Die Erkältungs- und Grippewelle rollt durchs Land und sorgt für erhebliche Personalausfälle. Betroffen davon sind auch die Kliniken in Unterfranken, sie arbeiten am Anschlag. Um die Notfallversorgung sicherzustellen, werden mitunter planbare und weniger dringliche Eingriffe verschoben, Stationen zusammengelegt oder gesperrt.
Patientinnen und Patienten brauchen Geduld. Dabei könnte die schwierigste Phase noch bevorstehen, denn die Influenza greift weiter um sich. Normalerweise erreicht die Saison ihren Höhepunkt erst im Februar oder März. Doch schon jetzt liegen die Zahlen auf Rekordniveau. Die Würzburger Uniklinik zählte Ende vergangener Woche 103 bestätigte Influenza-Fälle – so viele wie noch nie zum Jahresausklang. Zum Vergleich: In der starken Grippesaison 2016/17 waren es kurz vor Weihnachten gerade einmal 22, also ein Fünftel.
Influenza-Welle rollt früher und heftiger als in den Vorjahren
Virologen wie Prof. Lars Dölken von der Uni Würzburg hatten früh vor einer drohenden starken Influenza-Welle gewarnt. Hintergrund: Durch die Corona-Schutzmaßnahmen der vergangenen Jahre sind die Grippewellen seit 2020 ausgefallen. Es fehlt nun an Immunität gegen die Viren in der Bevölkerung. Deshalb haben Experten bis zuletzt massiv für eine Grippeimpfung geworben. Auch zum jetzigen Zeitpunkt hält sie Dölken noch für sinnvoll, auch für Menschen unter 60.
"Die Influenza-Welle rollt deutlich früher", sagt Stefan Dreising als Sprecher der Uniklinik. Prognosen zum weiteren Verlauf seien aktuell aber schwer zu treffen. Neben der Influenza fordern auch sonstige Atemwegserkrankungen wie das RS-Virus oder Corona-Infektionen die Krankenhäuser.

Mehr Patienten, weniger Personal: An der Uniklinik fallen laut Dreising derzeit rund acht Prozent der Mitarbeitenden aus, etwa ein Drittel mehr als gewöhnlich. Außerdem gilt für rund 30 Beschäftigte ein Betretungsverbot wegen eines positiven Corona-Tests. Der Kliniksprecher beschreibt die Lage als "angespannt, aber stabil".
Personalengpass in den Kliniken – und dazu jetzt noch Glatteis-Patienten
Am Dienstag sorgte allerdings das Glatteis in der Uniklinik für eine extreme Auslastung der Notaufnahme: Bis zum späten Nachmittag waren nach Stürzen über 60 Personen mit Brüchen an Händen, Armen und Beinen zu versorgen. Auch andere Kliniken berichten aktuell von einem zusätzlich erhöhten Patientenaufkommen nach Glatteisunfällen. Doch überall fehlt es an Personal.
In der Klinik Kitzinger Land beträgt der Krankenstand nach eigenen Angaben zwölf Prozent, um die Hälfte mehr als vor einem Jahr. Wie eine stichprobenartige Umfrage zeigt, ist der Ausfall in allen Kliniken deutlich erhöht – und der Umgang damit ähnlich: Wo es personell eng wird, werden nicht vordringliche OPs verschoben. "Sie werden nachgeholt, sobald es möglich ist", heißt es aus dem Klinikum Würzburg Mitte.

Teilweise werden Bettenkapazitäten reduziert. Notfälle und medizinisch unaufschiebbare Eingriffe, darauf weisen die Kliniken hin, bleiben sichergestellt. In Kitzingen, so ein Sprecher, werde eine Station geschlossen. Im Lohrer Klinikum Main-Spessart werden wie in den Vorjahren über Weihnachten und Neujahr zwei Stationen zusammengelegt.
Im Schweinfurter Leopolina-Krankenhaus beobachtet man eine ausfallbedingt "hohe Belastung" der Mitarbeitenden. Viele springen ein, Abteilungen helfen sich untereinander. "Dass der Ablauf dabei nicht immer so reibungslos ist wie bei Vollbesetzung, liegt auf der Hand", sagt Sprecherin Julia Schüler. Die Kliniken bitten Patienten und Angehörige um Verständnis für die schwierige Situation.