Wie wichtig das geplante Bergwerk bei Altertheim für Knauf ist, lässt sich an der Kommunikationsstrategie des Konzerns erkennen. Während sich Knauf in Bezug auf seine Geschäfte im fernen Russland bedeckt hält, ist das Unternehmen aus Iphofen in Sachen Bergwerk in der Heimat um Transparenz bemüht.
Das ist im Sinne tausender betroffener Menschen in Stadt und Landkreis Würzburg zu begrüßen. Zu kritisieren ist aber: Knauf kommuniziert auf eine Art und Weise, die den Menschen den Eindruck der Eindeutigkeit vermittelt. Diese gibt es bislang aber nicht.
So verweist das Unternehmen vielfach auf "Fakten" - und meint damit Ergebnisse seines beauftragten Gutachtens. Demnach gingen Gipsabbau und Trinkwassergewinnung "erwiesenermaßen" und "eindeutig" zusammen.

Fakten sind der Definition nach nachweislich wahre Tatsachen. 19 Bohrungen zur Untersuchung des Untergrunds aber "sind 19 Bohrungen und kein 3D-Modell im 50-Zentimeter-Raster", sagt das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg (WWA). Von den Bohrungen schließt das Knauf-Gutachten auf eine geplante Abbaufläche, die mit bis zu rund sieben Quadratkilometern etwa so groß wäre wie die 9600-Einwohner-Gemeinde Höchberg.
Annahmen aufgrund von Bohrungen sind keine Fakten
Richtig ist: Aufgrund der Bohrungen in der Altertheimer Mulde gibt es begründete Annahmen über die Beschaffenheit des Untergrunds. Das Wasserwirtschaftsamt als amtlicher Experte bewertet das Knauf-Gutachten als "plausibel".
Selbstverständlich hat der Gips-Weltmarktführer ein Interesse daran, dass Bayerns größtes Bergwerk unter Würzburgs wichtigster Trinkwasserader nicht zum Desaster wird. Doch Annahmen sind keine Fakten.

Es sei "unmöglich", den Untergrund im Vorfeld in einem Modell "so abzubilden, dass man alles erfasst, was in der Realität eintreten kann", sagt die Wasserbehörde. Ein Restrisiko bleibe. Nicht umsonst plant Knauf ein "Monitoringkonzept" und einen "Maßnahmenplan" für den Fall, dass der Untergrund doch anders aussieht als angenommen.
Die Sorge vieler Menschen um die Lebensgrundlage Wasser ist also keine abstrakte Angst, wie sie der geschäftsführende Gesellschafter Jörg Kampmeyer in einer Main-Post-Anzeige nennt. Sie ist eine verständliche Befürchtung - erst recht im immer trockener werdenden Klimahotspot Unterfranken.