. „Wir werden bei der Gartenschau insgesamt rund 2000 Veranstaltungen haben“, so Claudia Knoll.
Sieger im Kunstwettbewerb
Inzwischen steht auch der Sieger des Kunstwettbewerbs fest. Es ist Michael Ehlers aus Reichenberg. Er wird im LGS-Park eine 21 mal 8 Meter große Stahlskulptur eines gestrandeten Zeppelins aufstellen, die mit Hopfen zuwachsen soll. Das Kunstwerk mit dem Titel „Das letzte Luftschiff“ soll die Halbwertzeit von technischen Utopien symbolisieren, die sich die Natur früher oder später wieder zurückholt. „Das wird eine Art Pendant zur Landesgartenschau 1990“, sagt Klaus Heuberger. Denn dort stand (und steht immer noch) die ebenfalls bewachsene 17 Meter hohe Pyramide aus Mero-Elementen.
Gartenschau in der Baustelle
Eine Besonderheit, wenn nicht gar Einmaligkeit, der Landesgartenschau 2018 wird es sein, dass sie inmitten der Großbaustelle für den neuen Stadtteil Hubland stattfindet. Wie werden sich Bagger und Pflanzen, Baustellenverkehr und Besuchermassen miteinander vertragen? Denn die Bauarbeiten werden während der LGS nicht gestoppt. Und das gleich in vier Quartieren. Die beiden Geschäftsführer sind zuversichtlich, dass es nicht zu ernsthaften Kollisionen kommen wird. Zum einen, so Heuberger, soll der Baustellenverkehr durch Schilder und Schranken so kanalisiert werden, dass es keine Konflikte mit dem Besucherverkehr und dem ÖPNV geben wird. Zum anderen falle die Hauptbesucherzeit der LGS nicht mit den Hauptströmen des Baustellenverkehrs zusammen.
Ansonsten sind die beiden LGS-Geschäftsführer optimistisch, dass die An- und Abfahrt der Besucher zum und vom LGS-Gelände reibungslos verlaufen wird. Es gebe zunächst „die ideale Situation“, dass direkt am LGS-Areal eine Parkplatz für 1000 Fahrzeuge zur Verfügung steht, so Klaus Heuberger. Was den Omnibusverkehr betrifft, setzt Heuberger darauf, dass der neue Stadtteil ohnehin angebunden werden muss. „Für die Gartenschau benötigen wir dann lediglich einen engeren Takt“, so Heuberger.
Verbindung zum Bahnhof nachrangig
Keine allzu große Bedeutung misst das LGS-Duo der Verbindung vom Hauptbahnhof zur Gartenschau zu. Denn man wisse aus zurückliegenden Gartenschauen, dass etwa 90 Prozent der Besucher entweder mit Bussen oder eigenem Auto anreisen. Dass größere Besuchermengen gleichzeitig mit Zügen einträfen, sei sehr unwahrscheinlich, weiß Claudia Knoll, die schon mehrere Gartenschauen durchgeführt hat.
Wiesenpark als Privileg
Dass am Hubland zuerst der große Wiesenpark angelegt wurde und der Großteil der Wohnbebauung erst später erfolgt, ist für Klaus Heuberger „ein Privileg für die LGS“. Normalerweise sei es genau umgekehrt und die Grünbereiche dann „häufig nur noch ein moralisches Feigenblatt“. In Würzburg sei das Gegenteil der Fall gewesen, denn der Parkbereich war schon Bestandteil des Masterplans gewesen, als noch gar nicht feststand, dass hier die LGS stattfinden würde. Diese könne nun zur „Triebfeder“ für weitere Entwicklungen werden,
Als Beispiele nennt er die Grünvernetzungen in der Umgebung, die ohne die LGS wohl nicht so schnell realisiert worden wären. Und er sieht in dem neuen Stadtteil, der rund um den LGS-Park entsteht, auch eine gesellschaftliche Aufgabe: „Andere neue Stadtteile brauchen oft sehr lange, um zusammenzuwachsen, hier geht das alles mehr oder weniger auf einen Schlag“.
„Der große Wiesenpark am Hubland ist ein Privileg für die Gartenschau“
LGS-Geschäftsführer Klaus Heuberger