Groß war die Überraschung im November, als der SV Fatschenbrunn bestätigte: Für das Trainerduo Robert Bindig und Julian Zehnder, das den ersten Aufstieg der Vereinsgeschichte in die Kreisliga gepackt hatte, ist im Sommer Schluss. Ähnlich überraschend war die Nachfolgelösung, für die der Verein nur etwas mehr als einen Monat suchen musste. "Alexander Derra wird ab Sommer neuer Spielertrainer des SV Fatschenbrunn", meldete SVF-Vorsitzender Frank Fösel ein paar Tage vor Weihnachten.

Eine "Top-Lösung" (Fösel) für die Steigerwälder und eine Rückkehr für Derra in den Bezirk Unterfranken und den Spielkreis Schweinfurt. Derzeit agiert der Prappacher im Duo mit Laurenz Graß als Spielertrainer des TV Ebern in der Bezirksliga Oberfranken. Wieso sich der ehemalige Landesliga-Spieler für Fatschenbrunn entschieden hat, worauf er sich am meisten freut und wie er den Nachbar-Spielkreis erlebt hat, erzählt Derra im Interview.
Frage: Nach einer Saison an der Seitenlinie liest sich Ihre diesjährige Statistik folgendermaßen: 20 Spiele, drei Tore, drei Vorlagen. Wie kam's zu diesem überraschenden Comeback, Herr Derra?
Alexander Derra: Als ich vor knapp zwei Jahren in Gochsheim aufgehört habe, stand meine fünfte Operation bevor. Danach wollte ich eigentlich meine aktive Karriere bei meinem Heimatverein in Prappach, wo ich ohnehin mehrere Posten innehatte, beenden und so lange es geht dort kicken und den Verein mit am Leben erhalten. Leider ist es anders gekommen und wir mussten unsere erste Herrenmannschaft aufgeben. Nochmal höherklassig zu spielen, war nie der Plan gewesen. Deswegen bin ich als Trainer nach Ebern. Dann hat sich aber mein spielender Trainerkollege Laurenz Graß das Kreuzband gerissen – und zwei Mann an der Seitenlinie brauchst du nicht. Also habe ich mich nochmal rangekämpft.
Noch einmal Bezirksliga nach fünf Operationen im Alter von 35: Hand aufs Herz, wie stark waren die Schmerzen?
Derra: Ehrlich gesagt würde ich mir sogar noch ein Jahr zutrauen. Das funktioniert schon noch, gerade das Abräumen und die Vorbereitung der Tore. Nur selbst getroffen habe ich als defensiver Sechser nicht mehr so oft. Insgesamt kann ich sagen: Die Geschwindigkeit ist weg, aber mithalten kann ich noch.
Die beiden Spielzeiten in Ebern waren Ihr erster Ausflug in den Nachbarbezirk. Wie viel Spaß macht die Bezirksliga Oberfranken?
Derra: Ich bin schon zu meinen Landesliga-Zeiten am liebsten nach Oberfranken gefahren. Alleine schon wegen der Brauerei-Dichte (lacht). Bezirksliga Oberfranken mit Ebern ist eine geile Erfahrung. Du siehst ganz andere Plätze, lernst eine andere Mentalität kennen. Oft hört man, dass dort der Fußball noch anders gelebt wird. Und das kann ich jetzt ein Stück weit bestätigen. Da ist noch richtig Trubel und Schreierei am Spielfeldrand.
Trotzdem zieht es Sie im Sommer wieder zurück nach Unterfranken, wenn Sie den SV Fatschenbrunn als Spielertrainer übernehmen. Wie kam's?
Derra: Da gibt's mehrere Gründe. Ebern hat eine wahnsinnig gute Jugendarbeit und somit einige richtig starke Nachwuchsspieler, die mit den Hufen scharren. Das bringt verständlicherweise etwas Unzufriedenheit mit sich, weil ich diesen Spielern Spielzeit wegnehme. Aber zwei Trainer an der Seitenlinie brauchst du wie gesagt nicht. Ein anderer Grund war unser letztes Spiel vor der Winterpause.
Ein 1:0-Heimsieg gegen Burgebrach Mitte November.
Derra: Richtig. Da war Laurenz im Urlaub, ich hatte die alleinige Verantwortung – und richtig Spaß. Das hat mir gezeigt, dass ich das wieder haben will. Aber nicht falsch verstehen: Die Zusammenarbeit und die Kommunikation mit Laurenz war und ist super. Ich habe wahnsinnig viel gelernt, auch über mich selbst. Auch mal zurückzustecken, auch mal Kompromisse einzugehen. Aber dieses Spiel hat den Wunsch geweckt, etwas alleine zu machen.
Mit Fatschenbrunn geht es für Sie "runter" in die Kreisliga.
Derra: Das ist in meinem Alter gar nicht so verkehrt, etwas tiefer zu spielen. Vielleicht geht's dann ja noch länger als ein Jahr (lacht).
Wie kam die Verbindung in den Steigerwald zustande?
Derra: In Fatschenbrunn spielen ein paar Prappacher. Und Simon Hümmer, den ich noch aus Augsfelder Landesliga-Zeiten kenne. Er hat mich schon mehrmals gefragt, dieses Jahr einfach zum richtigen Zeitpunkt. Noch im Oktober habe ich anderen Vereinen eine Absage erteilt und hatte vor, in Ebern zu bleiben. Der Entschluss, etwas Neues versuchen zu wollen, ist erst im Winter richtig gereift.
Mussten Sie lange überlegen, bevor Sie zugesagt haben?
Derra: Klar, ursprünglich wollte ich ja in Ebern bleiben. Ich hatte und habe dort eine saugute Zeit. Aber so wie ich den SV Fatschenbrunn kennengerlernt habe, ist es genau das, was man sucht: ein Dorfverein im besten Sinn. Wo viel Wert gelegt wird auf die Gemeinschaft, wo man auch mal im Sportheim noch zusammensitzt. Außerdem arbeite ich gerne mit jungen Spielern zusammen.
Wenn Sie an die Rückkehr in den Spielkreis Schweinfurt denken, worauf freuen Sie sich am meisten?
Derra: In der Kreisliga 2 habe ich als Prappacher wahnsinnig kurze Wege. Da bin ich überall relativ schnell, das ist natürlich ein Plus. Außerdem freue ich mich auf die ganzen bekannten Gesichter.
Mit Danny Schlereth, Dominik Rippstein und noch einigen anderen sehen Sie künftig alte Gefährten als gegnerische Spielertrainer wieder.
Derra: Wir haben alle noch Kontakt und schon gescherzt, dass wir während der Saison montags wohl häufiger mal Urlaub beantragen müssen (lacht). Nein, so schlimm wird's nicht. Aber auf das Bier hinterher freue ich mich schon.

Bis Sie Ihre neue Aufgabe angehen, dauert es noch einige Monate. Wie muss die Zeit beim TV Ebern bis dahin verlaufen, dass Sie zufrieden gehen werden?
Derra: Mein größter Wunsch ist es, dass die Trainingsbeteiligung und der Leistungswille bei den Spielern in der verbleibenden Zeit ungebrochen hoch bleibt. Das Training mit dieser Ebener Mannschaft macht wahnsinnig Spaß. Und sportlich gesehen wäre es schön, noch auf die Plätze fünf oder vier zu schielen. Persönlich erhoffe ich mir eine verletzungsfreie Restsaison auf Bezirksebene als Abschluss. Vielleicht war es dann ja meine letzte.
Fatschenbrunn ist zwar als Aufsteiger erst ganz frisch dabei in der Kreisliga, aber vielleicht geht ja noch mehr im Steigerwald.
Derra: Sag' niemals nie (lacht). Spaß beiseite, das Ziel Bezirksliga wäre wohl noch etwas vermessen. Wir wollen uns in der Kreisliga als feste Größe etablieren. Aber das ist ein Thema im Sommer, für mich geht es jetzt erstmal darum, mit meinen künftigen Spielern zu quatschen, mich vorzustellen. Was natürlich nicht heißt, dass ich die Arbeit in Ebern vernachlässigen werde. Dafür bin ich selbst Sportler genug. Ich will mich ja ordentlich aus der Bezirksliga verabschieden, wenn es dann doch die letzte Saison gewesen sein sollte.