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Schweinfurt/Würzburg: Kündigungen wegen Impfpflicht: Hilferuf aus den Seniorenheimen in Unterfranken

Schweinfurt/Würzburg

Kündigungen wegen Impfpflicht: Hilferuf aus den Seniorenheimen in Unterfranken

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    Den Senioreneinrichtungen droht wegen der Impfpflicht der Verlust von Personal in der Pflege, aber auch für sonstige Tätigkeit wie Küchen- oder Putzdienste. 
    Den Senioreneinrichtungen droht wegen der Impfpflicht der Verlust von Personal in der Pflege, aber auch für sonstige Tätigkeit wie Küchen- oder Putzdienste.  Foto: Symbolfoto: Christoph Schmidt, dpa

    Die Altenpflege in Unterfranken schlägt Alarm: Durch die auf Gesundheitsberufe beschränkte Corona-Impfpflicht droht die Abwanderung von Personal. Erste Kündigungen liegen vor. In einem Offenen Brief fordern die großen Träger von Seniorenheimen deshalb die Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht. Das Schreiben an Abgeordnete aus der Region haben Diakonie, Caritas und Arbeiterwohlfahrt (AWO) unterzeichnet.

    Träger fordern allgemeine Impfpflicht für Bevölkerung

    Verfasst wurde der Hilferuf von Pfarrer Jochen Keßler-Rosa, Vorstand des Diakonischen Werks Schweinfurt. In dessen sieben Pflegeheimen gilt ein Aufnahmestopp, die Personalsituation ist prekär – und dürfte sich durch die Impfpflicht weiter zuspitzen. Keßler-Rosa wählt drastische Worte: "In wenigen Tagen beginnend können pflegebedürftige Menschen von uns nicht mehr verantwortungsvoll und professionell versorgt werden."

    Zwar hätten aktuell erst zwei Mitarbeiterinnen gekündigt, präzisiert der Pfarrer auf Anfrage, "aber andere überlegen das". Rückmeldungen aus den Heimen zeigten einen hohen Druck beim Personal, weitere Kündigungen seien zu befürchten. Nur eine Impfpflicht für alle könne verhindern, dass Beschäftigte in andere Branchen ausweichen.

    Dramatisch ist die Lage auch bei der AWO in Unterfranken mit 16 stationären Einrichtungen der Altenpflege. Über 200 Mitarbeitende seien nicht geimpft, darunter überzeugte Impfgegner, sagt Ulrike Hahn, Bereichsleiterin Senioren und Rehabilitation. Etliche würden mit der Kündigung nur warten, weil sie auf eine Rücknahme der Impfpflicht hoffen.

    Bundestag und Bundesrat hatten am 10. Dezember eine berufsbezogene Impfpflicht für das Gesundheitswesen beschlossen. Sie soll vor allem alte und vorerkrankte Menschen vor dem Coronavirus schützen. Betroffene müssen eine Impfung oder Genesung bis zum 15. März nachweisen.

    Personelle Engpässe schon an Weihnachten

    Die Auswirkungen sind nach Einschätzung von Keßler-Rosa "katastrophal" für die Einrichtungen der Altenpflege sowie die ambulanten Dienste. Schon an Weihnachten gebe es Lücken im Dienstplan, Personal sei nicht mehr umzuschichten. Noch in dieser Woche wolle die Diakonie Schweinfurt eine Überlastungsanzeige gegenüber den Pflegekassen stellen: Leistungen können unter Umständen nicht mehr vertragsgemäß erbracht werden. 

    Die Impfquote beim Personal in den Heimen ist Keßler-Rosa zufolge überdurchschnittlich, teilweise liege sie aber nur bei 70 Prozent. "Viele sind ausgebrannt, manche auch verbohrt oder trotzig", sagt der Diakonie-Chef. Wenn in einer Einrichtung von 150 Beschäftigten 30 nicht geimpft sind – "sollen wir die alle freistellen?" Der Pfarrer rechnet damit, dass Kräfte des Katastrophenschutzes zum Einsatz kommen, um die Pflege aufrechtzuerhalten.

    Abwanderung droht nicht nur bei Pflegekräften

    Im Caritasverband setzt man ebenfalls auf eine allgemeine Impfpflicht. Sonja Schwab, Leiterin Soziale Dienste, will wie ihre AWO-Kollegin den Blick nicht auf die Pflege verengen. "Ein Koch oder eine Putzkraft können leichter in eine andere Branche wechseln." Sie seien für den Betrieb der Einrichtungen aber genauso wichtig. Gleiches gelte für die ehrenamtlichen Besuchsdienste. Auch hier drohe ein Schwund durch die begrenzte Impfpflicht.

    Bei der Caritas ist eine Abfrage in allen Heimen angelaufen, die Ergebnisse sollen analysiert und Einzelgespräche mit den Beschäftigten geführt werden. Anfang Januar könne man die Situation beurteilen. Personell bewege man sich bereits nah am Abgrund, warnt Schwab. "Da braucht es nicht mehr viel."

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