Im Basketball gibt es einen Spruch, der frei übersetzt so lautet: Niederlagen in knappen Spielen mit bis zu fünf Punkten sind die Schuld des Trainers, Siege mit bis zu fünf Punkten haben die Spieler errungen. Klingt so, als wäre weniger Ruhm zu ernten für einen Coach. Am Samstag beim 98:96-Sieg der Würzburg Baskets bei den Crailsheim Merlins war das anders. Direkt nach Spielende schnappte sich Kapitän Felix Hoffmann seinen Trainer und ließ ihn hochleben. Der Grund: Es war nicht Sasa Filipovski, der die Mannschaft an der Seitenlinie betreute, sondern sein slowenischer Landsmann Dejan Mihevc, der den erkrankten Filipovski vertrat. "Im Prinzip haben wir einen Headcoach, der bei uns ins zweite Glied tritt, um von Sasa zu lernen", hatte Hoffmann mal über Mihevc gesagt.

"Ich war nicht nervöser als sonst, weil ich wusste, dass alles gut vorbereitet ist", sagte Mihevc. Als er damals nach Würzburg kam, sei er nervöser gewesen, weil die Rolle als Assistenztrainer für ihn nach zehn Jahren als Chefcoach etwas Neues war. Am Samstag versuchte er sich in Filipovski hineinzuversetzen, und in der Halbzeit der Partie hatten die beiden Kontakt. Die spielentscheidenden Umstellungen, die zum Comeback im letzten Viertel führten, waren aber einfach sein Instinkt fürs Coaching.
Umstellung bringt die Wende im Spiel
Denn neun Minuten vor Schluss lagen die Baskets noch mit zehn Punkten zurück. Mihevc brachte Collin Welp für Maximilian Ugrai, nicht wie gewöhnlich Owen Klassen. "Sie waren sehr gut vorbereitet auf Max' Spielweise, und Owen hatte vier Fouls. Außerdem lagen wir hinten und mussten etwas ändern", erklärte der 45-jährige Familienvater, der im Sommer bei der Basketball-WM auch bei der slowenischen Nationalmannschaft als Co-Trainer fungierte und dabei unter anderem Superstar Luka Doncic betreute. Welp zahlte das Vertrauen zurück und half mit, den Rückstand in einen Sieg umzuwandeln.

Für die Mannschaft sei es nichts Neues gewesen, weil im Training häufiger Zac Seljaas und Welp gemeinsam die großen Positionen bekleiden. "Es könnte im Laufe der Saison eine Stärke werden, dass wir auf den großen Positionen flexibel sind", glaubt Mihevc. Auch Ugrai könnte beispielsweise auf der kleineren Centerposition spielen.
Mittwoch geht es in Bamberg weiter
Wenn die Baskets am Mittwochabend in Bamberg antreten, tritt Mihevc wieder ins zweite Glied. Filipovski war bereits am ersten Weihnachtsfeiertag wieder im Trainingszentrum. Gemeinsam bereiteten die beiden Trainer die Mannschaft auf das Frankenderby vor. "Es ist wieder ein Spielstil, den wir noch nicht kennen", weiß Mihevc bereits. Den Großteil der Vorbereitung für die nun anstehenden Partien gegen Bamberg und Oldenburg hat er bereits gemacht, denn immerhin war ja auch Weihnachten – Mihevc hat drei Kinder.

"Jedes meiner Kinder hat beim Weihnachtsessen eine Aufgabe. Das Fleisch, die Beilagen und den Nachtisch. Ich und meine Frau überwachen das Ganze", berichtet er. Gefüllter Putenrollbraten mit Kartoffelbrei und Blaubeer-Schokolade-Muffins gab es in diesem Jahr. Seine Kinder seien auch in die Planung involviert. So versucht er mit seiner Frau das Fest für sie jedes Jahr besonders zu machen, auch wenn das Leben als Basketballtrainer erschwerende Umstände mit sich bringt. Der traditionelle Besuch bei der Verwandtschaft fällt fast immer aus, und Mihevc musste soeben selbst an Heiligabend zur Arbeit.

Ein Opfer, das er gerne bringt, wenn er dann Momente wie am Samstagabend in Crailsheim erleben darf. Denn nach Hoffmanns überschwänglicher Hebefigur auf dem Feld bekam er in der Kabine noch eine Dusche, vermutlich nur mit Wasser statt mit Bier, aber das dürfte ihm sowieso lieber gewesen sein.

Bamberg Baskets - Würzburg BasketsBrose Bamberg ist Geschichte. Seit dieser Saison heißt der Würzburger Derby-Gegner (Mittwoch, 27. Dezember, 20 Uhr) Bamberg Baskets, weil Michael Stoschek mit seiner Firma Brose sich als Gesellschafter zurückgezogen hat. Ein Neuanfang, der bedeutete, dass die Oberfranken finanziell kleinere Brötchen backen mussten.Mit fünf Siegen steht der ehemalige Serienmeister auf Rang zwölf, hat sich aber fürs Halbfinale im Pokal qualifiziert und ist ein "unangenehmer Gegner" (Mihevc), der defensiv sehr ungewöhnlich spielt. Das liegt auch an ihrem israelischen Trainer Oren Amiel, der, wie es in seiner Heimat typisch ist, verschiedene Ball-Raum-Verteidigungen spielen lässt.Quelle: tei