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BAMBERG: Die Bamberger und ihre Krippenbauer

BAMBERG

Die Bamberger und ihre Krippenbauer

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    Die Altenburg hoch über der Bischofsstadt Bamberg diente dem Krippenfreund Michael Vadas als Kulisse für die Geburt Jesu. Fränkische Krippen wurden vor allem in den 1980er Jahren gebaut. Heute sind sie eher orientalisch.
    Die Altenburg hoch über der Bischofsstadt Bamberg diente dem Krippenfreund Michael Vadas als Kulisse für die Geburt Jesu. Fränkische Krippen wurden vor allem in den 1980er Jahren gebaut. Heute sind sie eher orientalisch. Foto: Foto: Mario Lorenz (3), Ursula Lux (2)

    Beginnen wir nicht in Bamberg, sondern ganz von vorne. Die allererste Krippendarstellung geht der Überlieferung nach auf den Gründer des Franziskanerordens Franz von Assisi zurück. Er hat im italienischen Greccio das Weihnachtsgeschehen des Lukasevangeliums nachgestellt. Die wenigsten Menschen konnten damals lesen und so mussten ihnen Bilder und Darstellung die Botschaft der Bibel nahebringen. In dieser Krippe in Geccio gab es zum ersten Mal echte Tiere: Ochs und Esel, außerdem eine Krippe mit Heu.

    Franziskus‘ Idee verbreitete sich schnell, vor allem in den Kirchen entstanden die unterschiedlichsten Krippen. Die erste Krippe in der heute noch üblichen Form stellten die Jesuiten Mitte des 16. Jahrhunderts in Prag auf. Auch in Bamberg waren es die Jesuiten, die vor 400 Jahren erstmals eine Krippe in der zentralen Stadtkirche Alt-St. Martin aufstellten. Seitdem wird die Tradition gepflegt, auch wenn es nicht immer leicht war.

    Denn in der Zeit der Aufklärung wurde das Brauchtum belächelt und verspottet. Im Zuge der Säkularisation wurde das Aufstellen von Krippen 1803 in Bayern sogar von Staats wegen verboten wurde. Der aufgeklärte Mensch, so argumentierte man, bedürfe solcher Darstellung nicht mehr. Erst kurz vor Weihnachten 1825 hob König Ludwig I. das Krippenverbot in Bayern auf. Im Nationalsozialismus hatten es die Krippen erneut schwer. Alle religiösen Vereine wurden unterdrückt oder verboten. Auch die Bamberger Krippenfreunde, denn in ihrer Satzung ist „die Förderung der Krippenpflege auf religiöser, künstlerischer und volkskundlicher Grundlage“ festgelegt. Doch schafften sie es, unter dem stillschweigenden Wegsehen der damaligen Machthaber nicht nur ihr Vereinsleben aufrechtzuerhalten, sondern auch Ausstellungen weiter zu organisieren.

    Die Bamberger Krippenfreunde:

    „Lauter g‘standene Leut“

    Marcus Geßner, der derzeitige Vorsitzende, erinnert an die Anfänge des Vereins. „Lauter g‘standene Leut“ hätten ihn 1919 aus der Taufe gehoben. Handwerksmeister, ein Rechtsanwalt, Kaufleute; der erste Obmann war Dekorationsmalermeister, sein Stellvertreter Oberpostsekretär. Was mit 16 Gründungsmitglieder begann, wuchs ständig. Heute hat der Verein 350 Mitglieder. 1921 gründete man eine erste Jugendgruppe. „Wenn heute einer mit 50 kommt, dann gehört er zur Jugend im Verein“, bedauert Geßner. 1923 stellten die Krippenfreunde das erste Mal aus. Anlässlich der sechsten Landestagung des Vereins bayerischer Krippenfreunde präsentierten sie ihre Werke in den Luitpoldsälen. Seit 1925 sind auch „Damen zu den Versammlungen zugelassen“. Heute, erzählt Schreiner Roland Haderlein, der an der Krippenbauschule unterrichtet, ist im Durchschnitt in jedem Krippenbaukurs eine Frau dabei. „Was die handwerklich drauf haben – alle Achtung.“ Nach einer Krippenschau 1929 im Domkapitelhaus wurde die Maternkapelle den Krippenfreunden zur Nutzung übergeben. Bis heute stellen sie dort ihre Krippen aus, und das kleine Kirchlein in der Maternstraße 1 gehört zum festen Anlaufpunkt eines jeden, der sich auf den Bamberger Krippenweg macht.

    Die Krippenbauschule: „Fast scho aweng profihaft“

    Seit 1977 hat der Verein auch eine eigene Krippenbauschule. Schon vorher haben Mitglieder Krippenbaukurse über die Volkshochschule angeboten. Roland Haderlein ist einer der Lehrer dort. Er ist erblich vorbelastet: Großvater und Vater waren Schreiner. Dennoch hat er im Kurs die Schreiner nicht so gern: „Des is g'fährlich, weil die sind zu genau.“ Es gibt die Langzeitkurse, die drei Wochen dauern, und den Wochenkurs. Das ist „fast scho aweng profihaft“, sagt Haderlein. Und nicht nur das: Je nachdem, ob jemand eine fränkische oder eine orientalische Krippe baut, braucht's einen anderen Leim.

    Haderlein ist auch unter die Jäger und Sammler gegangen. Das ganze Jahr über hat er den Kurs im Blick: Holzreste, Latten, Baumrinden, es gibt fast nichts, was nicht verbaut werden könnte. Um die Materialien brauchen sich die Teilnehmer nicht zu kümmern, alles, was benötigt wird – Holz, Spanplatten oder Styropor –, ist vorhanden.

    Während in den 1980er Jahren vor allem fränkische Krippen gebaut wurden, liegen heute die orientalischen im Trend. Bis zum vergangenen Jahr gab es eine feste Gruppe, die sich über fünf Jahre lang in der Krippenbauschule traf, sie haben neue Krippen gebaut oder ihre bestehende erweitert. Christian Fels hat den Kurs von seiner Freundin geschenkt bekommen. Er wollte eigentlich zu Hause eine Krippe bauen, aber „daraus ist nichts geworden“. Er baut orientalisch, andere Teilnehmer kommen mit dem Bild eines Hauses oder einer schon bestehenden Krippe, die sie nachbauen wollen. Fast alles ist möglich.

    Die Krippenstadt: Großkrippen auf öffentlichen Plätzen

    Der Weg zur Krippenstadt Bamberg begann im Dezember 1963. Auf Betreiben der Krippenfreunde wurde auf dem Schönleins-platz die Stadtkrippe aufgestellt. Und die Krippe somit aus den Kirchen geholt. Sechs Meter lang, drei Meter breit und vier Meter hoch ist sie, die Figuren sind 1,35 Meter groß. Der Entwurf stammt von einem Krippenfreund, die Figuren aus der Werkstatt des Bamberger Bildhauers Hermann Leitherer. Zunächst gab es die Szenen Maria Verkündigung und die Geburt. 1969 kamen noch die Herbergssuche und die Anbetung der drei Könige dazu.

    Seit 1983 gibt es eine zweite Großkrippe. Sie steht auf dem Maxplatz, wo auch der Weihnachtsmarkt aufgebaut ist. Aufgestellt, betreut und notfalls renoviert wird sie bis heute von den Krippenfreunden. Zwölf Figuren mit einer Größe von einem Meter stehen dort in einem Fachwerkhaus. Auch andere Krippen der Vereinsmitglieder sind in eigenen Pavillons auf dem Weihnachtsmarkt zu sehen. „Bis zum 21. Dezember, dann holen die Mitglieder sie, damit sie an Heiligabend ihre Krippen zu Hause haben“, sagt Geßner.

    Seit 1984 gibt es den Bamberger Krippenweg. Begonnen mit neun Stationen, kann man heute an 37 Stationen mehrere hundert verschiedene Krippen sehen – große und kleine, historische und moderne, fränkische und solche aus aller Welt. „Viel zu viel, um sie alle auf einmal anzuschauen“, sagt Geßner. Der Verein habe schon vorgeschlagen, eine kleine und eine große Route auszuweisen, sei damit aber bei der Stadt auf taube Ohren gestoßen.

    Die Passionskrippen: Ein alter Brauch neu belebt

    Seit 1990 gibt es nicht nur weihnachtliche Darstellungen, sondern auch sogenannte Passionskrippen. Die, so Geßner, seien früher weit verbreitet gewesen. „Wir wollten diesen alten Brauch wieder aufleben lassen.“ Einige Mitglieder hätten damals schon welche gebaut, andere damit geliebäugelt. Diese Krippen stellen den Leidensweg Jesu nach, „und es gibt viel mehr Szenen, die man bauen kann“, sagt der Vorsitzende. Vom Einzug in Jerusalem übers Abendmahl und den Kreuzweg zeigen sie das Geschehen bis zum Gang der Jünger nach Emmaus. Auch diese Darstellungen gibt es mit Lokalkolorit – so wurde eine Kreuzigungsszene kurzerhand an den Fuß der Bamberger Altenburg verlegt.

    Was den Passionskrippenbau anfangs erschwerte, waren die Figuren, es gab einfach wenig fertige. Nun, man konnte sie sich anfertigen lassen, wenn's der Geldbeutel hergab. Oder man kaufte Holzgliederpuppen, die aber muss dann jemand standesgemäß anziehen.

    Auch wenn es heute eine größere Auswahl gibt, die richtige Figur zu finden, sei es nicht einfach, sagt Geßner: „Wir haben Mitglieder, die wählen ihren Urlaubsort so aus, dass sie die richtigen Krippenfiguren mit nach Hause nehmen können.“

    Die Weihnachtsausstellung der Krippenfreunde in der Maternkapelle, Maternstraße 10, ist von 26. November bis 8. Januar zu sehen, dienstags bis freitags von 13 bis 17 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 11 bis 17 Uhr. Das Bamberger Krippenmuseum, Obere Sandstraße 23, hat im Advent bis 6. Januar täglich von 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, geöffnet. Infos: Tel. 0174/ 9 88 33 06 Die Krippenbauschule bietet regelmäßig Kurse an, Infos und Anmeldungen per E-Mail an krippenfreunde-bamberg@gmx.de oder bei Marcus Geßner, Tel. (09 51) 98 03 10

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