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MÜNCHEN: Uli Hoeneß muss nur noch nachts ins Gefängnis

MÜNCHEN

Uli Hoeneß muss nur noch nachts ins Gefängnis

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    Uli Hoeneß ist Freigänger geworden. Foto: Matthias Schrader/Archiv
    Uli Hoeneß ist Freigänger geworden. Foto: Matthias Schrader/Archiv

    Uli Hoeneß hatte gerade seinen Rücktritt von allen Ämtern im Verein verkündet, dann sagte er bei der Mitgliederversammlung des FC Bayern München kämpferisch: „Das war’s noch nicht.“ Am 2. Mai 2014 war das, und die Mitglieder applaudierten dem ehemaligen Präsidenten und Aufsichtsratschef stehend. Nun ist der wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro verurteilte Hoeneß exakt sieben Monate nach Antritt seiner dreieinhalbjährigen Gefängnisstrafe Freigänger. Es beginnt also eine Phase, in der er die ersten Schritte zurück ins Leben unternimmt.

    In ein anderes Leben, in dem Hoeneß wohl noch eine weitere, gefühlte Strafe begleiten wird. Auf Schritt und Tritt dürfte ihn der Boulevard begleiten, den Gebrandmarkten, wie schon an Weihnachten und Silvester, etwa beim Spaziergang mit Ehefrau Susi. Selbst der Tod seines Hundes Kuno taugte zuletzt für Schlagzeilen.

    Am Montag wird Hoeneß 63 Jahre alt, und sein Geburtstag könnte zugleich sein erster Arbeitstag in der Jugendabteilung des FC Bayern werden. Als gesichert darf gelten, dass Hoeneß seine neue Aufgabe im Verlauf der kommenden Woche übernimmt. Ein Arbeitsplatz ist die Voraussetzung für einen Freigang, der für zwölf Stunden zwischen sechs und 18 Uhr gewährt wird. Die anderen zwölf Stunden muss Hoeneß vorerst in der Justizvollzugsanstalt verbringen.

    Tagsüber beim Nachwuchs des FC Bayern, abends zur Übernachtung wieder zurück ins sogenannte Freigängerhaus in der Nähe von München, nach Medienberichten in einem ehemaligen Kloster, in der Landsberger JVA-Außenstelle in Rothenfeld – so wird sein neues Leben vorerst ablaufen. Nach der Hälfte seiner Haft könnte diese zur Bewährung ausgesetzt werden. Dann wäre Hoeneß im März 2016 zwar weiterhin offiziell Häftling, aber relativ frei. Und dann?

    Spieler, seit 1979 Manager, Macher, Herz und Hirn des deutschen Branchenführers war Hoeneß. Er hat den FC Bayern nach seinen Vorstellungen zu jener Größe im Weltfußball geformt, die der Klub mit inzwischen mehr als einer halben Milliarde Euro Umsatz und den meisten Mitgliedern weltweit ist. Wie wird das nun sein für Hoeneß, den Patriarchen, jetzt offiziell als „Assistent der Abteilungsleitung Junior Team“ geführt zu werden?

    Wie, seinem künftigen Chef Wolfgang Dremmler zu unterstehen und nicht in sein altes Büro mit den geliebten Rattanmöbeln zurückzukehren, sondern in ein fremdes „Büro im Jugendhaus“, wie der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge bereits ankündigte?

    Hoeneß ist nicht mehr der Alte, schon allein äußerlich. Er soll mehr als 20 Kilogramm abgenommen haben. Und er kann nicht mehr der Alte sein durch diese einschneidende Lebenserfahrung, die Anfang 2013 begann, als der Steuerfall mit der misslungenen Selbstanzeige ins Rollen kam und im April 2013 öffentlich wurde.

    Sein Verein hat sich nach seinem Abschied ebenfalls verändert. Hoeneß wird bei seiner Rückkehr spüren, dass er nicht mehr die Nummer eins ist. Nun bestimmen andere. Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen hat seinen Arbeitsvertrag für die Justizbehörden ausgearbeitet, der ehemalige Finanzvorstand Karl Hopfner hat die Ämter als Präsident und Aufsichtsratschef von Hoeneß übernommen, er ist bis Herbst 2016 gewählt. Die neue Nummer eins im Verein ist Rummenigge, und er tritt auch so auf. Sportvorstand Matthias Sammer agiert auf seine Weise als Bindeglied zwischen Trainer und Spielern. Der erste Ansprechpartner für die Kicker wird Hoeneß künftig kaum sein können, so wie einst.

    Der Verein versucht das Thema Hoeneß möglichst klein zu halten. Wohlgesonnen haben sich die Verantwortlichen immer geäußert. Hoeneß sei ein „Freund“ und werde es bleiben, haben sie stets betont. Doch eine gewisse Distanz war dabei durchaus zu vernehmen.

    Es wirkt bisher nicht so, als sei eine Rückkehr für Hoeneß an die Spitze des Vereins vorgezeichnet, in seine alte Rolle als erster Entscheider und Präsident. Hopfner wiederholte sich dazu auf der Jahreshauptversammlung im November – ohne Hoeneß – nur auffallend knapp, er werde nicht gegen Hoeneß antreten, falls dieser wieder Präsident werden wolle.

    Und als ein Mitglied gegen Ende der Versammlung bei seiner Wortmeldung in den Saal rief, Hoeneß sei noch immer sein Präsident und werde dieser auch offiziell wieder werden, fiel die Reaktion im Saal verhalten aus. Für den gesamten Verein scheint Uli Hoeneß nicht zwangsläufig ein Mann der Zukunft zu sein.

    Bayerisches Strafvollzugsgesetz

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