Wir haben Sie vermisst! Warum lassen Sie sich zwischen jedem Film immer mehrere Jahre Zeit?
EDDIE MURPHY: Es hat sich mit der Zeit so entwickelt. Anfangs habe ich noch regelmäßiger Filme gemacht und war für gewöhnlich in zwei bis drei Filmen pro Jahr zu sehen. Aber irgendwann bin ich müde geworden und habe eine Pause gebraucht. Das ist der Grund, warum ich in den letzten fünf oder sechs Jahren einfach mal nichts gemacht habe. Ich werde nie wieder so viele Filme am Stück machen wie damals. Es ist einfach verdammt viel Arbeit! In Zukunft werde ich natürlich trotzdem Ja sagen, wenn mir ein besonderes Projekt angeboten wird. Aber ansonsten ziehe ich es gerade vor, als Stand-up-Comedian weiterzumachen und als Live-Performer zurück auf die Bühne zu gehen.
Deshalb wählen Sie Ihre Projekte sehr sorgfältig aus. Was hat Sie dazu gebracht, bei "Candy Cane Lane" mitzuwirken?
MURPHY: Die Geschichte war sehr gut geschrieben. Brian Grazer hat das Drehbuch gefunden. Ich habe bereits eine Menge Filme mit ihm gemacht und habe ziemlich viel Vertrauen in die Projekte, die er auswählt. Es war einfach wirklich gut und einzigartig geschrieben.
Also hatten Sie schon vor, einen Weihnachtsfilm zu drehen?
MURPHY: Ehrlich gesagt, ja. Als wir anfingen, über die Idee eines Weihnachtsfilms nachzudenken, haben wir überlegt, ob wir ein Remake von "Ist das Leben nicht schön?" oder einem dieser Filme machen sollten. Aber keiner dieser Ansätze hat zu etwas geführt. Dann kam dieses Drehbuch und es war wie: "Wow, so etwas hat noch keiner gemacht. Und es ist lustig und hat einfach alles." Also war ich sofort dabei.
Und wieso ausgerechnet ein Weihnachtsfilm?
MURPHY: Ich kenne die Weihnachtsfilme, die wir jedes Jahr aufs Neue anschauen, und ich dachte mir, "Candy Cane Lane" könnte einer dieser Filme sein, den Familien immer wieder anschauen möchten.
Was macht einen Weihnachtsfilm zu einem Klassiker, denn das ist es, was Sie hier geschafft haben.
MURPHY: Ich denke, Liebe, Familie und eine Botschaft stehen im Mittelpunkt, und das haben wir in diesem Film. Die Familie kommt zusammen, um einen bösen Elf, einen abtrünnigen Elf sozusagen, zu besiegen. Ich denke, das Besondere an diesem Film ist, dass es ein Abenteuer-Komödien-Weihnachtsfilm ist. Es ist lustig, es gibt Abenteuer und viele urkomische Situationen. Es gibt Action, Kinder, viele Lichter und Dekorationen, Spezialeffekte. Das sind viele der Elemente, aber es ist eine besondere, gute Geschichte, die all diese Elemente zusammenführt, und wir hoffen, dass sie zu einem Weihnachtsklassiker wird, den die Leute jedes Jahr anschauen.
In Ihrer 41-jährigen Karriere haben Sie noch keinen Weihnachtsfilm gedreht, aber es gab schon mehrere Debatten darüber, ob Ihr Film Trading Places ein Weihnachtsfilm ist oder nicht …
MURPHY: Und "Der Prinz aus Zamunda" … Aber meiner Meinung nach sind Filme zur Weihnachtszeit anders als echte Weihnachtsfilme.
Und was ist Ihr persönlicher Weihnachtsklassiker?
MURPHY: Als ich noch ein Kind war, haben wir uns jedes Jahr "Ist das Leben nicht schön" und "Der Grinch" angeschaut. Mittlerweile schaue ich mit Jim Carrey’s Version von "Der Grinch" an. Und ich liebe den Film "Elf", den schaue ich mir auch jedes Jahr an.
Können Sie ein wenig über Ihre Rolle des von Festtagsdeko besessenen Familienvaters in Candy Cane Lane sprechen, die Sie spielen?
MURPHY: Ich spiele Chris Carver, der gerade seinen Job verloren hat. Sein Leben fällt ausgerechnet zur Weihnachtszeit komplett auseinander. Er ist ziemlich verzweifelt, was für einige sehr lustige Momente sorgt.
Die Kinder im Film waren auch großartig.
MURPHY: Oh ja, alle haben einen tollen Job gemacht. Das Mädchen, die im Film meine älteste Tochter spielt, sollte 16 Jahre alt sein. Als ich zum ersten Mal am Set ankam, dachte ich: Wow, das junge Mädchen ist sehr selbstbewusst. Dabei habe ich später herausgefunden, dass sie bereits 23 Jahre und deshalb eine erwachsene Frau ist (lacht).
Wie war es, nach über 30 Jahren wieder mit Reggie Hudlin zusammenzuarbeiten?
MURPHY: Es war surreal. Wir haben neulich erst gesagt, dass wir beim ersten Film, den wir zusammen gemacht haben, "Boomerang", noch junge Hüpfer waren. Und jetzt treffen wir uns und sind ein paar alte Böcke (lacht). Der Film ist das genaue Gegenteil von "Boomerang". Es war also sehr surreal. Ich habe ihn im Laufe der Jahre natürlich hin und wieder gesehen, aber es war großartig, mit ihm zusammenzuarbeiten und etwas zu tun, das so anders war als das, was wir zuvor gemacht haben. Und er hat es perfekt hinbekommen. Ich denke, er hat einen wundervollen Job gemacht.
Und wie hat sich die Dynamik zwischen Ihnen und Reggie seit “Boomerang” verändert? Es klingt so, als wäre es ziemlich gleich geblieben …
MURPHY: Sag "Dynamik" einfach etwas langsamer. Ein bisschen langsamer und ein bisschen steifer. So war es dieses Mal für uns …
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Wie war es für Sie, zum ersten Mal die "Candy Cane Lane" und die ganze Dekoration zu sehen?
MURPHY: Das erste Mal war unglaublich. Aber bei dem 100. Mal, wenn man dort frierend und nicht warm genug gekleidet steht, habe ich mich gefragt, ob wir das alles wirklich brauchen (lacht).
Eddie, wenn Sie einen Wunsch an den Weihnachtsmann richten könnten, was würden Sie sich dieses Jahr wünschen?
MURPHY: 50 weitere Weihnachten, das ist mein Wunsch. Damit wäre ich nach 50 weiteren Weihnachten 112 Jahre alt.
Möchten Sie wirklich 112 Jahre alt werden?
MURPHY: Ja, ich möchte 112 Jahre alt werden. Das wäre ziemlich alt. Ich würde dort sitzen und mich kaum bewegen können. Alle um mich herum würden denken, ich schlafe, aber ich würde alles hören und so tun, als ob ich schlafe (lacht). Genau deswegen möchte ich so alt werden.
Was sind Ihre Lieblingsweihnachtstraditionen?
MURPHY: Wir haben alle üblichen traditionellen Weihnachtsbräuche. Das machen wir jedes Jahr. Persönlich koche ich nicht, aber ich gehe durch die Küche und ermutige meine Familie, indem ich sage: "Es riecht gut." Aber ich versuche nicht, vorab etwas zu probieren. Ich benehme mich und warte bis zum Abendessen. Wir stellen jedes Jahr einen großen Baum auf und schmücken ihn. Meine Enkelin ist vier, mein jüngster Sohn wird vier und meine jüngste Tochter ist sieben. Wenn kleine Kinder dabei sind, ist Weihnachten wirklich wunderbar.
Was ist das beste und schlechteste Weihnachtsgeschenk, das Sie jemals erhalten haben?
MURPHY: Ich erinnere mich nicht daran, jemals ein Geschenk erhalten zu haben und gedacht zu haben: "Das ist das schlechteste Geschenk überhaupt." Jedes Geschenk kommt mit dem Geist von Weihnachten und kann daher nicht schlecht sein. Aber ich muss sagen, meine Kinder schenken mir viele Massage-Utensilien. Ich bekomme immer etwas mit Massage zu tun. "Was ist das?" "Oh, das ist zum Massieren deiner Füße, Papa." "Oh, und was ist das?" "Das ist zum Massieren deiner Schultern, Papa." Inzwischen habe ich für jedes Körperteil einen Massagestab (lacht).
Ihre Kinder waren ja am Film auch beteiligt - von ihnen kommen die selbst gemachten Ornamente.
MURPHY: Ja, sie haben so viel Liebe hineingesteckt. Die besten Ornamente überhaupt, natürlich. Sie haben es wirklich genossen, zum Film beizutragen. Das hat mich als stolzen Vater natürlich sehr glücklich gemacht.
Sie haben vorher darüber gesprochen, dass Sie nicht mehr so viele Filme drehen. Was haben Sie getan, als sie keine Filme gemacht haben?
MURPHY: Überhaupt nichts. Ich war einfach mal ein normaler Mensch, der sein Leben gelebt hat. Ich war zu Hause und war für meine Familie da. Die restliche Zeit über habe ich es mir auf dem Sofa bequem gemacht.
Haben Sie Hobbys?
MURPHY: Ich bin ein leidenschaftlicher Musiker. Ich schreibe Songs und nehme sie selbst auf. Ich habe sogar mein eigenes Musikstudio in meinem Haus. Dort verbringe ich sehr viel Zeit, also würde ich sagen, dass es mein größtes Hobby ist.
Wo können wir Ihre Musik hören?
MURPHY: Manchmal veröffentliche ich ein paar Songs auf YouTube. Wenn Sie auf YouTube nach ‘Eddie Murphy Music’ suchen, werden Sie mich singen hören können. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals meine Songs mit einem Plattenlabel veröffentlichen werde. Deshalb geht jeder Song, auf den ich stolz bin, direkt auf YouTube.
Zur Person
Eddie Murphy, 1961 in New York als Sohn eines Polizisten und einer Telefonistin geboren, trat mit 15 Jahren erstmals als Stand-up-Comedian in Jugendzentren auf, 1980 wurde er Mitglied des Ensembles der legendären Sketch-Show "Saturday Night Live", für einen Gastauftritt dort erhielt der Schnellsprecher 2020 zum ersten Mal einen Emmy. Als Schauspieler wurde Murphy mit Filmen wie „Nur 48 Stunden“, „Die Glücksritter“, „Beverly Hills Cop“ oder "Der Prinz aus Zamunda" zum Star. Aber auch in ernsten Rollen feierte er Erfolge, gewann beispielsweise einen Golden Globe für die Hauptrolle im Film "Dreamgirls". Murphy ist Vater von zehn Kindern, sechs Töchtern und vier Söhnen. Aktuell ist er in der Weihnachtskomödie „Candy Cane Lane“ auf Amazon zu sehen, in der sich ein Familienvater auf einen verhängnisvollen Deal einlässt, um den Weihnachtsdekorationswettbewerb in seiner Nachbarschaft gewinnen.