Adventsmarkt ja, Weihnachtsmarkt nein, so lautete die Ansage der Stadt Würzburg an die Marktkaufleute, die wie jedes Jahr in den Wochen vor Weihnachten ihre Buden auf dem Markt und in der Eichhornstraße aufbauen wollten. Adventsmarkt, das heißt in diesem Jahr große Abstände zwischen den Hütten und kein Alkoholausschank, also kein Glühwein, keinen Punsch und auch keine Feuerzangenbowle auf dem unteren Markt. Und daran müssen sich die Marktkaufleute halten.
"Es dürfte ja auch jede Gaststätte aus dem Fenster heraus Glühwein verkaufen"
Joachim Fischer-Paulus vom Markttreff
Doch wer am vergangenen Wochenende am Nachmittag über den Marktplatz schlenderte, sah immer wieder verstreut in Ecken und Nischen und Toreingängen kleine Grüppchen stehen, die offensichtlich Glühwein aus Styropor und Pappbechern schlürften. Und auf dem unteren Markt, wo im Sommer die Gäste vor dem Markttreff sitzen und Kaffee oder einen Schoppen trinken, stand eine Schlange von Menschen an.

Dort war die Quelle des heißen Gebräus, denn große Glühwein-zum-Mitnehmen-Schilder mahnten: "Abstand halten! Bitte den Glühwein mitnehmen! Der Verzehr am Stand ist nicht gestattet." Doch warum darf der Eine, was dem Anderen nicht erlaubt ist, fragt man sich da.
Der Markttreff ist rechtlich gesehen eine Gaststätte und darf "to go" verkaufen
Die Antwort gibt Claudia Lother von der Pressestelle der Stadt Würzburg: Der Markttreff sei rechtlich gesehen eine Gaststätte wie alle anderen in der Stadt auch. Und die dürften eben Speisen und Getränke "to go" anbieten. Für die Marktkaufleute gelte dies hingegen nicht, auf dem Adventsmarkt dürfe Alkohol weder in geschlossenen noch in offenen Behältnissen angeboten werden, so ihre Auskunft.

Betreiber des Markttreffs ist Joachim Fischer-Paulus, der mit seinem Bruder derzeit eigentlich auf dem Weihnachtsmarkt seinen Glühwein in der Pyramide in der Eichhornstraße verkaufen würde. "Glühwein 'to go' verkaufen dürfen alle festen Stände am Marktplatz mit entsprechender Konzession und tun das auch", weiß auch er.
"Aber wir weisen jeden darauf hin, dass man den Glühwein nicht auf dem Markt oder in der Schustergasse trinken darf und achten auch darauf, dass das nicht zuviel wird", fährt er fort. "Wenn zu viel los ist, dann unterbrechen wir den Ausschank auch mal für eine halbe Stunde. Ich will ja für mich selber nicht, dass es zu voll wird. Am Samstag zum Beispiel wurde mir der Andrang zu groß, da habe ich früher zu gemacht", berichtet er.
Baumeisters Kessel müssen heuer kalt bleiben, aber von Neid keine Spur
Das bestätigt auch Werner Baumeister, Sprecher der Marktkaufleute, der mit seinem Süßwarenstand auf dem oberen Markt steht. "Die achten sehr auf das 'to go'", hat er beobachtet. "Neulich hat er sogar früher zugemacht, weil ihm zuviel los war", lobt er. Allgemein könne man sagen, sowohl die Glühweinverkäufer wie auch die Trinker würden sich sehr vorbildlich verhalten, so Baumeister weiter.

Der Kaufleutesprecher betreibt normalerweise auf dem unteren Markt einen gut frequentierten Glühweinstand. Baumeisters Kessel müssen heuer kalt bleiben, aber von Neid keine Spur. "Es ist schade, dass das für den normalen Markt nicht geht, aber so ist das von der Stadt beschlossen worden und so akzeptieren wir das auch", versichert Baumeister."Wir Marktbeschicker hätten ja eigentlich den Platz hinter dem Dom für die Gastronomie bekommen sollen, aber dass das wegen Corona nicht geklappt hat, dafür kann ja niemand etwas. Die Stadt hat sich jedenfalls sehr bemüht."
Das Beispiel vom Markt macht bei anderen Gastronomen Schule
Das Beispiel vom Markt macht bei anderen Gastronomen Schule. So will auch Ratskeller-Wirt Kurt Schubert Glühwein ab Freitag zur Domstraße hin "to-go" verkaufen, sagt er auf Anfrage. Und er wird wohl nicht der Einzige bleiben. "Ich habe von vielen Kollegen gehört, die ebenfalls sehr interessiert sind", sagt Schubert.
Da wird die Stadt ein Auge darauf haben: Der Marktplatz und der Verzehr von Alkohol würden seit Freitag vom Kommunalen Ordnungsdienst und der Polizei genau beobachtet, berichtet Lother weiter. Bisher sehe man aber keinen Grund, auf dem Adventsmarkt in Würzburg ein generelles Alkoholverbot durch eine Allgemeinverfügung auszusprechen.